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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Mitternacht ins Lager und weckt dann den alten Clyde.«
    »Dann hau' ich mich jetzt hin«, verkündete Orton und stieß einen dicken Klotz noch weiter ins Feuer. Mit schweren Schritten ging er auf eines der Zelte zu, kroch hinein und löschte das Licht.
    Luddie sah sich noch eine Weile um, fröstelte und ging dann zu seinem eigenen Zelt. Im Lager wurde es ruhig. Nacheinander verlöschten alle Lampen, und bald war nur noch das spärliche Licht der Laterne zu sehen, die vor der Höhle hing, und das des flackernden Feuers. Die Schnarchgeräusche wurden lauter, und keiner hörte den dumpfen Schmerzenslaut in der Ferne, als John Turner von hinten ein Schlag erwischte. Ein Seil zischte durch die stille Nachtluft und hing über dem dicken Ast eines großen Baumes. Mit den Füßen zuerst wurde der bewusstlose Körper in die Höhe gezogen und darauf von dem leichten Wind wie ein Pendel an dem knarrenden Ast hin und her bewegt, während die Zeit langsam verstrich.
    Am Eingang konnte man undeutlich eine Bewegung wahrnehmen, die von einer schwarzen Gestalt in der Dunkelheit ausging. Der Schatten verhielt am Rande des Lichtscheins, und die züngelnden Flammen des Feuers ließen die schwarze, verhüllte Figur und den mächtigen ebenholzfarbenen Hengst erkennen. Der Geisterreiter verharrte in Totenstille, gleich der unheimlichen Stille vor einem losbrechenden Sturm.
    Sein Arm stieß vor und warf ein dunkles Etwas am Ende eines langen Taus in das Feuer. Es krachte und prasselte, und in wenigen Augenblicken stand ein ungefähr mannshoher Eichenholzstamm in hellen Flammen. Der nächtliche Jäger warf sein Pferd herum, ohne daß ihn der Lärm jetzt noch gekümmert hätte und riß am Seil und zog den brennenden Stamm aus dem Feuer. Mit einem donnernden Gebrüll gab er seinem kräftigen Ross die Sporen und ließ es im Kreis laufen, während er den Stamm hinter sich herzog. Das Ding sprang, drehte sich, schlug gegen etwas und sprang wieder weg, wie ein wildes Tier am Zügel. In alle Richtungen flogen brennende Stücke, und der trockene Stoff der Zelte fing sofort Feuer. Der Reiter schlug einen weiten Bogen um den Platz und setzte sie alle in Brand.
    Das Lager verwandelte sich augenblicklich in ein heilloses Chaos. Aus den brennenden Zelten stürzten die Männer und rannten schreiend und fluchend durcheinander. Sie schlugen wild um sich, um die Flammen des brennenden Zeltleinen-Stoffs, der noch an ihnen hing, zu ersticken und versuchten krampfhaft, Haut und Haar, oder was immer davon noch unverbrannt geblieben war, zu retten.
    Der nächtliche Reiter gab seinem Pferd die Sporen und sprengte zu der Höhle. Dort schleuderte er seine Brandfackel auf die kleinen Fässer, die an einer Seite aufgestapelt waren. Die Pferde wieherten in panischem Schrecken, rissen sich los, rasten auf das Lager zu und versuchten, sich mit Sprüngen und schlagenden Hufen durch die wie gelähmt dastehenden Männer einen Weg zu bahnen.
    Der alte Clyde war auf dem Weg zum Höhleneingang, als er vor Angst plötzlich stocksteif stehen blieb. Er schrie, und seine trampelnden Füße, die nicht wußten, wo sie hinlaufen sollten, ließen den Schnee unter ihm schmelzen. Vor ihm bäumte sich der schwarze Hengst auf. Sein Reiter trug einen weiten, wehenden Mantel und hielt in der Hand einen Gegenstand aus hellblauem Stahl. Die Erscheinung lachte schauerlich, und Clyde würde später schwören, daß aus den Augen des Reiters Feuerblitze schossen, als er für alle, die da hören wollten, seine Botschaft in die Nacht rief.
    »Halsabschneider und anderes Lumpengesindel, ihr werdet in diesen Hügeln keinen Schutz mehr finden! Wo immer ihr hingeht, ich werde euch aufspüren und keine Ruhe geben, bis ihr um euer Leben rennt und euch in alle Winde zerstreut!«
    Clyde wartete und drückte seine Augen fest zu. Er war sicher, daß sein Ende gekommen sei und fast genauso fest davon überzeugt, daß der blinkende Stahl ihm, ohne daß er es gemerkt hätte, schon sein Lebenslicht ausgelöscht hatte. Nach einer Weile nahm er seine Arme vom Kopf und öffnete vorsichtig seine Augen. Er ließ seinen angezogenen Fuß herunter, bis die Zehe eben den Boden berührte. Sein Unterkiefer hing willenlos nach unten.
    Die Erscheinung war verschwunden. Über dem Geschrei im Tal war nur noch das Echo eines schallenden Gelächters zu hören.
    Clyde drehte sich um und fand hinter ihm noch zwei weitere mit offenem Mund dastehen. Seine Hand zitterte, als er über die Schulter zeigte. »Habt ihr ihn geseh'n?«

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