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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Schatten … oder es war von etwas verdeckt.« Eine plötzliche Erinnerung eines dunklen Schattens gegen das Licht ließ sie noch hinzufügen: »Er schien lahm zu sein oder verunstaltet …«
    Ein erstauntes Murmeln ging durch die Dorfbewohner, und einige bekreuzigten sich. Erienne fügte schnell erklärend hinzu: »Ich kann nicht sicher sagen, was ich sah, denn ich hatte meinen Kopf verletzt und es war dunkel. Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet.«
    »Willst du mir erzählen, daß du die ganze Zeit über den Mann überhaupt nicht gesehen hast?« Avery lachte höhnisch. »Du mußt ja wirklich meinen, ich bin blöde, Mädchen, wenn ich dir das abnehmen soll!«
    »Ich hab' keinen Grund, nicht die Wahrheit zu sagen«, erwiderte Erienne.
    Der Bedienstete legte ihren Ledersack und den Sattel neben die Eingangstür des Hauses und kam dann zurück, um die Tür des Wagens zu schließen.
    »He, du da!« Avery zeigte mit dem Zeigefinger in seine Richtung und beobachtete aufmerksam die Dorfbewohner in der Hoffnung, daß er diese phantastische Behauptung schnell entkräften könnte. »Kannst du uns sagen, wie … dein … ah … Herr aussieht?«
    »Ich bin nicht ganz sicher, Herr.«
    Avery war verwirrt. »Was …?«
    »Ich hab' ihn drei Jahre nicht gesehen.«
    »Wie gibt's denn das, daß du ihn nicht gesehen hast? Du arbeitest doch für ihn, oder?«
    »Ich habe noch nicht die Gelegenheit gehabt, Lord Saxton selber zu sehn, seit er nach Saxton Hall zurückgekehrt ist.«
    »Wie weißt du denn überhaupt, daß du für Lord Saxton arbeitest?«
    »Das weiß ich von Frau Kendall, und die hat ihn gesehen.«
    »Frau Kendall?« Avery runzelte die Stirn.
    Erienne half weiter. »Lord Saxtons Haushälterin.«
    Averys Augenbrauen zogen sich zu einem ärgerlichen Gesichtsausdruck zusammen. In dem, was sie behaupteten, sah er keinen Sinn, und er vermutete, daß sie ihn zum Narren halten wollten. Mit einer kurzen Handbewegung schickte er Erienne in das Haus. Als sie sich zurückgezogen hatte, sprach er noch einmal mit dem Bediensteten.
    »Ich kenne deinen Herrn nicht und auch nicht seine Gründe, doch wer immer er sein mag, du kannst ihm meinen Dank sagen, daß er mir meine Tochter zurückgeschickt hat. Wann immer er nach Mawbry kommen sollte, er wird in meinem Haus willkommen sein.«
    Der Wagen wendete und entfernte sich nach Norden. Die Dorfbewohner zerstreuten sich mit einer Geschichte, die man erzählen und ausschmücken konnte. Der Brand von Saxton Hall war nur noch schwach in ihrer Erinnerung. Einzelheiten waren lange vergessen, doch das würde sie nicht davon abhalten, das Ereignis so zu erzählen, wie es jetzt wieder in ihr Gedächtnis kam.
    Der Bürgermeister warf einen finsteren Blick auf seinen Sohn, der noch dastand und Sokrates am Zügel hielt. »Und du siehst gefälligst zu, daß das Vieh irgendwo untergebracht wird, wo es deine Schwester nicht mehr kriegen kann. Oder ich werd's den Hunden verfüttern.«
    Avery schritt in das Haus, knallte die Tür hinter sich zu und stand vor Erienne, die neben der Treppe wartete. Indem er seine Arme vor seiner Brust wie ein wohlwollender Monarch verschränkte, sprach er seine Tochter an. »Und nun, mein prächtiges Töchterlein, nun höre ich, was immer du für Erklärungen dafür hast, von hier wegzugehen.«
    Erienne wandte sich etwas ab und hob ihr Kinn, als sie ihm antwortete. »Ich hatte beschlossen, daß ich mich nicht länger deinen Launen aussetzen würde. Ich wollte mir eine Beschäftigung suchen, wo immer ich sie gefunden hätte, und war bereit, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich wäre nie zurückgekehrt, wenn nicht Lord Saxton veranlasst hätte, daß man mich zurückschickt.«
    Averys Blick durchbohrte sie. »Gut, Mädchen, nachdem du dich entschlossen hast, mir, deinem eigenen guten Vater, nicht mehr zu gehorchen, habe ich keine and're Wahl, als dir mein Vertrauen zu entziehen. Ich hatte Sorgen, wirklich, die Versteigerung ist nur noch ein paar Tage hin, und die halbe Stadt und alle Männer fragen sich schon, ob ich sie nicht an der Nase herumführe.«
    Erienne antwortete ihm erregt. »Du hast wirklich große Sorgen gehabt, Vater, aber im Gegensatz zu meinen waren das Sorgen, die du dir selbst an den Hals gebracht hast. Meine sind mir von einem anderen aufgezwungen worden!«
    »Sind dir aufgezwungen worden! Aufgezwungen, in der Tat!« Averys Gesicht rötete sich, und er knurrte wütend. »Da hab'n wir's also. Die vielen Monate, die ich dich umsorgt habe, nachdem deine

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