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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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keine Gegenwehr geleistet hatten, aber Nathan und Rys
kannten diesen Brauch und würden bestimmt nicht angriffslustig reagieren, wenn
ihre Frauen plötzlich von Wölfen entführt wurden. Und Wendy? Als Krieger wusste
Ash sicher das eine oder andere darüber und würde sich bestimmt auch so
zurückhalten wie die anderen, auch wenn er selbst nicht zur Quadruga gehörte.
Es war ziemlich beängstigend, so blind durch das Castle geführt zu werden. Sie
verlor bald die Orientierung und erkannte nur an den Stufen, die stetig abwärts
gingen, dass sie immer tiefer hinabstiegen. Es gab bald kein Holz oder
dämpfende Teppiche unter ihren nackten Sohlen, es musste sich um den grauen
Granit handeln, auf dessen Grundfesten das Castle stand.
Nach unendlich erscheinenden Minuten hörte Nico, wie eine Tür geöffnet wurde,
durch deren Öffnung sie energisch geschoben wurde, bevor man ihr die Binde
abnahm. Nico blinzelte und blickte in die Gesichter ihrer Mitstreiterinnen, die
man vermutlich auch überraschend entführt hatte.
Cat war in voller Montur und sah so aus, als wollte sie die Wölfe zerfleischen,
die schnell die Tür hinter ihr zufallen ließen. Das Zimmer kam Nico bekannt
vor. Es sah aus wie das, in dem sie auf ihr Duell mit Sterling gewartet hatte.
    „Was soll der
ganze Scheiß?!“, regte sich Cat auf und tigerte aufgebracht vor der langen Bank
auf und ab, auf der Wendy und Romy nach außen hin ruhig saßen. Sie durchschnitt
mit der blitzenden Klinge ihres Dolches die Luft, als wollte sie jemanden damit
in Fetzen schneiden. Vorzugsweise die Störenfriede, die sie von ihrer Arbeit
weggeholt hatten.
„Was kann so wichtig sein, mich von der Jagd wegzuholen und dir deine
Flitterwochen zu verderben?“, knurrte sie mürrisch und blieb schließlich
stehen, um die Arme vor der Brust zu verschränken und Romy und Wendy einen
ungehaltenen Blick zuzuwerfen, weil die beiden so nervenaufreibend friedlich
blieben.
    Romy grinste
schief zu Nico auf: „Sie ist nur sauer, weil sie von Flavia persönlich
abgeliefert wurde. Ich glaube, sie wollte nicht zwei ihrer Wölfe riskieren. Cat
hätte Gulasch aus ihnen gemacht.“
    Nico biss
sich auf die Unterlippe, um ein Auflachen zu unterdrücken, doch der böse Blick,
den sie sich von ihrer Patrona einfing, verriet ihr, dass ihr das nicht
entgangen war.
„Cat! Du darfst dich nicht so aufregen! Das ist eine Jahrhunderte alte
Tradition. Die Tentatio Grandis ist der erste Schritt, um die neue Garde
der Krieger einzuführen.“
Cat klappte der Mund auf und in ihre Augen schlich sich ein interessiertes
Blitzen, das sie die Gereiztheit von eben gleich vergessen ließ. Es hatte ihr
ganz und gar nicht gefallen, sich von Flavia wie ein vorlautes Gör an den Ohren
ins Castle beordern lassen zu müssen.
    „Ausgerechnet
jetzt?! In diesem Aufzug? Die hätten euch doch wenigstens Zeit zum Anziehen
geben können. Was sollen wir tun? Raus mit der Sprache! Ich mag solche
Überraschungen überhaupt nicht!“
    Nico zuckte
hilflos mit den Schultern.
„Tut mir leid, Cat. Ich weiß nur, dass diese Prüfung zu Samhain stattfindet,
also in der Nacht vor Allerheiligen. Ich habe zwar schon danach gesucht aber
keine Aufzeichnungen dazu gefunden. Es wird geheim gehalten, vermute ich. Die
alte Riege wird es wissen, doch sind sie bestimmt zu Stillschweigen
verpflichtet worden. Jetzt weiß ich auch, warum die anderen Krieger extra zu
der Hochzeit gekommen sind. Sie werden wahrscheinlich alle Zeugen unserer
Bemühungen werden…“
    „Sehr
richtig, Kleine!“, bestätigte Flavia, die sich eben in voller Montur hinter ihr
materialisiert hatte.
Sie öffnete vier Wölfen die Tür, die jeweils ein Schwert vor sich hertrugen,
das sie der passenden Besitzerin nach einer tiefen Verbeugung zu Füßen legten.
Ihnen folgten vier junge Frauen in bodenlangen, weißen Kutten, die ein Bündel
Kleidungsstücke in ihren Händen hielten. Das Bündel stellte sich als ziemlich
knappe Kampfmontur aus dunkelbraunem Leder heraus, die nicht viel mehr bedeckte
als ein großzügig geschnittener Bikini.
Cat bedachte das Ensemble mit einem ziemlich skeptischen Blick, obwohl sie
sonst wenig dagegen hatte, ein wenig Haut zu zeigen. Aber zum Kämpfen trug sie
lieber die volle Montur wie jetzt gerade.
    Flavia
grinste die zukünftige Anführerin an: „Die Männer tragen bei ihrer Prüfung kein
Oberteil… Es gehört dazu, sich dem Feind in aller Blöße entgegenzustellen.
Hinter Waffen und Rüstungen kann sich jeder verstecken.“
    Cat

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