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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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»Verschwinden Sie! Sie sind mir lästig!«
    »Kommen Sie schon, Erienne«, schmeichelte er. »Ich möchte Ihnen doch nur Ihr Tuch wiedergeben.«
    Sie blieb stehen, bemerkte, daß sie den Schal vergessen hatte und sah ihn an. Unter seinem spöttischen Blick sprühten ihre Augen Feuer; wütend wollte sie ihm das Tuch aus der Hand reißen. Aber er hielt es fest. Sie sah hinauf in diese graugrünen glitzernden Augen, doch die hitzigen Worte, die ihr auf der Zunge lagen, wurden von einer weiblichen Stimme unterdrückt. »Yahoo, Christopher«, rief sie.
    Claudia lief auf sie zu und überließ es Allan, ihr zu folgen. Beim Anblick der Frau spürte Erienne einen jähen Anflug scharfer Erbitterung; aber sie schalt sich selbst ihrer reizbaren, verdrossenen Stimmung. Claudia war in ein korallenfarbenes Seidengewand gekleidet und trug einen dazu passenden weitkrempigen Hut. Für einen ländlichen Markttag schien all das ziemlich übertrieben; bedachte man jedoch ihre Sucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, war ein weniger auffallender Auftritt kaum zu erwarten.
    Claudia gönnte Erienne ein geringschätziges Lächeln, als sie zu ihnen trat und sich ohne ein Wort der Vorstellung an Christopher wandte.
    »Ich bin ja so entzückt, daß Sie noch in Mawbry weilen, Christopher«, flötete sie. »Ich befürchtete schon, Sie nicht mehr zu sehen.«
    »Meine Geschäfte in Mawbry sind noch nicht zu Ende gekommen, und so wie es aussieht, werde ich wohl noch für eine Weile hier bleiben.« Erienne warf ihm einen schnellen herausfordernden Blick zu, und er lächelte ihr gelassen ins Gesicht.
    Claudia sah den Blickwechsel und schäumte vor Wut bei dem Gedanken, daß die andere Frau irgendein Geheimnis mit dem Yankee teilte. Rasch dachte sie über eine Möglichkeit nach, den Mann hinwegzuführen, und schon zeigte sie auf das Gasthaus. »Während der Kirmes bereitet der Gastwirt gewöhnlich eine Tafel wie für einen König. Haben Sie vielleicht Lust, mit mir zu essen?« Sie wartete gar nicht erst auf eine Absage, sondern schenkte dem Sheriff ein kokettes Lächeln. »Und Sie werden uns natürlich begleiten, Allan.«
    »Ich bin entzückt.« Galant wendete der Sheriff sich Erienne zu und lud sie ein: »Hätten Sie Lust, uns zu begleiten?«
    Claudia nahm alle Kraft zusammen, um Allan nicht ans Schienbein zu treten, und sie gab sich Mühe, Allan und Erienne nicht böse anzustarren. Unter dem Schutz der breiten Krempe ihres Huts verengten sich Claudias Augen drohend, bis die andere die unverschämte Drohung nicht übersehen konnte.
    »Ich … ich kann nicht.« Erienne sah, wie das zufriedene Lächeln sich auf den Lippen der Frau ausbreitete und wünschte, sie könnte es mit einer ähnlich kühnen Erwiderung abwischen; aber der Mut verließ sie, und sie schwieg. Es bereitete ihr Kummer, und ihr Stolz war zutiefst verletzt, daß sie die Frau im Glauben belassen mußte, sie abgeschreckt zu haben. »Ich muß wirklich gehen. Mein Bruder wird schon auf mich warten.«
    »Ihr Bruder ist doch längst im Gasthaus«, bemerkte Allan. »Sie müssen mit uns kommen.«
    »Nein … nein, wirklich, ich kann nicht.« Als die Männer sie abwartend ansahen und auf einen einleuchtenden Grund hofften, gab Erienne mit verlegenem Schulterzucken zu: »Ich fürchte, ich habe keinen Penny Geld bei mir.«
    Sofort schob Christopher dieses Problem beiseite: »Ich bin überglücklich, wenn ich Sie einladen darf, Miß Fleming.« Als sie ihm einen ärgerlichen Blick zuwarf, glühten seine Augen in der Bitte, die Einladung anzunehmen. »Bitte, machen Sie mir die Freude.«
    Claudia war klug genug zu wissen, daß sie in einem sehr schlechten Licht dastünde, wenn sie jetzt laut widersprach. Statt dessen sah sie Erienne aus schmalen Augen an, in denen die stille Aufforderung lag, gefälligst nicht mitzukommen. Sie ahnte nicht, daß es eben dieser finstere Blick war, der die Angelegenheit für Erienne endgültig entschied.
    »Danke«, murmelte sie, und ihr Entschluß wurde von Sekunde zu Sekunde fester. »Danke, ich würde sehr gern mit Ihnen gehen.«
    Und schon traten beide Männer vor, um ihr den Arm zu bieten, und Claudias Verblüffung verwandelte sich in hemmungslose Wut. Entrüstet warf sie den Kopf in den Nacken; aber sie war schnell ausgesöhnt, als Erienne betont absichtlich Christophers Arm übersah und ihre Hand auf den von Allan legte.
    Erienne hegte berechtigte Zweifel, ob es Farrell angenehm wäre, sie in Begleitung von Christopher zu sehen und war beinahe erleichtert,

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