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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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kämpfen, wenn man ihm nur eine Waffe gäbe. Dadurch verschaffte er sich die Sympathie des Sheriffs und wurde bald einer von dessen Leuten. Von nun an schien es, als ob Allan Parker sich weder drehen noch wenden konnte, ohne über den emsigen Haggard zu stolpern. Nachdem er Timmy verloren hatte, suchte Haggard einen neuen Gefährten, den er in Allan gefunden zu haben glaubte. Haggards fortwährende Gegenwart stellte die Geduld des Sheriffs auf eint harte Probe, weil nur ein strikter Befehl, an Ort und Stelle zu bleiben, durch die dicke Hirnschale zu dringen schien.
    Christopher Seton war wieder in Mawbry, und das Wort von der Rückkehr des Yankees machte auch in Saxton Hall die Runde. Der Lord zeigte keine Neigung, sich über den Mann zu unterhalten, während es die jungen Mädchen des Haushalts um so mehr genossen, über alles, was ihn betraf, zu klatschen, gelegentlich sogar in Hörweite ihrer Herrin. Molly erzählte von dem Weibsbild, mit dem sie ihn vor einigen Wochen in der Wirtschaft gesehen hatte, doch weigerte sie sich, den Namen der Frau preiszugeben. Dies hatte zur Folge, daß man Claudias Namen mit dem seinen in Zusammenhang brachte, da man sie ein- oder zweimal in seiner Gesellschaft gesehen hatte. Bis Erienne diese Geschichten zu Ohren kamen, waren sie mit allen erdenklichen Frivolitäten ausgeschmückt worden. In ihrem Herzen hinterließen sie einen Schmerz, ein Gefühl der Enttäuschung, woran auch die mühsame Erkenntnis nichts änderte, daß sie den Mann eigentlich verabscheute.
    ***
    Am Freitagnachmittag nach ihrer Rückkehr äußerte Lord Saxton Erienne gegenüber eine Bitte, daß sie in demselben Kleid zum Dinner erscheinen sollte, das sie am Abend ihrer Hochzeit getragen hatte. Erienne wußte, daß ihr Mann dieses Gewand bevorzugte, weil der Ausschnitt äußerst freizügig war. Auch an diesem Abend war sein Verhalten nicht anders als damals, als sie es zum ersten Male getragen hatte. Er wartete am Fuße der Treppe und beobachtete mit gespannter Aufmerksamkeit, mit einem Arm auf dem Rücken, wie sie herunterkam.
    »Madam«, krächzte er mit seiner rauen Stimme, »Sie sind ein seltener Edelstein, eine Rose unter Dornen und mit jedem Tag, den Gott werden läßt, werden Sie schöner.«
    Erienne stand vor ihm und sah, wie seine Augen nach unten wanderten. Sie fragte sich, ob ihr Kleid den Busen so zur Schau stellte wie damals, als er am Abend der Hochzeit hinter ihrem Stuhl gestanden hatte. Sie versuchte nicht, unter seinen Blicken etwas an ihrer Kleidung zurechtzurücken, da dies nur seinen Spott hervorgerufen hätte.
    »Ich habe einmal behauptet, Madam, daß Ihre Schönheit keines weiteren Schmuckes bedarf. Zwar bin ich immer noch dieser Meinung, doch glaube ich, daß ein bißchen schmückender Tand keinen Schaden anrichten kann.« Der Arm, bisher hinter seinem Rücken, ließ nun ein dicht mit Edelsteinen besetztes Halsband vor ihren Augen hin und her schwingen. »Sie würden mich glücklich machen, wenn Sie es tragen würden, meine Liebe.«
    Er sah sie erwartungsvoll an und hielt das herrliche Stück in seinen Händen, bis Erienne ahnte, daß er auf ihre Erlaubnis wartete, es ihr anzulegen. Sie nickte nur zögernd, da sie nicht wußte, wie lange sie es aushalten würde, wenn er ihre nackte Haut berührte. Er hielt das mit Smaragden und Diamanten besetzte Halsband in beiden Händen und legte es um ihren Hals. Sie senkte den Kopf und wartete mit pochendem Herzen, während er versuchte, den Verschluss aufzumachen.
    »Können Sie das trotz Ihrer Handschuhe machen?« murmelte sie.
    »Warten Sie einen Augenblick«, bat er sie mit heiserer Stimme und zog dann hinter ihrem Rücken erst den einen und dann den anderen Handschuh aus. Erienne hielt den Atem an, bis sie die Berührung seiner bloßen Finger spürte. Dann hätte sie sich vor Erleichterung beinahe an ihn gelehnt, da sie warm, von Fleisch und Blut und männlicher Festigkeit waren.
    Er verbreitete einen frischen männlichen Duft und weckte undeutliche Erinnerungen in der Tiefe ihrer Seele, die sie auf eigenartige Weise angenehm berührten. Sie suchte verzweifelt nach einer Erklärung für dieses Gefühl, doch das einzige, an das sie sich mit einiger Klarheit erinnern konnte, war der Augenblick, als sie nach dem Sturz von Sokrates im Bett von Lord Saxton erwachte.
    Die beiden Enden des Halsbandes wurden mit einem kaum hörbaren Klick geschlossen, und Erienne, die eigentlich erwartet hatte, daß er zurücktreten würde, fühlte erstaunt seine Finger

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