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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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eng an sich. Dann wurde sie hochgehoben, von der Tür fortgetragen, bis sie nahe bei seinem Bett standen.
    Die Schritte verklangen vor der Tür, und am Holz war ein leises Kratzen zu hören. Eriennes Augen waren weit aufgerissen und offenbarten ihre Angst, als sie in das bronzefarbene Gesicht starrte und stumm ihren Fall vortrug.
    Christopher räusperte sich, als sei er soeben erwacht, und rief: »Wer ist da?«
    »Ich bin's, Mr. Seton«, erwiderte eine Frauenstimme. »Molly Harper, die Bedienung von unten. Der Hausdiener liegt mit Schnupfen im Bett, und drum dachte ich, ich selbst bring' Ihnen das Wasser für Ihr Bad. Ich hab' es den ganzen Weg für Sie rauf geschleppt. Machen Sie auf, damit ich reinkommen kann?«
    Christopher sah auf Erienne herunter und zog fragend eine Braue hoch, als sei er tatsächlich versucht zu tun, was das Mädchen vorschlug. Sie las seine Gedanken und schüttelte heftig den Kopf.
    »Bitte, einen Augenblick«, antwortete er.
    Furcht erfasste sie, daß er sie demütigen würde wie damals ihren Vater. Sie versuchte, sich freizumachen und wurde zornig, als er sie nicht sofort aus seinem Griff entließ. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr:
    »Bleiben Sie ruhig, Erienne. Und nah. Das Handtuch ist ins Rutschen gekommen. Wenn Sie zurücktreten, tun Sie es auf eigene Gefahr.«
    Sie preßte die Augen zusammen, barg ihr Gesicht an seiner Schulter, um die rosigen Wellen nicht sehen zu lassen, die ihre Wangen überschwemmten. In panischem Schrecken, aus Verzweiflung, klammerte sie sich an ihn. Da sie sein Gesicht nicht sehen konnte, entging ihr auch das Lächeln, das über seine Züge glitt.
    »Komm schon, mein Bester, mach doch auf. Diese Bottiche sind schwer.« Und Molly klopfte erneut.
    »Geduld, Molly.« Christopher schwieg für einen Augenblick, während er das Handtuch wieder um sich schlang. Dann lockerten sich seine Muskeln, und wenn sie wieder zu Atem gekommen wäre, hätte Erienne gewiß gekreischt, als er sie aufhob und auf das Bett warf. Sie hatte sich schon halb erhoben und den Mund geöffnet, um ihn wütend anzufahren, was sie von seinem Verhalten dachte; aber er warf die Bettdecke über ihren Kopf und erstickte so jede Bemerkung. »Still liegen!« In seinem Flüstern lag ein Befehlston, so stark, daß er selbst von dem Widerwilligsten sofortigen Gehorsam verlangt hätte. Erienne erstarrte, und mit einem Lächeln griff Christopher herüber, um die andere Seite des Bettes zu zerwühlen, so als hätte er es eben verlassen.
    Furchtbare Visionen um ihr mögliches Geschick irrten durch Eriennes Kopf. Sie bedachte die grauenhafte Demütigung, die sie erleiden würde, wenn man sie im Bett dieses Mannes entdeckte. Ihre Ängste wuchsen, ihr Zorn erreichte seinen Höhepunkt, und sie schlug die Decken zurück. Nichts anderes hatte sie im Sinn, als der Falle zu entrinnen, die er ihr gestellt hatte. In der nächsten Sekunde hielt sie den Atem an und riß die Decken wieder über ihren Kopf, denn der Anblick eines nackten Körpers neben dem Stuhl, auf dem seine Kleider lagen, war zu viel für ihre jungfräulichen Augen. Es war nicht mehr als ein jäher Eindruck, doch der Anblick seines großen, gebräunten, breitschultrigen Körpers, gebadet in dem rosigen Licht der aufgehenden Sonne, war für sie unvergesslich.
    Christopher lächelte sanft, als Erienne sich im Bett zusammenrollte und endlich seiner Drohung gehorchte. Er stieg in seine Hosen, knöpfte sie zu und ging durchs Zimmer, um die Tür aufzuschließen.
    Molly verstand ihr Geschäft, und sie kannte ihre Konkurrenz. Darum gefiel ihr Mawbry besonders gut, denn hier war ein absoluter Mangel an letzterem. Als Christopher die Tür öffnete, war sie im Nu hindurchgeschlüpft und nahm das Tragejoch ab, an dem die Wassereimer hingen. Sie drückte sich eng an den Männerkörper, fuhr mit den Fingern durch das Haar auf seiner Brust und ließ die Wimpern flattern.
    »Oh, mein Bester, du bist ein Anblick, der jedes Mädchen umwirft.«
    »Ich habe dir schon gesagt, Molly, ich benötige deine Dienste nicht«, sagte Christopher kurz. »Ich benötige nur das Wasser.«
    »Ach, komm schon, Kleiner«, gurrte sie. »Ich weiß doch, du bist lange auf See gewesen, und nun brauchst du ein kleines Schätzchen im Bett. Also wahrhaftig, bei einem Mann wie dir bin ich mehr als bereit, alles zu geben, ohne daß du mit einem Shilling winkst.«
    Christopher deutete mit dem Kopf zur Badewanne, wohin ihm der Blick des Mädchens folgte. »Ich habe dir schon gesagt,

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