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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Die vor Angst bebende Stimme erstarb, und er versuchte es noch einmal. »Habt ihr es geseh'n? Ich habe ihn vertrieben.«
    Seine Hand suchte verzweifelt nach einer Waffe als Beweis für seine Behauptung. Wie durch Zauberei hielt er plötzlich einen zerbrochenen Zeltpfahl in der Hand, mit dem er, freudig erleichtert, daß er noch am Leben war, wild hin und her fuchtelte.
    Irgend jemand im Lager feuerte aus einer Flinte einen Schuß ab. Die Kugel schlug an eine Klippe und verlor sich sirrend in der Nacht. Plötzlich rief eine sich überschlagende Stimme: »Das Feuer! Das Pulver! Es brennt!«
    Wie zur Bekräftigung dieses Schreis schlug eine Riesenstichflamme aus der Höhle, und an die zwanzig Pulverfässer rollten springend daraus hervor. Überall rannten Pferde herum und zertrampelten die brennenden Zelte und Kleider zu einem schneenassen Müllhaufen. Männer flohen, um Schutz zu suchen oder kratzten mit ihren bloßen Händen die gefrorene Erde auf, um sich in niedrigen Gräben verbergen zu können. Das einzige Ziel war, den brennenden Fässern und dem explodierenden Pulver zu entkommen.
    Ungefähr eine Meile entfernt hielt ein schwarzgekleideter Reiter beim Überqueren einer Brücke an und schaute auf die Verwüstungen zurück, die er angerichtet hatte. Eine kurze Folge von Feuerblitzen erhellte den nächtlichen Himmel. Brennende Stücke schossen in Bögen durch die Luft und fielen knisternd und zischend wieder herab. Eine Schar Pferde floh in halsbrecherischem Tempo über eine weiter weg gelegene Anhöhe. Trotz der Entfernung konnte er das Gebrüll und Geschrei der Männer hören.
    Der nächtliche Reiter lachte vor sich hin. Bis zur nächsten Unterkunft waren es nicht ganz fünf Meilen, und ein Spaziergang durch die kalte Winternacht ohne warme Kleider würde allen Gelegenheit zum Nachdenken geben.
    ***
    Die Zimmer Lord Saxtons lagen an der Vorderseite des Hauses. Durch die rautenförmigen Fensterscheiben hatte man eine gute Aussicht auf den Weg, der durch das Tal zum Eingangsturm führte. Zusammen mit Aggie hatte Erienne sich in die Räume begeben, um festzustellen, ob noch etwas an der Einrichtung fehlte. Es war das erste Mal, daß Erienne diese Zimmer, die kleiner als die ihren waren, zu Gesicht bekam. In einer kleinen abgetrennten Nische waren das Bad und der Toilettentisch angebracht. Wie in dem größeren Raum, war auch hier alles sehr ordentlich. Das Fußende des mit einem Baldachin versehenen und reich verzierten Bettes öffnete sich zum Kamin, wo zwei Stühle aus der Zeit der Königin Elisabeth um einen kleinen Tisch standen. Näher an den Fenstern befanden sich zwei große, verschlossene Schränke an den gegenüberliegenden Wänden. Unter den Fenstern stand direkt im Licht ein großes Schreibpult, auf dessen polierter Schreibplatte neben einer Öllampe ein dickes, in Leder gebundenes Buch lag.
    Aggie zeigte auf den Lederband und bemerkte beiläufig: »Der Herr führt über seine Pächter genau Buch. Hier ist alles aufgeschrieben über Geburten und Todesfälle von jedem, der mal auf dem Land der Saxtons gelebt hat. Eines Tages, M'am, wird der Lord hier auch mit seiner eigenen Hand die Geburt Ihres Kindes eintragen.« Erienne war nicht so sicher, ob sie wirklich an ihre ehelichen Pflichten erinnert werden wollte. Doch sie konnte der Frau auch nicht vorwerfen, daß sie sich mit Übereifer für alles interessierte, was den Weiterbestand der Familie betraf. Sie hatte sich damit abgefunden, daß Aggie ihrem Herrn eine ungewöhnlich große Zuneigung entgegenbrachte und wie eine in ihr Kind vernarrte Mutter seiner furchterregenden Erscheinung gegenüber blind zu sein schien.
    Das galt jedoch nicht für seine Frau. Obwohl sie wußte, daß er das Haus schon vor einer Stunde verlassen hatte, konnte sie sich in seinem Schlafzimmer von einem bedrückenden Gefühl nicht ganz frei machen. So oft hatte er sie überrascht, indem er plötzlich ohne Warnung aufgetaucht war, daß sie niemals sicher sein konnte, wo er sich befand. Um ihm nicht zu nahe zu kommen, hatte sie gezögert, seine Räume zu betreten. Doch sie konnte sie nicht länger meiden, ohne den Argwohn der Dienstboten zu wecken.
    »Da kommt ein Wagen, M'am«, verkündete Aggie vom Fenster.
    Erienne eilte zu der Haushälterin ans Fenster. Mit Besorgnis erkannte Erienne den Wagen. Sie war mehr als neugierig zu erfahren, welcher Art die Geschäfte waren, die Lord Talbot nach Saxton Hall geführt hatten, und wen er wohl sehen wollte.
    Sie hatte keine Lust, dem Mann

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