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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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zu machen, davon war sie überzeugt! Kein Gentleman würde eine Dame auf solche Art ansehen.
    Hochmütig hob sie die Nase und zeigte dem Mann die kalte Schulter. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie, daß Farrell sich nicht mehr um sie kümmerte und mit Molly in Richtung auf die Schänke zuwanderte. Die Bedienung hatte Stunden in dem Versuch verbracht, den Blick des Yankees zu erhaschen, und nun dachte sie, ihn ein bißchen eifersüchtig zu machen. Noch nie hatte sie sich so hart bemüht, einen Mann in ihr Bett zu ziehen, und noch nie war das Bemühen so elendiglich missraten. Schon, wie er sie einfach übersah, reichte aus, das Selbstvertrauen eines Mädchens zu erschüttern.
    Erienne knirschte ärgerlich mit den Zähnen, als sich eine Hand auf ihren Arm legte. Sie fuhr zusammen. Wie war es möglich, daß Christopher die Entfernung zwischen ihnen so flink überwunden hatte? Um so mehr war sie erleichtert, als sie sah, daß es Allan Parker war und nicht der Yankee.
    Allan legte die Hand auf seine Brust unter der Weste und machte einen kurzen, aber galanten Bückling. Mit einem angenehmen Lächeln stellte er fest, was augenscheinlich war: »Ihr Bruder hat Sie verlassen; Sie brauchen einen Begleiter, Miß Fleming. Man kann nie sicher sein, wann diese heimtückische Bande von Schotten sich vornimmt, unser Dorf zu plündern und uns unsere schönen Mädchen zu rauben. Darum komme ich, um meinen Schutz anzubieten.«
    Erienne lachte hell und hoffte, daß dieser verhaßte Yankee Zeuge des Verhaltens dieses Mannes war. Zumindest gab es jemand im Dorf, der wußte, wie ein Gentleman sich benimmt.
    »Haben Sie Lust zu tanzen?« lud Allan sie ein.
    Sie lächelte, warf ihr Tuch über einen Strauch und legte ihre Hand in seine, die er ihr darbot. Dabei warf sie einen verstohlenen Blick zu dem Baum, wo der liederliche Kerl stand, und ließ sich vom Sheriff in den Kreis der Tanzenden führen. Der Yankee grinste wie ein hirnloser Affe, und der Verdacht, daß diese Vorstellung ihn höchlichst amüsierte, schmälerte minutenlang ihre Freude.
    Der fröhliche Rundtanz ließ sie jedoch den Zuschauer vergessen, und sie gab sich ganz und gar dem Tanz hin. Christopher trat in die erste Reihe der Zuschauer. Mit seinen vor der Brust gekreuzten Armen, die langen Beine etwas gespreizt, machte er den Eindruck eines Königs aus alten Zeiten, der hoch über dem gemeinen Volk steht, als ob er mit seinem Zauberschwert gekommen sei, um es von dem grausamen Tyrannen zu befreien. Die Tatsache, daß er in seiner Erscheinung ein höchst ungewöhnlicher Mann war, war sowohl jungen Mädchen wie alten Männern gleichermaßen aufgefallen. Liebäugelnde Blicke, einladendes Lächeln und unverhohlen lüsterne Seitenblicke wurden ihm zugeworfen; aber er schien nichts zu bemerken, als seine Augen dem schlanken, dunkelhaarigen Mädchen in dem pflaumenfarbenen Kleid folgten. Er sah, wie ihre Füße im Takt der Musik hüpften, und der Anblick gepflegter, wohlgeformter Füße war alles andere als unerfreulich. In der Tat, sein unerschütterlicher Blick auf Erienne Fleming fiel fast jeder Frau auf, so daß manches Herz vor Enttäuschung tiefer sank.
    Eine große Kutsche, unschwer als die von Talbot zu erkennen, hielt nahebei, und Christopher nahm die Gelegenheit wahr, die Tänzerin des Sheriffs selber aufzufordern. Er glitt durch die Tanzenden, und als er den Mann erreicht hatte, tippte er ihm leicht auf die Schulter.
    »Verzeihung, Allan, aber ich dachte, Sie sollten sich Miß Talbots annehmen, die soeben angekommen ist.«
    Allan sah sich um. Als er die Kutsche sah, runzelte er die Stirn. Widerstrebend entschuldigte er sich bei seiner Partnerin und eilte davon. Erienne sah den Mann an ihrer Seite kühl an, während die Menge die beiden grinsend betrachtete. Einer stieß dem anderen die Ellbogen in die Rippen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und kichernde, flüsternde Vermutungen machten die Runde.
    »Sollen wir nicht weitertanzen, Miß Fleming?« fragte Christopher mit einem heiteren Lächeln.
    »Ganz gewiß nicht«, höhnte Erienne und schritt mit hoch erhobenem Kopf durch die staunende Menge. Verärgert bahnte sie sich ihren Weg zwischen den Zelten und elenden Hütten, in denen dies und das feilgeboten wurde. Sie gab sich alle Mühe, den Mann zu übersehen, der offenbar darauf versessen war, sie mit seiner Gegenwart zu quälen. Es gelang ihr nicht, seinen weit ausgreifenden Schritten zu entkommen; und als er immer näher kam, rief sie über die Schulter:

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