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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Gefühl
in dieser Frau zu finden, von der er bis eben noch geglaubt hatte, sie wäre
nicht allein in die Staaten gekommen, um sie alle und ihre Tochter vorzuführen
wie Puppen in einem Kaspertheater.
“Von gemütlicher Teestunde kann außerdem kaum die Rede sein, wenn ein Teil
dieser Runde bereits das Weite gesucht hat, Verehrteste. -Und ich möchte
wetten, es hat etwas mit Ihrer überaus zuvorkommenden Art zu tun, Juno.”
Malcolm gab sich selbst zu tun und zog den eleganten, alltagstauglichen
dunkelgrauen Herbstmantel aus feiner Schurwolle aus, um ihn über den
verbliebenen feinen Stuhl zu werfen, der eigentlich für Sid gedacht war.
Energischer als beabsichtigt setzte er sich anschließend auf eben jenen Platz,
der schon unter dem Gewicht seines Mantels geknarrt hatte und nun noch
beängstigender Geräusche von sich gab, da dieses Möbel nicht so ganz für sein
Gewicht konzipiert war.
Doch dieser Umstand kam ihm gerade recht. Es steigerte nur seine Angriffslust.
    “Trinken wir
doch darauf, Juno.” Malcolm bekam seine Hand kaum um den kleinen Henkel der
Teekanne geschlossen. Man musste beinahe Angst haben, er würde das zarte
Porzellan schon beim Zugreifen zerbrechen. Trotzdem goss er so geschickt wie
eine perfekte Hausfrau Tee für Juno ein. Vor ihm stand noch Sids kaum
ausgetrunkene Tasse, in der noch ein Rest Zucker auf dem Grund zu sehen war.
“Denn wenn Sie schon nicht mit Ihrer Tochter sprechen wollen, dann sollten wir
wenigstens den Tee nicht verkommen lassen. -Sandwich?”
In aufdringlich ungehaltener Geste hielt er ihr den Teller mit kleinen,
appetitlichen Schnittchen direkt unter die hoch getragene Nase.
“Essen Sie, Juno. Essen Sie. Dann müssen Sie auch nicht reden.” Da sie keine
Anstalten machte, zuzugreifen, legte er ihr kurzerhand gleich drei Sandwiches
auf den Teller neben ihrer Tasse, bevor er Nico davon anbot. Jedoch in höflich
zuvorkommender Art, wie man es sonst von ihm gewohnt war.
Als Nico sich bedient hatte, knallte er die Servierplatte wieder an ihren Platz
in die Mitte des Tisches.
“Juno, Sie essen ja gar nicht. Darf Ihnen dazu auch nur Manasses den Befehl
geben oder ist dies doch etwas, was Sie allein bewerkstelligen könnten, wenn
Ihnen danach beliebt?- Sie müssen sich ja Zeit Ihres langen Lebens schon des
Öfteren sehr gelangweilt haben und immer noch schnell das Interesse an gewissen
Dingen verlieren. Nur so kann ich mir erklären, warum Sie Ihre Tochter im Stich
lassen konnten und jetzt so abweisend reagieren, statt sich ein klein wenig zu
bemühen…-WIE WIR ALLE HIER!”
Nun machte sich Malcolm keine Mühe mehr, die Wut in sich zu kaschieren und
funkelte sie mit schwarzen, zornig glänzenden Augen wütend an. Juno hätte sich
den ganzen Aufwand sparen und in Europa bleiben können, wenn sie sowieso nicht
vorhatte, Sid nun doch noch irgendwie an ihrem Leben teilhaben zu lassen oder
zumindest zu erklären, warum sie Bertrand und das Kind damals im Stich gelassen
hatte.
    Es war lange
her, dass ein Mann gewagt hatte, so mit ihr zu sprechen. Versucht hatten es
viele, doch sie zückte dann ihre effektivste Waffe und wurde nicht weiter in
ihrer Ruhe gestört. Juno senkte die Lider über ihre blauen Augen, die nun
beinahe so sturmumtost aussahen wie das Meer, auf das sie von ihrem Leuchtturm
aus einen guten Ausblick hatte.
Ansonsten verriet nichts ihren inneren Aufruhr, der nur selten in ihr aufstieg.
Sie hatte nicht umsonst dieses abgeschiedene Leben in Frankreich gewählt, wo
ein Tag meist dem anderen glich und niemand ihren selbst gewählten Rückzug aus
der Gesellschaft störte. Immer nur Manasses, der das Recht hatte, sie auf
Missionen rund um die Welt zu schicken.
Ihr Blick blieb auf ihre Hände gerichtet, deren Nägel praktisch kurz gehalten
und fein poliert waren. Sie waren früher von Ringen mit funkelnden Edelsteinen
geschmückt gewesen, für die sie eine große Schwäche gehabt hatte. Sowie für
schöne Kleider und das sorglose Leben an sich.
Sie dachte kaum noch an die Juno, die sie früher einmal gewesen war. Ein Freigeist,
wie der Enforcer unwissentlich richtig bemerkt hatte.
Am Ende hob sie doch die Lider, um seinen funkelnd zornigen Blick zu begegnen.
Wenn Bertrand wütend oder verletzt gewesen war, dann hatte er sie genauso
angesehen.
Junos Nasenflügel bebten leicht, weil sie den Geruch des Tees und der
bestrichenen Brotscheiben als Übelkeit erregend empfand. Sie trug nicht umsonst
diese weiten Sachen, die ihre ausgezehrte Figur verbergen und die Kälte, die
sie

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