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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Reisepläne?« fragte sie und hoffte dabei, daß man den eigentlichen Zweck dieser Frage nicht merkte, nämlich ob Christopher England bald verlassen würde oder nicht.
    »Während wir hier sind, stehe ich vollkommen Mr. Seton zur Verfügung. Er entscheidet, wann wir abreisen.«
    Erienne erstaunte diese Bemerkung. Die Vorstellung, daß ein ganzes Schiff mit Mannschaft auf die Launen eines einzigen Mannes angewiesen war, erschien ihr äußerst extravagant. Sie konnte sich nur fragen, wie reich jemand sein müßte, um sich diesen Luxus leisten zu können.
    Zu dritt nahm man das Mittagessen an Bord ein. Der Kapitän wußte viele amüsante Geschichten zu erzählen und konnte kräftiges Seemannsgarn spinnen, ohne dabei nicht auch von tatsächlichen Begebenheiten auf See zu berichten. Erienne machte der deftige Humor des Mannes viel Spaß. Trotz ihrer anfänglichen Skrupel mußte sie sich eingestehen, daß sie sich lange nicht so gut unterhalten hatte.
    Der Rest des Nachmittags verlief im Vergleich dazu ziemlich ruhig. Der Vauxhall-Park war eher für einen sommerlichen Spaziergang geeignet, wenn auch die Ruhe eines Wintertages ihren Reiz haben mochte. Erienne ließ sich von ihrem Begleiter durch die Barock-Pavillons führen. Christopher hielt sein Versprechen, indem er sich wie ein Kavalier der alten Schule betrug und sie mit äußerster Zuvorkommenheit behandelte. Sie fühlte sich, als sei sie für ihn die einzige Frau auf der Welt. Im ›Verzauberten Palast‹ der Rotunda servierte man ihnen Tee in den im Halbrund angeordneten Alkoven, und im Hintergrund sorgten weiche Orchesterklänge für eine angenehme Unterhaltung.
    Insgesamt war es ein ganz zauberhafter Tag gewesen, den Erienne mit einem Anflug des Bedauerns zu Ende gehen sah. Sie wußte, daß sie am nächsten Morgen zusammen mit ihrem Mann nach Saxton Hall zurückreisen würde. Es stimmte sie traurig, als die gemietete Kutsche den Sitz der Leicesters verließ und ihren Begleiter mitnahm. Am Tor hatte Christopher ihr kurz die Hand gedrückt und sie wie ein Vetter flüchtig auf die Wange geküßt, bevor er abfuhr. Nur eine kurze zärtliche Berührung, die jedoch viel zu lange in ihrer Erinnerung blieb, als daß sie ihre Wirkung hätte verleugnen können.
    ***
    Der Nebel hing noch dicht über dem Gelände, als der Wagen der Saxtons das Anwesen der Leicesters verließ und sich nach Norden wandte. Die Morgenluft war kühl und frisch. Die Sonne, die soeben ihre ersten Strahlen aussandte, war fast noch ganz von fuchsienfarbigen Wolken umhüllt, die dicht über dem Horizont hingen. Der Wagen ratterte an Bauernhöfen vorbei, die nördlich der Themse lagen. Steinerne Brücken führten über Flüsse und Sumpfland, über denen noch dicke Dunstschwaden hingen. Mit fortschreitender Stunde verwandelte sich der Himmel immer mehr in ein bleiches Grau, und die Luft wurde frischer. Tessie hatte der Bitte ihrer Herrin entsprochen und im schützenden Inneren des Wagens Platz genommen. Erienne konnte gut verstehen, daß sich das Mädchen durch die Nähe Lord Saxtons eingeschüchtert fühlte, jedoch konnten ihr die beiden schwergewichtigen Männer auf dem Bock nicht die Wärme geben, die man im Wageninneren genoß. Das junge Mädchen vermied es, in Richtung des Herrn zu sehen. Sie war es zufrieden, sich ruhig in ihre Ecke zu setzen und genau wie ihre Herrin ein Schläfchen zu machen.
    Zur Mittagszeit hielten sie vor einem Gasthof. Obwohl sich mehrere Gäste in der Wirtsstube befanden, trat Todesstille ein, als Lord Saxton seine Frau zum Tisch begleitete. Wie stets, so trug auch hier seine Erscheinung dazu bei, daß sie flink bedient wurden. Jeder fürchtete sich, Lord Saxtons Zorn zu wecken. Während des Essens nahm er, wie gewöhnlich, nichts zu sich. Erst als er sie wieder zum Wagen zurückgeführt hatte, entschuldigte er sich und blieb für kurze Zeit verschwunden.
    Wieder auf der Straße, hatten sie sich gerade für ein weiteres, langes Stück eingerichtet, als man einen Ruf in der Ferne hörte und sich die Klappe hinter dem Kutschbock öffnete.
    »Von hinten nähert sich uns ein Wagen, Mylord«, rief Bundy herunter. »Ziemlich groß, mit einem kleinen Trupp Reiter dabei.«
    Ohne sich lange zu besinnen, gab Lord Saxton seine Befehle. »Hab acht auf sie, und bei der nächsten Ausweichmöglichkeit läßt du sie vorbei.«
    »Jawohl, Mylord.« Bundy schloß die Klappe.
    Von ihrem Platz auf dem hinteren Sitz konnte Erienne nichts sehen, doch war das Trommeln schwerer Hufe, das sich ihnen

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