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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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den Grundstein für ein neues Glück zu legen. Na ja! Die zweihundert Pfund würden ihm dabei helfen.
    Er konnte dem Drang, seinen Schatz zu zählen, nicht widerstehen und zog den Geldbeutel heraus, um ihn auf einem flachen Stein zwischen seinen ausgestreckten Beinen zu leeren. Mit offenem Mund starrte er auf seinen Reichtum. Der größte Teil der Münzen bestand aus dicken, dunkelfarbigen Scheiben. Er hob eine auf, biss hinein und konnte die Abdrücke seiner Zähne erkennen: es war reines Blei! Man hatte Bleikugeln zerteilt, so daß sie sich wie Münzen anfühlten, und damit dem Beutel Gewicht gegeben. Nachdem er alles gezählt hatte, waren es nur wenige Pennys über zwanzig Pfund.
    Avery fluchte und warf eine Handvoll der Bleimünzen in das Gebüsch. Aus Ärger, daß man ihn zum Narren gehalten hatte, traten Tränen in seine Augen. Außer lumpigen zwanzig Pfund hatte es nichts gebracht, sein ganzes Planen, Taktieren und Manövrieren.
    Zornig wischte er sich eine Träne ab und schwor, Lord Talbot aufzusuchen und sich über diese unverschämte Beleidigung zu beklagen. Er drückte sich den Hut über die Ohren und kroch dann auf den Weg hinauf.
    Er wollte eben aufstehen, als er in der Ferne das Geräusch donnernder Hufe hörte und sich schnell wieder versteckte. Kurz darauf kam eine große schwarze Kutsche mit einem Vierergespann in Sicht. Er beobachtete sie, wie sie heranrollte. Dann hielt er plötzlich den Atem an und duckte sich. An der Tür hatte er das Wappen der Saxtons erkannt.
    ***
    Claudia schlug den Brief auf ihre Hand. Sie war voll ungeduldiger Neugier, was für eine Botschaft er enthielt. Dem Mann, der ihn brachte, hatte sie versichert, daß sie die Nachricht ihrem Vater sofort nach seiner Rückkehr übergeben würde, doch selbst dann war es nicht sicher, daß sie etwas über den Inhalt erfahren würde. Zu Zeiten war ihr Herr und Meister sehr verschlossen und weigerte sich, sie über seine Angelegenheiten zu informieren. In letzter Zeit hatte sie immer wieder Teile seiner Unterhaltung mit Allan Parker aufgeschnappt, und es war ihr nicht entgangen, daß dabei häufig Christophers Name gefallen war. Es war ihr klar, daß sie in dem Yankee den gefürchteten Geisterreiter vermuteten, eine Vorstellung, die sie mit Aufregung erfüllte. Sie war geneigt, sich ihn als eine ritterliche Gestalt vorzustellen, die durch das Dunkel der Nacht ritt, nicht, wie man sich erzählte, um zu morden, sondern um seine Lust an liebreizenden Jungfrauen zu stillen, die er für ein paar köstliche Stunden gefangen hielt. Was Timmy Sears und Ben Mose betraf, so war es ihr ziemlich gleichgültig, ob der nächtliche Schatten sie umgebracht hatte oder nicht. Ihr waren sie ohnehin immer ziemlich nutzlos vorgekommen.
    Vorsichtig betastete sie das Siegel, das das Pergament verschloss und ging zum Kamin, wo sie es in die Wärme hielt. Das Wachs wurde weich, und sie legte den Brief schnell auf den Schreibtisch ihres Vaters, wo sie vorsichtig das Siegel von der unteren Hälfte des Briefes abnahm. Sie war überzeugt, daß ihr Vater von ihrem Tun nie etwas merken würde. Sie mußte nur hinterher das Wachs wieder erwärmen und es sorgfältig an die gleiche Stelle drücken. Aber Eile tat not, denn vor seiner Abfahrt hatte er Parker gesagt, daß er vor Mittag wieder zurück sein würde.
    Mit Spannung entfaltete sie das Pergament und überflog die Worte, während ihre schmaler werdenden Lippen sie mit knirschenden Zähnen herauszischten.
    »… hat mich wissen lassen, daß Lady Saxton von Seton ein Kind erwartet. Ich habe sie in mein Gewahrsam genommen als Köder für den lästigen Yankee. Bis zu Ihrer Ankunft werde ich sie in den Schloßruinen an der Mündung des Meeresarms festhalten. Allan Parker.«
    Claudias Gesicht verzog sich zu einem wilden Knurren. Sie schleuderte das Pergament beiseite und stürmte aus dem Raum. Es war ihr gleichgültig, wie er darauf reagieren würde, daß sie das Siegel erbrochen hatte. Sie brannte darauf, ihre Wut an dieser Saxtonhexe auszulassen, und es gab nichts in der Welt, das sie davon abhalten konnte.
    »Charles!« Fast schrie sie den Namen heraus, als sie durch die Vorhalle zur Treppe ging.
    Aus dem Hintergrund des Hauses kam das Geräusch des herbeieilenden Butlers, der von ihrem Rufen vollkommen überrascht war. Als er sie auf der Treppe sah, glitt er aus und kam eben noch neben dem Geländer stolpernd zum Stehen.
    »Ja, gnädiges Fräulein?« stieß er atemlos hervor.
    »Sag Rufus, er soll den Wagen bringen«,

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