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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Potential tragen, durch
den Biss eines Vampirs und einen Bluttausch in einen Immaculate verwandelt zu
werden. Ich wusste das nicht… Ich erfuhr es erst, als Manasses mir sein Blut
gab, um mein Leben zu retten, nachdem... nach meiner Entführung. Die
vollständige Umwandlung dauert etwas über ein Jahr… In dieser Zeit lernte ich
einen gewöhnlichen Mann kennen… Es hatte natürlich keine Zukunft und seitdem
habe ich mich von allem zurückgezogen. Ich möchte nur, dass du verstehst, warum
ich vielleicht nicht nachvollziehbar für dich reagiere… Ich möchte dir nah
sein, ich habe wirklich keine Angst vor dir. Nur vor mir selbst, weil ich
solche Nähe sehr lange nicht zugelassen habe. Verstehst du mich?“
Juno ließ die Hand langsam sinken und strich mit der Rückseite ihrer Finger
über den Schwung seiner Wange und seine weichen Lippen, deren Küsse sie immer
noch auf den eigenen spüren konnte. Sie wollte nicht nur körperliche Nähe, sie
wollte, dass er sie besser kennenlernte und sie wollte, dass er sich ihr auch
öffnete, ohne dass sie ihn dazu mit ihren Fähigkeiten überreden musste. Sie
wünschte sich echte Vertrautheit mit ihm. Wenn er das auch wollte.
    Die
Anspannung kehrte zurück, als Juno die Dinge ansprach, deren Offensichtlichkeit
Chadh gerne außen vor gelassen hätte, weil sie den Zauber früher ruinierten als
von ihm beabsichtigt. Er hatte so sehr an sich gehalten, ihr nichts von der
Dunkelheit in ihm zu zeigen, sondern der zu sein, den sie brauchte und haben
wollte. Der schüchterne, zurückhaltende Chadh. Nicht dieses Tier, das ohne Reue
auf die Jagd ging und sich nahm, was es brauchte. Diese Seite wollte er gut vor
ihr verborgen wissen, da sie zwar vorgab, keine Angst vor ihm zu haben, doch
tief in ihr drin wollte sie seine Zärtlichkeiten genauso weit von sich weisen,
wie sie gleichzeitig nicht genug davon haben konnte.
Seine Augen verdüsterten sich bei den Erinnerungen an die Vergangenheit, die
mit den ihren kamen und die er niemals vergessen würde, obwohl er sich dies wie
Juno wohl am meisten wünschte. Er wusste ganz genau, was sie mit Entführung
meinte, denn in seinen Jahren der Wanderschaft und Heimatlosigkeit, die bis
heute anhielt, hatte er viele Gerüchte gehört und Gesprächen gelauscht, die
zwar nicht für seine Ohren bestimmt gewesen waren, jedoch zumeist für sein
Überleben wertvolle Informationen enthielten, wenn er Seinesgleichen begegnete,
zu denen er aber niemals Kontakt aufnehmen durfte. Die Bestie in ihm meldete
sich mit lautem Brüllen zurück. Er würde daran festhalten und den Mann, der
Juno unermesslich Schlimmes angetan hatte, eines Tages töten. Sie würde es nie
selbst fertig bringen. Chadh glaubte fest daran, dass er ihr heute noch genauso
überlegen sein würde wie damals. Warum hatte Manasses das nicht schon längst
für sie erledigt? Bedeutete sie ihm denn gar nichts? War Schutz für ihn nur ein
leeres Wort, das allein nach seinem Belieben mit Inhalten gefüllt wurde? Chadh
verstand ihn nicht. Er begriff nur, dass Juno immer noch litt und so sehr vom
Leben und dem manchmal grausam wütenden Schicksal enttäuscht worden war wie
kaum jemand anders. Außer ihm selbst vielleicht. Jedoch erschien ihm sein
eigenes Leben im Gegensatz zu der Grausamkeit, die ihr widerfahren sein musste,
nicht so schlimm. Er kam ja zurecht. Er biss sich durch. Im wahrsten Sinn des
Wortes.
Niemals hatte er einer Frau Gewalt angetan. Zumindest nicht auf diese Weise,
die Juno mit nur einem Wort umschrieb. Sie waren alle freiwillig mitgegangen
oder er mit ihnen. Er hatte ihnen niemals falsche Versprechungen gemacht. Sie
wussten, dass er gefährlich war und sie waren nur zu gern in die Höhle des
Löwen gestiegen, um sich mit ihm zu messen. Oftmals war ein tragischer Verlust
ihres Lebens die Folge. Doch der Schock und die Panik darüber waren mit den
Jahren weitgehend von ihm gewichen. Er reagierte mit stoischem Gleichmut, um
die Bilder danach ertragen oder ganz ausblenden zu können, damit sie ihn nicht
verfolgten und noch düsterer machten. Und genauso gleichmütig musste er ihr
seine Geschichte erzählen, wenn sie wirklich daran interessiert war. Ein
anderer wäre wahrscheinlich schon längst darüber verrückt geworden. In ihm
musste tatsächlich eine besondere Stärke wohnen.
    “Ich bin 330
Jahre alt, Juno.” Chadh küsste flüchtig ihre Fingerspitzen, die beim Sprechen
immer noch auf seinen Lippen ruhten.
“Ich weiß nicht, wo ich herkomme und ob es überhaupt noch jemanden gibt,

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