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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Luft aus den Lungen. Ein zweiter Schlag brachte sie ihm wieder zurück, und er sah die Sterne aufblitzen, bevor es um ihn finstere Nacht wurde.
    Nach ungefähr einer Meile hatte der nächtliche Reiter das Pferd eingeholt und starrte nachdenklich auf den leeren Sattel. Er konnte unmöglich wissen, an welcher Stelle sich Ross und Reiter getrennt hatten. Das verschreckte Tier hatte ihm eine lustige Jagd geliefert, und die Schatten hatten ihm zu lange verborgen, daß der Sattel leer war. Christopher warf einen schmerzlichen Blick zurück und führte das Pferd am Zügel, als er wieder einmal nach Saxton Hall zurückkehrte. Vielleicht war es auch seine Einbildung gewesen, die ihn an Avery denken ließ, als er den Mann flüchten gesehen hatte. Wer es auch war, er würde seinen Weg ohne Ross fortsetzen müssen.
    Das Haus war dunkel und stumm, als sein Herr zurückkehrte. Es war, als ob alles Leben aus ihm gewichen wäre. Eine Zeitlang streifte er in tiefster Verlassenheit durch die Gänge. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er die Freude eines vertrauten Zusammenseins mit einem liebenden und geliebten Weib verspürt. Nun war es vorbei und ihm blieb nur noch die Erinnerung, um sein brennendes Verlangen zu stillen.
    Das Musikzimmer lag im Dunkel. Nur am Fenster brannte ein einziger Docht. Der Kamin war kalt, und die Schatten erinnerten ihn schmerzlich an Lachen, Gekicher und warme, innige Heiterkeit. Fast unwillkürlich fuhr seine Hand an das Heft des Schwertes, das er trug. Er dachte an Blutvergießen. In der Bibliothek des alten Lords hatte sich über die Jahre nichts geändert. Gedankenverloren berührte sein Finger die Tasten des Cembalos. Ohne ihre Stimme, um ihm Worte und Wärme zu verleihen, klang der Ton flach und bedeutungslos.
    Christopher stand mit hängendem Kopf da, als die große Uhr im Saal zwei schlug. Während der Klang der Schläge erstarb, ging er in sein Zimmer. Er zog nur die Stiefel aus und ließ sich auf sein Bett fallen. Mit großer Anstrengung vertrieb er alles aus seinem Bewußtsein und füllte es mit den knarrenden Masten eines Schiffes auf hoher See. Er mußte Ruhe finden, auch wenn es nur für wenige Stunden war. Bald kam der Schlaf, segensreich und ungestört.
    ***
    Die Sonne schien auf Averys Augenlider und tauchte sein Bewußtsein in ein rotes Meer. Alle Glieder und Gelenke taten ihm weh. Kaum daß er seinen linken Arm bewegen konnte, doch mit einem schnellen. Griff beruhigte er sich. Der Puls raste unglaublich. In seinem Kopf hämmerte es, und die Kälte der Nacht hatte seinen lädierten Körper so zum Zittern gebracht, daß ihn selbst die wärmende Sonne nicht zur Ruhe kommen ließ. Er lag noch genauso da, wie er gefallen war, und spürte die scharfen Kieselsteine im Rücken und die wunden Stellen, wo ihm die Dornen die Haut zerrissen hatten. Ihm fehlte der Mut, sich zu bewegen, da das seinen mitgenommenen Muskeln nur neue Schmerzen bereitet hätte.
    Ein Vogel flog über seinem Kopf, sank zur Erde herunter und ließ sich auf einem nahen Zweig nieder, um dieses zerfetzte Exemplar der menschlichen Rasse zu betrachten. Avery schielte argwöhnisch mit einem Auge nach dem gefiederten Kerl, der so fröhlich in den neuen Tag hineintrillerte. Er hätte schwören können, daß der Vogel sich über ihn lustig machte.
    Ein leichter Wind strich über ihn hinweg, und Avery blinzelte, als er merkte, daß seine Beine nackt waren. Mit verdutztem Gesicht hob er den Kopf und sah, daß er seine Hose verloren hatte. Nur die losen Enden der Hosenträger schauten noch unter seiner Weste hervor. Er legte seinen Kopf nach hinten an den Steilhang und sah hinauf. Dort oben entdeckte er, hoch an dem zackigen Stumpf eines toten Baumes, was von seiner Kniehose übrig geblieben war.
    Es dauerte geraume Zeit, bis Avery sicher war, daß er sich keine Knochen gebrochen hatte. Langsam und unter Schmerzen drehte er sich um, stemmte sich auf Hände und Knie und kroch mit größter Vorsicht um die Büsche und Bäume herum zu seinen Hosen. Es lohnte kaum der Anstrengung, denn das Kleidungsstück hatte mit seiner früheren Form nicht mehr viel gemein. Das Beste, was man daraus machen konnte, war eine Art Schürze, die jedoch nur in sehr unvollkommener Weise seine Blößen bedeckte.
    Natürlich sah er keine Spur von dem Pferd, das ihm der Sheriff überlassen hatte, und er beklagte den Verlust des schönen Sattels. Beides zusammen hätte ihm so um die fünfzig Pfund gebracht, genug, um sich wieder an einen Spieltisch zu setzen und

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