Eine Sacerda auf Abwegen
war.
Juno wandte
den Kopf in seine Richtung und starrte ihn eine Weile wortlos an, ohne den
Ausdruck darin entgleisen zu lassen. Es dauerte einige Momente, bis sie ihre
Sprache wiederfand. Ihn hier vor sich stehen zu sehen, versetzte ihr schon
einen ziemlichen Schock, weil sich ihr Unterbewusstsein ständig mit ihm
auseinander zu setzen schien.
„Chadh…“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern und sie hätte beinahe die Hand nach
ihm ausgestreckt, hielt sich aber im letzten Moment zurück, weil sie den
Skarabäus offen zur Schau trug und nicht wollte, dass er reagierte.
Nicht auszudenken, wenn Urien sich just in diesem Moment zu ihr umgedreht
hätte, um zu sehen, ob sie immer noch auf derselben Stelle wie zur Salzsäule
erstarrt stand.
„Nein, das
war nicht Manasses! Der ist schon längst zurück in Europa.“ Gott sei Dank!
Juno blinzelte leicht irritiert, weil da ein gewisser Unterton in seiner Stimme
mitgeschwungen hatte. Sie konnte wohl kaum der Grund für seine Verärgerung
sein. Hatte ihn der Hunger hierher geführt? Sie senkte den Blick auf den Kragen
seines Shirts, weil sie nicht wollte, dass er den schuldbewussten Ausdruck
darin entdeckte. Immerhin verschwieg sie ihm mögliche Konsequenzen ihrer
Blutspende, denen er sich eventuell nicht zu entziehen vermochte. Nein, wie
sollte er? Er schien nicht zu ihrer Welt zu gehören. Es war nicht unbedingt fair,
aus seiner Unwissenheit einen Vorteil zu ziehen.
Freute sich
Juno ihn zu sehen oder durfte er das überraschte Flüstern seines Namens eher
auf das Gegenteil verwetten?
“Aha!”, erwiderte er schlicht, innerlich jedoch höchst zufrieden, dass dieser
Typ sich aus Junos unmittelbarer Nähe verzogen hatte. Manasses war nicht gut
für sie. Und Juno selbst wusste das bestimmt am besten. Zumindest glaubte Chadh
dies, als sie verlegen den Blick auf sein Shirt richtete. Niemals hätte er
angenommen, eine starke Frau wie Juno würde sich von ihm verunsichern lassen.
Sie hatte ihm ihre Überlegenheit ja schon demonstriert.
„Wenn du so
um meine Sicherheit besorgt bist, dann begleite du mich doch nach Hause.“,
schlug sie ihm mit einem spöttischen Lächeln vor und hob den Blick
herausfordernd zu ihm an.
Beinahe hätte sie innerlich aufgestöhnt, weil sie einfach den Mund nicht halten
konnte. Irgendwas an ihm reizte sie, dieser anderen Seite in ihr freien Lauf zu
lassen. Juno ging einfach los, wohl wissend dass Chadh ihr folgen würde und sei
es nur, um seinem Unmut Luft zu machen.
„Ich hätte
nicht gedacht, dir ausgerechnet hier zu begegnen… Wolltest du ins Fountain?“
Sie warf ihm einen leicht skeptischen Seitenblick zu.
„Das würde mich sehr wundern… Immerhin scheinst du doch der Gesellschaft
Deinesgleichen aus dem Weg gehen zu wollen. Dir ist schon klar, dass der Laden
einem ziemlich mächtigen Immaculate gehört? Hm, nein, wohl eher nicht… Ash
Fontaine ist einer der sieben amerikanischen Krieger. Und der Typ, der sich
eben von mir verabschiedet hat, ist ein Krieger aus Europa, der wieder auf dem
Weg in die Heimat ist. Wie du siehst, muss ich mir nicht unbedingt Gedanken
über Bestien machen, die auf mich lauern könnten.“
Während ihrer Erklärung steckte sich Juno den Anhänger unauffällig in den
Pullover zurück und zupfte den Kragen dann wieder zurecht. Langsam ließen sie
die Nachtschwärmer hinter sich, die das Foyer des Eagle Buildings zu dieser
Zeit bevölkerten. Juno steuerte den etwas abseits gelegenen privaten Aufzug an,
den man nur mit einem speziellen Schlüssel bedienen konnte, da er auch in die
Etagen fuhr, in der die Unterkünfte der Krieger und von Gästen untergebracht
waren. Die anderen Aufzüge fuhren nur die Stockwerke an, die Sparten der Eagle
Corp. und andere Büroräume beherbergten.
Sie drückte den Knopf und wartete darauf, dass sich die Türen öffneten, wobei
ein kleines Lächeln ihre Lippen umspielte. Chadh fragte sich bestimmt schon,
was das alles sollte. Es war wirklich nicht schwer, ihn zu reizen, selbst wenn
man das gar nicht vorhatte.
Die Hände nur
noch tiefer in den Hosentaschen vergraben und die Arme eng an den Körper
gelegt, damit Juno nicht auf die Idee kam, das verliebte Pärchen zu mimen und
sich bei ihm unterzuhaken, trat Chadh an ihre Seite, um ihr den Gefallen zu tun.
Er würde sie begleiten. Mit einem Gesicht, das sieben Tage Regenwetter
vorhersagte, als sie ihn danach fragte, was er hier machte und es offenbar sehr
amüsant fand. Sie machte es ihm wirklich schwer, sich immer noch entschuldigen
zu
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