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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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hochgeschraubten Konferenzen und Treffen, und am Abend diese Bälle und gesellschaftlichen Ereignisse. Und in all dem erschien eine blaßblonde, kürzlich verwitwete Schönheit mit einem außergewöhnlichen Stammbaum; und auch wenn sie immer traurig dreinblickte, so wies sie die Aufmerksamkeiten des leicht ergrauenden Fleming doch nicht zurück. Avery kam dahinter, daß ihr erster Ehemann ein irischer Rebell gewesen war und seine letzte Tat war, kurz nach seiner Hochzeit einem Boot mit Gefangenen seiner Majestät eine Leine zuzuwerfen. Inzwischen war Avery hoffnungslos in sie verliebt und kümmerte sich keinen Deut darum, daß sie einstmals einen verhaßten Feind der Freiheit geliebt hatte, sondern zwang sie zu einer Heirat mit ihm.
    Sie bekamen ein Kind, ein Mädchen mit Locken so schwarz, wie die ihrer Mutter hell waren; zwei Jahre später kam ein Sohn auf die Welt, er hatte das mausbraune Haar und die gesunde rosige Gesichtsfarbe seines Vaters. Ein Jahr nach der Geburt des Sohnes stieg Avery Fleming auf der Leiter des Erfolges weiter nach oben. Aber diese Stellung verlangte Verantwortung, die weit über seinen Fähigkeiten und Kenntnissen lag. Doch sie förderte Averys Status in den Londoner Clubs und an den Spieltischen, die zwischen den samtbezogenen Wänden standen. Ehrfürchtig zögernd näherte sich Avery Fleming ihnen wie eine Gans am Martinstag, nicht ahnend, was sie am Ende erwartet. Trotz der Warnungen seiner Frau spielte er mit hohem Einsatz, und er setzte sogar auf ein Pferd, das anscheinend stets weit hinter allen anderen Pferden abgeschlagen durchs Ziel ging.
    Seine Ausschweifungen beim Spiel und die Unfähigkeit bei der Arbeit brachten Rothsman so viele Unannehmlichkeiten, daß der Baron sich bald weigerte, seine Besuche anzunehmen. Angela Fleming litt auf ihre Art. Sie mußte mit ansehen, wie ihr Vermögen dahinschwand, bis ihr nichts als Mitgift für ihre Tochter mehr blieb als das, was ihr keiner streitig machen konnte: nämlich eine Erziehung und eine möglichst vielseitige Vorbereitung auf das Leben als Frau eines Mannes, gleich welchen Standes.
    »Verflucht sei ihre Dummheit«, grummelte Avery. »Jede Münze, die an dieses Mädel verschwendet wurde … O je, noch heute könnte ich davon in London leben.«
    Vor dreißig Jahren war er aus eben dieser Stellung entlassen und nach Nordengland verbannt worden, wo man ihn zum Bürgermeister von Mawbry machte und wo ihn Lord Talbot diskret durch seine simplen und begrenzten Pflichten geführt hatte. Als er London den Rücken kehrte, ließ er seine Schulden unbeglichen, denn er fürchtete den Schuldturm nicht, da er sich in nördlichen Breiten weit entfernt von jeder Entdeckung glaubte. Hier sah er eine Möglichkeit, mit reiner Weste neu zu beginnen und sich zu beweisen, daß er ein Mann von hoher Intelligenz sei.
    Dann starb Angela, und er durchlitt eine kurze Zeit der Trauer. Ein fröhliches Kartenspiel schien ihm am ehesten über seinen Verlust zu helfen, und bald wurde es ihm zur Gewohnheit, ein munteres Wochenende mit Farrell in Wirkinton zu verbringen oder sich ein- bis zweimal in der Woche mit alten Kumpanen zu einem Spielchen in der Mawbry Inn zu treffen. In seinem unstillbaren Drang nach Glücksspielen besuchte er auch oft die Gegend um den Hafen, wo er sicher sein konnte, ein neues Gesicht und eine volle Börse zu finden. Ein paar Teerjacken und Matrosen mochten vielleicht vermuten, daß seine Geschicklichkeit beim Kartenspiel eher der Gewandtheit seiner Finger als dem Glück zuzuschreiben war; jedoch ein einfacher Seemann wagte nicht, ein offenes Wort zu sagen, wenn er einem so feinen Herrn gegenübersaß. Wie es auch sein mochte, wendete er seine Begabung nur dann an, wenn die Einsätze hoch waren oder er den Topf gewinnen wollte. Er war nicht so selbstsüchtig, daß er nicht auch hie und da von seinem gewonnenen Geld eine oder zwei Runden Ale oder Rum ausgab; aber Seeleute waren im allgemeinen schlechte Verlierer, vor allem diese lärmende, betrügerische Brut von Yankees, und er vermutete im stillen, daß mehr als einer oder zwei sich bei ihrem Captain beschwerten.
    Er verfluchte sich selbst, nicht aufmerksamer gewesen zu sein, als Christopher Seton fragte, ob er mitspielen könne. Im allgemeinen waren Kapitäne zur See leicht zu erkennen, jedoch schien Seton nicht zu der Art zu gehören. Eher machte er den Eindruck eines gutbetuchten Herrn oder eines elegant gekleideten Dandys. Die Wahl seiner Worte war so peinlich genau und fein wie die

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