Eine Sacerda auf Abwegen
Beistand
abzulenken und dabei zu helfen, Junos Wunde zu versorgen. Diese war wirklich
tief.
Sobald sie ihre Hände fortnahm, blutete es augenblicklich und heftig nach, um
in der nächsten Sekunde eine vollkommen gesunde neue Hautschicht zu bilden.
Trotzdem war der Rand ihres Hemdchens bereits beschmutzt. Chadh durfte nicht zu
tief blicken. Die Ansätze ihrer sich deutlich abzeichnenden Brüste brachten ihn
schon wieder auf falsche Gedanken. Noch immer den Käfer in der Hand haltend
berührte er ihre Schultern und schrie im nächsten Moment gellend auf, weil der
Scheißschmuck ihn gebissen hatte. Sofort öffnete sich die haltende Hand und das
Ding ging zu Boden als wäre nichts geschehen.
“Was ist das?”, fragte er wieder vollkommen unbeherrscht. “Scheiße!” Chadh
besah sich die Hand, in der sich deutlich ein krebsroter Punkt abzeichnete, der
etwas größer als die Spitze eines Zigarettenanzünders war.
“Warum trägst du es? Was hat das zu bedeuten?” Er hielt ihr die verletzte Hand
hin, sodass sie beide zusehen konnten, wie die Verbrennung dort langsam aber
sicher verschwand, genauso wie das Mal auf Junos Körper.
Juno dachte
nicht einmal mehr daran, dass sie lange nicht mehr so knapp bekleidet vor einem
Mann gestanden hatte. Ihr war unerträglich heiß, weil sie sich ertappt fühlte
und das nicht nur die Verletzung betreffend. Chadh war so fassungslos, dass
Juno beinahe aufgelacht hätte. Ein Teil von ihr hieß diese Brandmarkung mehr
als willkommen. Ihre Augen blitzten hungrig auf und sie dachte: Du gehörst
mir!
Sie griff nach seiner Hand, umfasste sie vorsichtig mit ihren Händen und hob
sie schließlich an ihre Lippen.
„Es tut mir leid, ich hätte dich warnen sollen…“, flüsterte sie mit leicht
belegter Stimme, weil sie kaum noch vermochte, den lockenden Gesang zu
unterdrücken. Sie senkte ihren Mund auf die verheilende Verletzung und ließ
dann ihre Zungenspitze über die Haut gleiten, um den Heilungsprozess damit zu
beschleunigen, wobei sie ihn nicht aus den Augen ließ und schließlich ihre
glühende Wange an seine Handfläche schmiegte. Sie hob die linke Hand, legte sie
um seinen Unterarm und streichelte die Innenseite seines Armes beruhigend mit
ihren Fingerspitzen, als wollte sie ihn besänftigen.
“Ja, das
hättest du!” Seine Stimme klang immer noch eingeschnappt, jedoch verunsicherte
ihn dieser hungrig wissende Ausdruck in ihren Augen, so dass er nicht mehr ganz
so böse klang. Er war gespannt auf die Erklärung, die sie ihm geben würde. Aber
das was kam und seine Reaktion darauf hatte er nicht erwartet.
Ihre Lippen brannten seinem plötzlichen Empfinden nach noch viel heißer als der
Skarabäus und es war Juno offenbar nicht genug. Er fühlte mit einem Mal die
weiche Spitze ihrer Zunge auf seiner Haut, die ihn zart liebkoste, um die Wunde
gesund zu machen. Chadh hielt die Luft an und widerstand dem Drang, die Hand
einfach fortzuziehen, weil sich noch nie jemand darum geschert hatte, ob er
verletzt war geschweige denn die Stellen auf diese Weise gesund geküsst hatte,
um ihm das Gefühl zu geben, es wäre alles in Ordnung. Und dann hob sie die Hand
an ihr Gesicht. Ihre Haut fühlte sich tatsächlich leicht erhitzt an. Es konnte
allerdings auch an ihm liegen. Junos Berührung ging ihm durch und durch.
Die leise warnende Stimme in seinem Kopf verkam immer mehr zur
Nebensächlichkeit. Sie tat ihm doch nichts. Noch nicht.
„Ich muss
diesen Skarabäus tragen, es ist ein Befehl von Manasses… Er ist mein
Vorgesetzter, ich darf ihm nicht widersprechen, so sind die Regeln. Ich trage
ein besonderes Erbe in mir… Manasses möchte, dass ich eine Verbindung an seinem
Hof eingehe. Das möchte er schon sehr lange, aber der Anhänger war lange Zeit
verschollen. Ohne ihn konnte ich seinen Plänen ein Schnippchen schlagen. Nun
ist er wieder aufgetaucht und… Ach, das ist nicht so wichtig, Chadh… Vergiss es
einfach! Ich werde damit schon klar kommen.“
Chadh
runzelte die Stirn, schaffte aber kaum, sich richtig auf Junos Worte zu
konzentrieren, wenn sie sich so in seine Hand schmiegte, als lebte die
Raubkatze in ihrem Inneren und nicht in seinem. Als sie von Vergessen sprach,
war er beinahe bereit, ihr zuzustimmen. Er war allerdings nicht ganz so dumm,
wie er sich selbst gern glauben machte. Das mit der Verbindung und dem Käfer
war nicht unschwer zu verstehen. Er fragte sich nur, ob das Ding glaubwürdig
war. Er hätte mit sich selbst nun nicht unbedingt etwas eingehen wollen. Keine
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