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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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der doch fast ein Vermögen für Ihre Garderobe ausgegeben hat. Sehn Sie doch selbst, wie wunderschön Sie in den Sachen aussehen, die er für Sie gekauft hat. 'S war' 'n Jammer, wenn Sie nicht den Luxus genießen würd'n, mit dem er Sie umgibt. Gehn Sie, sehn Sie sich mal an.« Sie führte Erienne zu dem langen Spiegel und wartete, während ihre junge Herrin ihre Erscheinung betrachtete. »Nun? Sehn Sie aus wie die Tochter irgendeiner Kuhmagd oder wie eine große Lady?«
    Erienne mußte zugeben, daß Tessies Kunst auf ihre Erscheinung Wunder gewirkt hatte. Auch jemand, der seine Einbildungskraft sehr strapazierte, hätte sie nicht als schlecht gekleidet bezeichnen können. Bis zu einem gewissen Grad konnte sie sogar verstehen, warum Lord Saxton sie hübsch fand. Sie hatte ein fein geschnittenes Gesicht, eine reine, weiche Haut, einen attraktiven langen Hals und festes, glänzendes Haar. Obgleich schlank und etwas größer als der Durchschnitt, brauchte sie keine Polster, um das Oberteil ihres Hemdes zu füllen oder die Rundung ihrer Hüften zu betonen.
    Trotzdem verriet ihr Gesichtsausdruck einen leichten Widerwillen, wenn sie daran dachte, wie ihr Mann auf ihre Erscheinung reagieren würde. Vor ihr lag die lange Reise nach London, und sie wußte nicht, wie die Schlafgelegenheiten während der Fahrt und nach ihrer Ankunft sein würden, so daß sie besonders vorsichtig war, seine Aufmerksamkeit nicht mehr als notwendig zu wecken.
    Aggie kniff sie leicht in ihre Wangen, um noch etwas mehr Farbe hervorzubringen.
    »Wie schön Sie aussehn, M'am, un' jeder kann versteh'n, warum Sie die Gunst des Herrn gewonnen haben. Sie sin' wunderschön. Einfach wunderschön. Und es würde überhaupt nichts schaden, wenn Sie noch ein kleines Lächeln hinzutun könnten.«
    Erienne gelang mit Mühe ein müdes und lustloses Grinsen.
    Die Haushälterin antwortete mit einem strafenden Blick. »M'am, mit Verlaub, da hab' ich schon 'ne Muschel im heißen Wasser freundlicher lächeln gesehn.«
    Tessie hielt schnell eine Hand vor den Mund, um nicht ihr Kichern hören zu lassen, während Eriennes Wangen eine tiefere Farbe annahmen. Sie versuchte mit knirschenden Zähnen noch ein Lächeln, doch Aggie resignierte seufzend und ging zur Tür.
    »Wenn das das Beste ist, was Sie zustande bringen können, müss'n wir uns wohl damit abfinden.«
    Erienne fühlte sich etwas beunruhigt. Da Aggie hauptsächlich den Nachwuchs für die Familie der Saxtons als Ziel vor Augen zu haben schien, begann Erienne zu vermuten, daß die Frau für ihre Lage nur wenig Verständnis hatte und darum eher bemüht war, daß sie Lord Saxton gefiel.
    Kurz darauf erhielt sie noch weitere Beweise für die Absicht der Haushälterin, Herrn und Herrin in möglichst intimer und angenehmer Weise zusammenzubringen. Vor dem Haupteingang wurde ihr Gepäck in den Wagen geladen, und Lord Saxton stand daneben, um mit Tanner die Reiseroute zu besprechen. Als Erienne aus dem Haus trat, fiel der Blick ihres Mannes sofort auf sie, und da er eine Frage des Kutschers nicht beantwortete, war es klar, daß seine ungeteilte Aufmerksamkeit ihr galt. Es war jedoch nicht etwa sein Verhalten, das sie von Aggies Steuerungsversuchen überzeugte, sondern vielmehr das Auftauchen von Tessie, die, ohne sich weiter aufzuhalten, auf dem Kutschbock Platz nahm. Während sie sich einen dicken wollenen Schal um die Schultern legte, machte sie es sich neben Bundy bequem.
    Sie nahm an, ihr Mann hätte Tessie befohlen, dort Platz zu nehmen, und richtete daher einen fragenden Blick auf ihn.
    Da er ihre unausgesprochene Frage falsch verstand, entgegnete er: »Sie werden Tessies Hilfe brauchen, während wir bei den Leicesters sind.« Ein leichtes ironisches Lachen drang unter der Maske hervor. »Es sei denn, Sie können sich bei Ihrem Bad mit meiner Assistenz abfinden.«
    Erienne wollte ihm nicht die Genugtuung geben, sie erröten zu sehen und erwiderte sofort: »Ganz sicher könnte das Mädchen im Wageninneren angenehmer mit uns reisen.«
    »O nein, M'am.« Tessie schüttelte den Kopf, und ihr rundes Gesicht spiegelte die erwartungsvolle Spannung, als sie ihr Tuch enger um sich zog. »Aggie hat mir versprochen, daß ich hier bei Tanner mitfahren darf.«
    Erienne zog ihre Augenbrauen zusammen, als sie ihren Verdacht über die Haushälterin aufs neue bestätigt fand. Erienne nahm sich insgeheim vor, Aggies Kuppelpläne bei ihrem ersten Halt zu durchkreuzen. Das Mädchen würde sicher geneigter sein, ihr Angebot

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