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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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uns ein gemeinsames Zimmer bestellen, und wir können uns nachts gegenseitig wärmen.«
    »Ich … möchte das lieber nicht, Mylord«, erwiderte sie mit angestrengter, leiser Stimme.
    Sein maskierter Kopf senkte sich kurz nach vorn. »Wie Sie wünschen, meine Liebe. Ich werde warten, bis Sie bereit sind.«
    Obwohl sie eine große Erleichterung verspürte, wagte Erienne nicht, hörbar aufzuatmen. Manchmal gewann man Sicherheit, indem man bestimmte Dinge einfach ignorierte. So fand sie sich damit ab, das Schweigen nicht zu brechen, solange er nicht sprach.
    Als sie die Brücke in Mawbry erreicht hatten, beobachtete Erienne mit Interesse die Menschen, die sich hier versammelt hatten. Sie sahen über eine Seite des Geländers hinunter, um etwas im Wasser zu betrachten. Als die munter springenden Pferde des Gespanns näher kamen, gingen die Dorfbewohner zur Seite. Am Ende der Brücke stand jedoch ein kleiner Wagen, an dem die Kutsche nicht vorbeikam. Neugierig, was die vielen Zuschauer wohl angezogen haben könnte, lehnte sich Erienne nach vorn. Sie prüfte, ob sie unter den Gesichtern Bekannte wieder fand und ließ ihren Blick dann an das andere Ufer des Flusses wandern, wo einige Männer umherstanden. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Gegenstand sah, der das allgemeine Interesse erregte. Den Kopf nach unten lag ein Mann am Ufer, der alle viere von sich streckte und die Arme grotesk verdreht hatte. Der mittlere und obere Teil seines Körpers und auch sein Kopf waren mit Blut bedeckt; seine Augen starrten leer in den bleiernen Himmel. Unter der grausigen Fratze glaubte Erienne noch den Schreckensschrei zu erkennen, der die Lippen verzerrt hatte.
    Sie sank in ihren Sitz zurück und schloß die Augen vor dem schrecklichen Anblick. Ihre zitternde Hand fuhr an ihre Lippen, als sie ein plötzliches Unwohlsein überkam. Lord Saxton bemerkte ihr aschfahles Gesicht und lehnte sich vor, um den Grund für ihre Beunruhigung zu finden. Als er ihn wußte, klopfte er sofort mit seinem Stock an das Wagendach. Die kleine Klappe hinter dem Fahrersitz öffnete sich, und Bundys Gesicht erschien.
    »Mylord befehlen?«
    »Sieh nach, ob du herausfinden kannst, was da passiert ist, und wer der arme Teufel ist«, wies er ihn an.
    »Sofort, Mylord.«
    Nachdem er mit einigen Leuten auf der Brücke gesprochen hatte, rief Bundy Ben, der eilfertig herbeieilte, um zu berichten. »Is' Timmy Sears. Jemand hat ihn überfallen und ihm dann die Kehle durchgeschnitten, um ihm den Garaus zu machen. Seine arme Witwe sitzt jetzt im Wirtshaus, und sie schwört, daß sie Timmy das letzte Mal sah, als er sich bereit machte, vor ihrem Haus mit einem Todesengel zu kämpfen. Ein Reiter in der Nacht, ganz in Schwarz gekleidet.«
    »Verdammt!«
    Der Fluch war kaum zu hören, selbst für Erienne, die sich überrascht ihrem Mann zuwandte. Er umklammerte den Griff seines Stockes mit solcher Kraft, daß seine Finger wie Krallen unter einer dünnen Haut herausragten. Sie erinnerte sich, was er ihr über diesen Mann gesagt hatte, und fragte sich, ob dies die Art sei, wie er mit solchen unverschämten Schurken umging. Doch sie konnte nicht entscheiden, ob in seiner Reaktion echte Betroffenheit über Timmys Tod zum Ausdruck kam oder ob es sich nur um einen Trick handelte, um einen Mord zu verbergen.
    »Sag ihnen, daß sie den Sheriff holen sollen«, rief Lord Saxton Bundy mit rauer Stimme zu. »Und dann sieh zu, daß du jemand findest, der uns den Karren aus dem Weg räumt.«
    »Sehr wohl, Mylord«, erwiderte der Bedienstete und ließ die kleine Tür zuschnappen.
    Lord Saxton verschränkte seine Hände über dem Knauf seines Stocks und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Obwohl die leblose Maske es nicht erkennen ließ, spürte Erienne seine Spannung. Sie konnte sich jedoch erst dazu bringen, Fragen zu stellen, als man den Karren weggeschoben hatte und der Wagen sich wieder in Bewegung setzte. Ihren ganzen Mut zusammennehmend, fragte sie ihn: »Sind Sie zornig, weil man Timmy umgebracht hat?«
    »Hm!« antwortete er mit einem nichts sagenden Grunzen.
    Erienne wußte nicht, ob seine Antwort ein Ja oder Nein bedeutete. Da ihr klar war, daß sie der Verdacht nicht loslassen würde, versuchte sie in großer Erregung einen neuen Ansatz. »Haben Sie mit Timmy gesprochen … über das, was gestern passiert ist?«
    Das Gesicht der Maske wandte sich ihr zu, und die stechenden Augen schienen sie zu durchbohren.
    »Mord und Gerechtigkeit schließen einander aus, Madame. Ich habe

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