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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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und verließ dann das Zimmer
auf wackeligen Beinen. Draußen stützte sie sich mit einer Hand immer wieder an
der Wand ab, bis sie ihr Zimmer erreicht hatte, wo sie sich kraftlos auf das
Bett fallen ließ, um das Gesicht in dem Kissen zu vergraben, wo sie keinen
Trost finden würde, weil es nicht nach Chadh duftete. Ein leichter
Schüttelfrost erfasste sie, weil ihr klar wurde, dass sie keine greifbaren
Erinnerungen an ihn mit nach Hause nehmen würde. Nur den nagenden Hunger
nach seinem Blut.
Unwirsch wischte sie die Hand der Sophora zur Seite, die sie auf ihre Schulter
gelegt hatte.
    „Gehen Sie
und kümmern Sie sich besser um Sidonie und Malcolm. Mir fehlt nichts weiter!
GEHEN SIE!“, verlangte sie unwillig und krümmte sich zusammen, weil sie den
Schmerz kaum noch aushalten konnte, den sie über den Verlust von Chadh empfand.
    „Aber… Sie
sollten an seiner Seite sein… Sie haben ihn doch erw…“, wandte die junge Frau
zögernd ein, nur um von Juno rüde unterbrochen zu werden.
    „GAR NICHTS
HABE ICH! Das war eine Lüge, damit der Krieger Ruhe gibt! Ich dachte, er
braucht den Zuspruch einer Immaculate und den hat er nun auch. Wer könnte das besser
tun als die Arbitra Omnia ?! Lassen Sie mich endlich in Ruhe! Ich bin
erschöpft, ich muss schlafen.“
Juno sah mit wütender Befriedigung dabei zu, wie das Mädchen vor ihr
zurückzuckte und ihr schließlich nachgab, ohne noch mal davon anzufangen, ihr
Plasma verabreichen zu wollen. Allein die Vorstellung ließ Juno gerade würgen.
    Chadh würde
bestimmt sehr erleichtert sein, wenn er wieder erwachte und feststellen würde,
dass die Bluttaufe ihn von ihrer Gabe reingewaschen haben würde. Er war nicht
mehr von ihr abhängig, die Blutspende der mächtigen Patrona, die sie an seiner
Mutters statt geben konnte, würde ihn dazu in die Lage versetzen, das Plasma
besser zu verarbeiten und auch jedes Blut von anderen Immaculate-Frauen.
Er ist frei, so wie er es sich sein ganzes Leben lang gewünscht hat.
Juno atmete abgehackt und kämpfte gegen den aufsteigenden Kloß im Hals und die
Tränen in ihren Augen, die so heiß brannten, als bestünden sie aus Salzsäure.
Sie sollte dankbar sein und erleichtert, dass sie selbst nun endlich die
Freiheit erlangt hatte, die sie sich doch all die Jahre gewünscht hatte. Sie
würde an den Hof von Manasses zurückkehren und er würde niemals erfahren, dass
der Anhänger wertlos geworden war. Sie würde ihn eines Tages einfach an Sidonie
zurückschicken, wenn ihre Tochter in das richtige Alter gekommen sein würde.
Bran ist tot… Er hat bekommen, was er verdient hat… Er ist wirklich tot…
Juno weinte herzzerreißend in das Kissen und sagte sich, dass es nur daran lag,
dass sie endlich von diesem Alptraum befreit war. Er konnte ihr nie wieder
etwas tun. Ironischerweise empfand sie die Tatsache nur wie einen weiteren
Verlust, da sie nun wirklich keinen Grund mehr haben würde, sich jeden Morgen
erneut ihrem Leben zu stellen, das nun leerer denn je schien.
    . . .
Die fremde Frau war immer noch da und sah lächelnd auf ihn herab. Chadh
blinzelte und begegnete ihrem Blick, der genauso liebevoll wirkte wie der seiner
Mutter in diesem Traum. Er konnte nicht verhindern, dass ihm nun doch Tränen
aus den Augenwinkeln herunterliefen, da dieses Bild vorhin einfach zu real und
zu aufwühlend gewesen war. Er hatte seine Familie gefunden. Den Teil, den er
immer vermisst hatte und zu besitzen niemals zu hoffen gewagt hatte. Die Kälte
in seinen Augen wandelte sich zu aufrichtiger Dankbarkeit und er wollte nichts
lieber, als die reale Frau dort vor seinem Bett zu umarmen. Als Ersatz für das,
was ihm im Traum nicht gelungen war. Und doch beschlich ihn das leise Gefühl,
dass es nicht genug sein würde, um die Leere und die Sehnsucht in ihm
vollkommen zu füllen. Er brauchte Juno. Er musste sie sehen. Warum war sie
gegangen, wo er sich sicher gewesen war, sie singen gehört zu haben?
    “Danke.”,
flüsterte er leise mit brüchiger Stimme und streckte tatsächlich die Hand nach
seiner Tante aus, um sie vorsichtig in seine zu nehmen und nur sanft zu
drücken, als fürchtete er, ihr wehzutun.
“Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mir das hier gewünscht habe.
Solange ich lebe, habe ich nach einem Platz gesucht, an den ich gehöre und habe
nie zu hoffen gewagt, ihn zu finden. “
Chadh schluckte und machte eine Pause, da ihn das Sprechen trotz des
kräftigenden Mahls immer noch anstrengte.
“-Aber ich verdiene ihn nicht. Ich bin

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