Eine Sacerda auf Abwegen
doch es gefiel ihr, dass er so extrem reagierte. Sie wollte ja
nur ihm gehören. Ganz und gar, für immer!
Vorerst streifte er ihr nur vorsichtig das Diadem aus den Haaren, hielt sie in
den Armen und küsste sie bis zur Atemlosigkeit. Er ließ sich unendlich viel
Zeit, als wollte er das allererste Mal damit wieder gut machen. Nico würde sich
immer mit einem verklärten Ausdruck im Gesicht an die ersten Stunden ihrer
Flitterwochen erinnern. Vor allen Dingen an Damons Gesicht, als er ihr beim
Ausziehen des Kleides half, das er nicht einfach kaputt machen wollte, weil es
ja etwas Besonderes war und dann die kleine Überraschung darunter entdeckte.
Nun waren
vier Tage vergangen, die das Ehepaar in aller Abgeschiedenheit verbracht hatte.
Sie wurden diskret mit Essen versorgt, das wie von Zauberhand im Vorzimmer
aufgetragen wurde, damit sie nicht gestört wurden.
Nico wusste kaum noch, ob Tag oder Nacht war, Zeit spielte hier keine Rolle
mehr. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass mit der Verbindungszeremonie
tatsächlich eine Änderung in ihrer Beziehung eintreten würde. Sie war davon
überzeugt gewesen, Damon nicht noch mehr lieben zu können und sich ihm noch
enger zugehörig zu fühlen, als vorher schon der Fall gewesen war.
Sie lag nun sicher in Damons Armen, der vor einigen Minuten völlig erschöpft
eingeschlafen war, da ihr Blutdurst selbst einen gestandenen Krieger wie ihn
einmal zur Strecke brachte. Zudem war sie nicht nur in diesem Punkt
unersättlich. Nico, deren Kopf auf seiner Brust ruhte, biss sich auf die
Unterlippe, weil sie selbst am meisten davon überrascht war, was alles in ihr
zu stecken schien. Ihre Fingerspitzen glitten unterhalb der rötlich
schimmernden Buchstaben auf seiner Brust entlang. Es war Brauch, dass das
Ehepaar sich solange in den Flitterwochen befand, bis die Male vollkommen
verheilt waren. Und da sie mit einem speziellen Öl gesalbt worden waren, konnte
das gut und gerne bis zu vier Wochen dauern.
Wenn Damon erwachte, sollte sie darauf bestehen, dass er sich seinen Anteil an
ihrem Blut holte, damit zwischen ihnen wieder ein Ausgleich herrschte. Im Feuer
der Leidenschaft konnte man durchaus vergessen, dass man noch den eigenen
Hunger stillen musste.
„Nico… Nico…
Du musst aufwachen!“, wisperte eine leise Stimme, die sie veranlasste, die
Augen blinzelnd aufzuschlagen.
Mélusina hatte sich neben ihrem Bett materialisiert und sah ziemlich nervös
aus, so dass Nico den Kopf hob und gleich noch ein Stückchen wacher wurde.
„Sie kommen, um dich zu holen! Ich konnte nicht früher sprechen. Heute ist
Samhain… Die Nacht der Toten!“, verkündete ihr Schutzgeist geheimnisvoll. „Ich
werde in Gedanken bei dir sein.“
Noch bevor
Nico weitere Fragen stellen konnte, war Mélusina verschwunden, dafür wurde laut
und deutlich an die äußere Tür gepoltert, so dass sogar Damon aus dem Schlaf
geschreckt wurde.
Nico schlüpfte aus dem Bett und zog einen Seidenmantel über, um dann das
Schlafzimmer zu verlassen und aus der Tür nach draußen zu spähen, wo zwei Wölfe
in voller Montur auf sie warteten.
„Pia
Nicolasa… Sie werden uns widerstandslos folgen! Befehl des Orakels. Es muss
sofort geschehen.“, brummte einer der Männer und hielt eine schwarze Augenbinde
hoch, die sich Nico anscheinend anlegen sollte.
Als Damon, ein Bettlaken um die Hüften geschlungen, nach ihr greifen wollte, um
sie zurück ins Zimmer zu ziehen, da er sich selbst um die Störenfriede kümmern
wollte, die es wagten, sie während ihrer wohlverdienten Flitterwochen zu
stören, kam er nicht weit.
„Sie kommt
mit uns mit!“, knurrte einer der Wölfe und hatte sich schon vor Damon
materialisiert, bevor er auch nur die Hand nach ihr ausstrecken konnte. Er sah
sich mit der Speerspitze konfrontiert, die sich in seine Brust bohren würde,
wenn er auch nur weiteren Schritt nach vorne machen würde.
„Damon, es
ist ein Befehl des Orakels… Es ist Samhain…“ Nicos Augen wurden groß und rund,
als ihr klar wurde, warum Mélusina sie noch kurz gewarnt hatte.
„Es muss um die Tentatio Grandis * gehen… Wünsch mir Glück!“
(*Große Prüfung, die die Quadruga bestehen muss)
Nico griff
nach der Binde und legte sie sich selbst um die Augen, da es kein Entrinnen
gab. Sie musste sofort und blind gehorchen. Und am besten alles verdrängen, was
ihren Geist trüben und ihr Reaktionsvermögen einschränken könnte.
Sie dachte kurz an die anderen Mitglieder der Quadruga, besonders an Cat und
Romy, die hoffentlich
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