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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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näherten sich langsam die schwerfälligen Schritte der Tür. Ihr Mann öffnete in einem langen Morgenmantel aus rotem Samt. Der Kragen war dicht bis zum Hals hochgezogen. Er trug Maske und Handschuhe wie gewohnt, und der schwer beschlagene Stiefel war unter dem Mantelsaum zu sehen.
    »Störe ich Sie, Mylord?« fragte sie schüchtern.
    »Das schon, Madam, aber nicht so, wie Sie glauben.«
    Obwohl sie nicht richtig verstand, wie diese Worte gemeint waren, erklärte sie ihm den Grund ihres Kommens. »Ich bin hier, um Ihnen dafür zu danken, was Sie heute für Farrell getan haben.«
    Lord Saxton trat zurück und bat sie mit einladender Geste einzutreten. Erienne kam herein und stellte sich vor den Kamin. Es war ihr nicht bewußt, wie deutlich das Licht die Umrisse ihres Körpers durch die Kleidung erkennen ließ. Sie hielt ihre Hände dem wärmenden Feuer entgegen. Ihr Mann rückte sich im Dunkel des Raumes einen Stuhl zurecht, von wo aus er sich an ihrer feingliedrigen, vollbusigen Schönheit erfreuen konnte, ohne seine stoische Haltung aufs Spiel setzen zu müssen.
    Erienne konnte ihn nicht sehen, doch sie wußte, daß er in ihrer Nähe war. Den Kopf zur Seite gewandt sprach sie mit ruhiger Stimme. »Zum ersten Mal habe ich heute in Farrell wieder einen Funken Leben verspürt, den ich schon verloschen glaubte. Es ist wie ein Wunder, beim Abendessen hat er sogar gelacht.«
    »Ihr Vater sieht überhaupt nicht, was Ihr Bruder braucht.«
    »Sie sagen das sehr freundlich, Stuart. Wenn mein Vater weiter wie bisher das Selbstvertrauen Farrells zerstört, wird es meinem Bruder nicht viel besser als Ben ergehen.« Traurig schüttelte sie den Kopf und versuchte die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. »Der arme alte Ben, er war wirklich eine mitfühlende, gute Seele.« Sie schluchzte auf und wischte sich verlegen Tränen von der Wange. »In Mawbry wird manch einer ihn vermissen.«
    Aus dem Dunkel des Zimmers kam eine Frage. »Warum haben Sie Ihrem Vater gesagt, daß ich die ganze Nacht bei Ihnen war?«
    Erienne zuckte leicht die Schultern. »Ich fand es nicht notwendig, unsere … Vereinbarung zu erklären. Ich weiß, daß Sie Ben nicht umgebracht haben, genauso, wie ich sicher bin, daß Timmy Sears nicht durch Ihre Hand den Tod fand. Dies waren Taten, wie sie ein Feigling vollbringt, und wenn ich eines gelernt habe, seitdem wir verheiratet sind, Mylord, dann das, daß Sie kein Feigling sind.« Sie lachte. »Wenn es einen Feigling in der Familie gibt, dann bin ich das.«
    Er sprach mit leiser, rauer Stimme. »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Madam. Und wenn ich von Ihnen das Wort ›Familie‹ höre, so schöpfe ich wieder Hoffnung. Vielleicht wird es nicht mehr lange dauern, bis wir eines Tages wirklich eine Familie sind.«
    Unsicher wandte sich Erienne ihrem Mann zu. Der Atem stockte ihm, als ihr dünnes Hemd in verführerischer Weise ihren Körper preisgab. Seine Augen hefteten sich auf die inneren Kurven ihrer Schenkel. Gebannt beobachtete er das Spiel von Licht und Schatten zwischen ihren Schenkeln, als sie auf ihn zukam.
    Sie beugte sich vor und schmiegte ihre Wange flüchtig an die Seite seiner Ledermaske. Dann floh sie in ängstlicher Hast. Es dauerte lang, bis der Atem des Lords wieder ruhiger ging und die Glut aus seinen Lenden schwand.
    Der Schnee schmolz so schnell dahin, wie er gefallen war, und am nächsten Tag kehrte Avery, nicht reicher als er gekommen war, in sein Dorf zurück. Es hatte sich kein günstiger Augenblick ergeben, um mit seiner Tochter oder ihrem Mann wegen eines Darlehens zu sprechen. Verstimmt verabschiedete er sich; ganz anders Farrell, der sehr beeindruckt war, wie geschickt sein Gastgeber mit Waffen umgehen konnte, und der daher bis zum Ende der Woche blieb. Solange er mit den Waffen übte, zeigte er keine Neigung, sich zu betrinken. Obwohl das Laden für ihn nicht einfach war, schaffte er es mit Hilfe der Zähne, dem Druck seiner Schenkel und der einen Hand, die er bis dahin als nutzlos empfunden hatte. Er vollbrachte das ganz allein, nicht zuletzt deshalb, da ihm Lord Saxton absichtlich nicht helfen wollte.
    Wieder zur Abreise bereit, war aus Farrell fast ein neuer Mann geworden. Erienne hatte darauf bestanden, daß er ein heißes Bad nahm, während seine Kleider gewaschen und geflickt wurden. Mit einer Decke um sich geschlungen, saß er vor dem Kamin, als sie ihm die Haare schnitt und den leichten, unansehnlichen Flaum von seinem Kinn schabte. Sein Protest ging in ihrer fröhlichen

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