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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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fast zu Tode erschreckt. Das Bellen hatte ihn aus tiefem Schlaf aufgestört, und er war in Panik aus der Hütte geflohen, in dem sicheren Gefühl, daß Lord Saxton hinter ihm her sei. Er war hüfttief im Brackwasser gelandet, und die Kälte hatte ihn schließlich auf der Suche nach trockener Kleidung in sein Haus zurückkehren lassen. Doch selbst dort war ihm ein weiches Bett verwehrt. Er hatte versucht, die Nacht über zu bleiben, aber nicht gewagt, ein Feuer zu machen oder auch nur eine Kerze anzuzünden. In der Dunkelheit hatte ihm jedes Geräusch einen Schrecken durch alle Glieder gesandt. Verschiedene Male hätte er schwören mögen, daß er den schrecklichen Lederhelm auf sich zukommen gesehen hätte. Dann wieder hörte er das Rauschen eines Capes oder das Klicken eines Stiefelabsatzes im Wohnzimmer. In seiner Hütte konnte er wenigstens Schlaf finden!
    Ein Mann betrat die Wirtschaft, niemand, den er kannte. Nachdem sich der Fremde einen Krug Ale geholt hatte, ging er durch das Gastzimmer und sah in die einzelnen Gesichter, bis er zu dem kam, der im Schatten der Ecke saß. Er nahm einen Schluck aus seinem Krug und sprach dann so leise, daß nur der eine ihn hören konnte.
    »Fleming?«
    Avery fuhr hoch, beruhigte sich jedoch, als er sah, daß ihm keine Gefahr drohte. »Jawohl?«
    »Parker schickt mich. Hinten steht ein Pferd. Er trifft dich an der ersten Kreuzung nördlich der Stadt.« Der Mann bewegte sich unauffällig weiter und stand kurz darauf in eine Unterhaltung vertieft mit Molly an der Bar.
    Avery stahl sich durch die Hintertür hinaus und fand das Pferd, wie versprochen. Wenig später sprengte er nach Norden. Die Aussicht, Geld in die Hand zu bekommen, hatte ihn beflügelt. Er würde sie alle verlassen und sich einen Ort suchen, wo ein warmer Wind von der See ins Land wehte.
    Wie angekündigt, wartete Parker auf ihn mit mehr als einem halben Dutzend Leuten als Begleitung. Solange er Christopher Seton nicht hatte, wollte der Sheriff nichts riskieren. Avery stieg vom Pferd, und Parker entfernte sich mit ihm ein Stück von den anderen, die sich vorsichtig im Dunkel des Schattens einiger Eichen aufhielten. Nur zu gut erinnerten sie sich an die tödlichen Hiebe der rächenden Klinge und die blitzenden Hufe in ihrer Mitte. Aller Nerven waren so angespannt, daß sie fast davongeschossen wären, als Avery die Straße heruntergerast kam.
    Avery selbst hatte nur wenig Vertrauen und hielt besorgt die Hand auf der Pistole, die in seinem Gürtel steckte. Er sah noch in seiner Erinnerung den erstorbenen Schrei auf dem Gesicht des armen Timmy Sears, und er war nicht vollkommen davon überzeugt, daß Seton der einzige Verdächtige sei. Seine Angst legte sich etwas, als er sah, daß Allans beide Hände gefüllt waren, die eine mit einem Brief, die andere mit einem Geldbeutel von beträchtlichem Gewicht.
    »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für dich, Avery. Lord Talbot hat einen Boten von York geschickt, der dich mit Wirkung von vor einem Monat von deinen Pflichten entbindet. Aber du brauchst das nicht so ernst zu nehmen. Er hat mich angewiesen, dir zweihundert Pfund zu geben, das Doppelte dessen, was er dir für die vergangenen zwei Monate schuldet. Das sollte reichen, um ein gutes Stück von hier wegzukommen. Und was die Zahlung für das Mädchen betrifft, ist er entsetzt, daß du deine eigene Tochter verkaufst … zum zweiten Mal.«
    »Aber ohne sie kann er Seton nicht fangen!« widersprach Avery.
    Parker hielt ihm den Beutel mit dem Geld und den angeblich von Lord Talbot geschriebenen Brief unter die Nase und freute sich über sein eigenes listenreiches Spiel. Wohl hatte sich Talbot bereits entschlossen, den Mann zu entlassen, doch er wußte noch nichts von den letzten Ereignissen, und Allan hatte es auf seine Kappe genommen, sich Averys zu entledigen. Ihn belustigte es, sich den ehemaligen Bürgermeister vorzustellen, wie er von Dorf zu Stadt hetzte und den Fängen der Angst zu entrinnen suchte. Im Gegensatz zu Timmy wußte Avery nichts, was irgend jemandem schaden konnte, so daß es genügte, ihn auf diese Weise loszuwerden. »Nimm es, Avery. Ist wenig wahrscheinlich, daß du noch mehr kriegst.«
    Brummend in seiner Enttäuschung nahm Avery das Angebotene. Er hatte viel mehr erwartet, war jedoch eingeschüchtert von der Art, wie der Sheriff die Hand auf seine Pistole legte. Avery stopfte den Brief in eine Manteltasche und verstaute den Geldbeutel sorgfältig in der Weste.
    »Und Avery, da wir alte

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