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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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mieden.
    Vor kurzem jedoch war in Timmys Welt ein Mann erschienen, der ihn schlicht und einfach in die Ecke stellte. Er war von einer Art, die Timmy unbehaglich zumute werden ließ. Zuerst einmal war er größer als Timmy, mit Schultern, mindestens so breit, dafür viele Pfunde leichter um Hüften und Taille. Aber das war nicht alles, der Mann gehörte zur erstklassigen Sorte, denn er war immer tadellos gekleidet, und offenbar nahm er mindestens zwei- oder dreimal im Monat ein Bad. Damit nicht genug, der Kerl hatte einen beneidenswerten Ruf, was Feuerwaffen anging, und er bewegte sich mit einer solchen lässigen Leichtigkeit, die einem genügend Zeit ließ, zu jeder Art von Torheit Zuflucht zu nehmen.
    Und hierin bestand nun Timmys verzwickte Lage: Molly führte sich auf, als ob er überhaupt nicht existiere. Indes schwärmte und schmeichelte sie um diesen Seton herum, genau um den Mann, der Timmys Faust jucken ließ, und der es sich in seiner Lieblingsbar wohl sein ließ; es war natürlich die einzige in ganz Mawbry. Dasselbe Mädchen, das dem Gast, der etwas bestellte und ihr kleine Geschenke machte oder ein Trinkgeld gab, schob diesem in aller Eile Becher und Kanne hin, und war im Nu bei dem anderen, wenn er nur mit dem Kopf nickte. Die geringste Kleinigkeit ließ ihre Augen aufleuchten, aber ihre Gegenleistung war meist nur ein kurzes Vergnügen. Denn oft verließ er sie mit der zermürbenden Vermutung, daß sie ihn teuer für etwas bezahlen ließ, was sie dem Yankee umsonst gegeben hätte.
    Das schlimmste aber war, daß Mr. Seton ihre schmeichlerischen Aufmerksamkeiten glatt übersah und somit Timmy nicht mal die Möglichkeit gab, ihn herauszufordern. Obwohl Timmy ihn mit dem Blick eines Adlers beobachtete, kniff der Mann nicht einmal in diese schönen runden Hinterbacken, die ach so nah vor ihm hin und her schwenkten. Er griff auch nicht nach dem vollen, reifen Busen, den sie ihn sehen ließ, wenn sie ihn bediente. Ihre Blusen waren plötzlich so tief ausgeschnitten, daß Timmy Seelenqualen litt, und doch beachtete der Yankee sie nicht. Das verdoppelte die Beleidigung in Timmys Hirn. Das Mädchen, das ihn so eifersüchtig machte, abzulehnen war gleichbedeutend mit dem Zustoßen eines tückischen Dolches tief in sein Herz.
    Timmys Stolz war zutiefst verwundet, und sein Zorn wuchs um so mehr, je weniger der Fremde seinen Ruf als Dorfrowdy anerkannte. Während fast jeder starke und ordentliche Bursche im Norden des Landes rannte, um Timmy Sears aus dem Weg zu gehen, wartete dieser Mann ruhig darauf, daß der Rothaarige verschwand. Das genügte, um Timmys Inneres sich verkrampfen zu lassen, und in seinem Kopf suchte er nach Möglichkeiten, wie er die Arroganz des Yankees erschüttern könnte. Timmy würde nicht zufrieden sein, bis eine tolle Schlägerei, die den anderen zu Boden warf, sein Selbstbewußtsein wieder aufbaute.
    ***
    Zu der Zeit, als Markt war in Mawbry, gab es neben den ernsthaften Geschäften von Kaufen und Verkaufen auch viel Fröhlichkeit. Musikanten spielten auf, Lauten und Pfeifen erklangen für die munter springenden Tänzer, Hände klatschten im Takt der Musik und feuerten jene an, die sich noch zurückhielten und ihrer Geschicklichkeit nicht trauten. Erienne sah mit gespannter Neugier zu. Wie gern hätte sie mitgetanzt; aber es gelang ihr nicht, Farrell aufzufordern. Er hatte sich bereit erklärt, mit ihr über den Markt zu schlendern, und hatte auch nichts dagegen einzuwenden, Molly Harper zu bewundern, wie sie fröhlich und freimütig die Röcke schwang, damit jeder ihre Tanzschritte sehen konnte. Jedoch verwehrte er sich dagegen, sich dem Spott derjenigen auszusetzen, die sich über ihn lustig machen würden, wenn er am Tanz teilnahm. Schließlich war er kein ganzer Kerl.
    Erienne verstand dies und drang nicht weiter in ihn, doch sie billigte nicht, daß er sich völlig abkapselte. Es war schließlich ein Tag des Frohsinns, und das Lachen und Lächeln um sie herum war ansteckend. Ihre Zehen tanzten, und ihre Augen glänzten. Ihre Hände klatschten im Rhythmus, bis sie den hochgewachsenen Mann sah, der lässig an einem Baum in der Nähe lehnte. Sie erkannte ihn sofort und bemerkte, daß er sie mit einem amüsierten Lächeln ansah. In die graugrünen Augen stieg eine glühende Kraft, und der gelassene, wenn auch unverschämte Blick, der sie ganz und gar aufzunehmen schien, ließ Farbe in ihre Wangen und zorniges Beben durch ihre Seele schießen. Absichtlich versuchte er, sie zu seinem Gegner

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