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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Laterne und verließ rasch das Zimmer, ohne daß seine Schritte noch auf dem Gang zu hören waren. Erienne brauchte lange Zeit, bevor ihr zitternder Körper zur Ruhe kam und sie sich entspannt in den Kissen ausstrecken konnte.
    ***
    Nach den Schlägen der Uhr im Saal mußte ungefähr eine halbe Stunde vergangen sein, als Erienne unten in der Halle die schleifenden Schritte ihres Mannes hörte. Sie sah zur Tür, bis sein schwarzer Schatten erschien, und wunderte sich über das Schuldgefühl, das plötzlich in ihr aufkam. Doch sie wollte der Vorstellung, daß sie eines Tages dem hartnäckigen Werben des Yankees erliegen könnte, keinen Raum geben. Einladend glättete sie neben sich das Bett für Lord Saxton, und als er sich hingesetzt hatte, kniete sie sich auf, umarmte ihn und legte ihre Wange an seine Schulter.
    »Werden Sie mir böse sein, wenn ich Ihnen sage, daß ich den Durchgang zu dem Kellergang gefunden habe?« flüsterte sie.
    Sein verhüllter Kopf wandte sich halb zur Seite, als ob ihre Worte ihn überraschten. »Ich kann Sie nur um Verschwiegenheit bitten, Madam. Es wäre gefährlich, es irgend jemand wissen zu lassen.«
    »Das Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben, Mylord.«
    »Sie sind ein treues Weib, Erienne. Ganz sicher besser, als ich es verdiene.«
    »Kommen Sie jetzt ins Bett?« fragte sie einladend, um die immer noch frische Erinnerung an Christophers verzehrende Blicke und den Widerstreit ihrer Gefühle zu verdrängen.
    »Ja, meine Liebe. Lassen Sie mich noch die Kerzen auslöschen.«
    »Können Sie sie nicht brennen lassen, damit ich Sie besser kennen lerne?« Wenn die Lichter brannten, würde sie vielleicht das Gesicht des anderen Mannes nicht verfolgen. Allmählich bekam sie mehr Angst vor ihren Vorstellungen als vor dem, was ihr Mann vor ihr verbarg.
    »Alles zu seiner Zeit, meine Süße. Der Tag wird kommen.«
    Sehr viel später lag sie an seiner Brust, befriedigt und erschöpft, doch auch zerrissener, als sie sich eingestehen wollte. Die Bilder von Christopher Seton drängten sich diesmal stärker nach vorn und quälten sie, während Stuart sie umarmte. Daß sie sich auch in diesen zärtlich vertrauten Augenblicken nicht vollkommen von seinem Antlitz trennen konnte, machte sie zum Opfer eines anklagenden Gewissens.
    »Stuart?«
    »Ja, meine Liebe?« Ein raues Wispern kam aus dem Dunkel.
    »Morgen kommt Farrell, und Sie haben ihm versprochen, ihn noch einmal beim Umgang mit den Pistolen zu helfen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, das auch mich zu lehren?«
    Ihr Mann versuchte, sie mit einer Frage abzuweisen. »Wozu sollte Ihnen das nützen, meine Liebe?«
    »Ich würde gern lernen, wie man schießt … für den Fall, daß jemals der Augenblick kommen sollte, daß man Sie mit Gewalt zu entführen versucht. Dann möchte ich in der Lage sein, Sie zu verteidigen.«
    »Wenn das Ihr Wunsch ist, Madam, dann kann es sicher nicht schaden. Zumindest könnten Sie sich schützen, wenn irgend etwas passieren sollte.«
    »Werde ich so gut wie Sie zu schießen lernen?« fragte sie begeistert.
    Schallendes Gelächter drang zu den Samtvorhängen ihres Bettes. »Und wenn Sie eines Tages meinen Anblick nicht mehr ertragen können, blicken Sie mich durch die Mündung Ihrer Pistole an?« Er machte eine Pause, und es wurde ihm klar, daß sie es ernst meinte. »Diese Kunst, Madam, erwirbt man nur durch jahrelanges Üben und die bittere Notwendigkeit, sein Leben verteidigen zu müssen. Ich kann Ihnen nur beibringen, wie man mit einer Pistole umgeht und wie man sie pflegt. Alles andere muß die Zeit bringen.« Er küßte zärtlich ihren Hals. »Es ist wie mit der Liebe: Sie kann nur durch sorgfältiges Üben gewinnen.«
    ***
    In den folgenden Tagen dröhnte es Erienne fast pausenlos in den Ohren von lauten Schüssen. Arm und Schulter schmerzten vom Gewicht und Rückstoß des Steinschloßgewehrs und der kleineren Pistolen. Jeden Morgen und jeden Nachmittag übte sie, wie man lud, zielte und feuerte. Farrell kam nicht schneller voran als sie, denn er mußte sich beim Zielen und Halten der Gewehre auf seinen linken Arm umstellen.
    Erienne war eifrig bemüht zu lernen, doch sie fand es schwierig, die Waffen so in Anschlag zu bringen, daß sie auch das Ziel trafen. Erst als sich Lord Saxton hinter sie stellte und ihre Arme unterstützte, begriff sie langsam, wie sie mit der Waffe umgehen mußte, um richtig zu zielen, und wie wichtig es war, daß sie sie beim Abdrücken ganz fest an ihre Schulter preßte.
    Am Ende der

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