Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
zögerlichen Lächeln.
Dann entdeckte sie ihren Vater, der sie an seinem Arm zum Altar führen würde,
in den bodenlangen rituellen weißen Gewändern, die seine Gestalt majestätisch
erscheinen ließen. In Nicos Augen sammelten sich Tränen, die sie kaum
wegzublinzeln vermochte. Sie hätte niemals gedacht, dass sie diesen Tag mit ihm
feiern könnte. Es war alles wie ein wundervoller Traum, aus dem sie niemals
wieder erwachen wollte.
Babu umfasste ihr liebliches Gesicht mit beiden Händen und küsste sie sanft auf
die Stirn, um ein paar Worte leise zu ihr zu sprechen, die ein Segen des großen Babalaos für seine eifrigste Schülerin waren. Ab dem Zeitpunkt fühlte
sich Nico irgendwie losgelöst von der Erde. Innerlich schwebte sie schon auf
Wolken.
    Niemals hätte
Damon Archer es für möglich gehalten, eines Tages im Saal des Orakels zu stehen
und die Rolle des Bräutigams einzunehmen. Nun stand er tatsächlich hier. An der
Schwelle des Altars mit frischen Wunden auf der Brust und einem Nervenkostüm,
das zum Zerreißen angespannt war. Aufregung und Ungewissheit waren wohl die
schlimmsten aller Gefühle, die man zu diesem Zeitpunkt des Wartens auf seine
Braut ausstehen konnte. Er hatte tatsächlich Angst, dass Nico in letzter Minute
Nein und alles absagen würde. Ausgerechnet die kleine Nico. Seine Nico. Sein
Ein und Alles. Seine Soulmate. Die Liebe seines Lebens.
Die Schnitte auf seinem Oberkörper schmerzten nicht so sehr wie sein klopfendes
Herz. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er vor Anspannung die Luft
anhielt. Was war, wenn ihr all seine Vorbereitungen, die er mit Hilfe seines
Vaters und seiner Freunde eilig hinter dem Rücken der Sophora getätigt hatte,
nicht gefielen? Wenn sie sich alles ganz anders vorgestellt oder gern mit ihm
zusammen geplant hätte?
Nicht einmal Brocks lose Zunge hatte ihn vorhin bei der Inscriptio -Zeremonie
erfolgreich von seinen Sorgen ablenken können. Im Gegenteil. Jeder Schnitt mehr
ließ ihn nur noch intensiver an seine Zukünftige denken. Nie zuvor hatte er so
tief für eine Frau empfunden wie für Nico und nie zuvor hätte er diesen Schritt
gewagt, der vor allem in seiner Welt eine Bedeutung hatte und ihn endgültig an
eine einzige Frau band, mit der er für die Ewigkeit zusammenblieb. Eine
Zeitspanne, die ihn bei jeder anderen zum Schaudern gebracht hätte, sich mit
Nico aber einfach nur wundervoll anfühlte.
Alle waren gekommen. Seine Familie, Nicos Vater, all ihre Freunde und auch die
Riege der europäischen Krieger, die zu einem ganz besonderen Ereignis ins
Castle gekommen waren. Nathan hatte eine Andeutung gemacht. Damon hatte aber
nicht weiter gefragt. Die Verbindungszeremonie hatte ihn zu sehr in Anspruch
genommen und seine sonst allzu große Neugier gezügelt.
Der Saal war voll mit Zuschauern und die anschließende Feier würde etwas ganz
Besonderes werden. Wenn sie denn stattfand. Damon rang entgegen seiner sonst so
selbstbewussten Art sehr unsicher mit den Händen. Nun konnte es eigentlich
nicht mehr lange dauern, bis…
    Die großen
Türen glitten auf und die Krieger ebneten ihr den Weg, den Nico am Arm ihres
Vaters abschritt. Cat, Wendy, Romy und Tiponi folgten ihr, da sie die Quadruga bilden
würden, die um den Segen des Orakels bat. In dem gedämpften Licht, das die
vielen Kerzen in dem Raum verbreiteten, konnte sie die anwesenden Geister gut
erkennen. Darunter befand sich auch Mélusina, die ihr lächelnd zuwinkte. Wie
versprochen würde sie an ihrer Hochzeit teilnehmen und Nico musste schwer
schlucken, weil so viele verschiedene Gefühle gleichzeitig ihre Brust zu
sprengen drohten. Wie ein sich wild drehendes Kaleidoskop rauschten Bilder
ihres Kennenlernens bis zum heutigen Tag an ihrem inneren Auge vorbei.
Die Krieger bildeten ein Spalier, so dass Nico endlich den Blick auf die Stufen
vor dem Altar richten konnte, wo Damon auf sie wartete. Auf seiner Brust
prangten die Buchstaben ihres Namens. Ihr wurde klar, dass sie ihn schon einmal
so gesehen hatte. Damals im Central Park als sie die Vision von ihm mit bloßem
Oberkörper gesehen hatte, die sie schnell abgewehrt hatte, bevor sie
Einzelheiten erkennen konnte. Mein Schicksal…
    Oh Gott,
da kam sie . Damon ließ das Ringen seiner Finger sein und hielt nach Nico
Ausschau. Sehen konnte er sie bisher noch nicht, da die Menge ihm noch die
Aussicht versperrte, die mit kleinen gespannten Ausrufen das Erscheinen der
Braut ankündigten. Und dann endlich, endlich konnte auch er sie sehen. Am Arm
ihres

Weitere Kostenlose Bücher