Eine Sacerda auf Abwegen
Sie
trug eine asymmetrisch geschnittene knielange schwarze Seidentunika mit Kapuze,
hatte die Haare streng aus dem Gesicht gekämmt und hochgesteckt. Ihre
moosgrünen Augen waren schwarz umrandet und dunkel getuscht und geschminkt, was
die satte Farbe dank ihrer blassen Haut nur intensiver machte. Sie war barfuß,
die kurzen Nägel an Händen und Füßen ebenfalls schwarz gemalt. Sie war später
noch zu einem Ritual geladen, das ein solches Auftreten erforderlich machte.
Natürlich nur der Stimmung wegen. Es war Samhain. Die Nacht der Geister. Ein
bisschen über die Strenge zu schlagen, war da schon erlaubt.
“Ich werde
mich um ihn kümmern.” Cordi klang geradeheraus und wich den skeptischen Blicken
der Mädchen nicht eine Sekunde lang aus.
“Das Orakel
hat uns aber aufgetragen, dass…” Eine der beiden sah von Cordi, deren Augen
plötzlich rot wurden, zu Brock im Wasser, dessen Blick in Erwiderung ebenfalls
zu glühen begann, und ihr Widerspruch verstummte plötzlich. Da hatten sie
anscheinend etwas verpasst. Schon wieder ein Objekt der Begierde weniger auf
der Liste. Achselzuckend trollten sich die beiden und sprachen der Florifer,
die mit Brock zurückblieb, neidisch ihre geheuchelten Segenswünsche aus.
Kaum war die
Tür geschlossen, atmete Cordi erleichtert auf und gab es auf, sich so herrisch
aufzuspielen.
“Ich dachte mir, dass man Sie heute wieder triezen würde und dass es Ihnen
nicht gefällt.”, erklärte sie rasch ihr plötzliches Auftauchen in seinen
privaten Räumlichkeiten, die zu besuchen ihr sonst nicht einmal im Traum
eingefallen wäre.
“Sie kommen zurecht, nicht wahr?”, fragte sie mehr aus Höflichkeit, obwohl
schon mehr Interesse in dieser Frage lag als bei ihrer ersten Begegnung vor dem
Vollmond. Die Prüfung der Quadruga war für alle Beteiligten sehr anstrengend
und aufwühlend.
“Ihre Sophora soll sich gut geschlagen haben. Sie war die Zweite, die
zurückgekehrt ist. Sie können sehr stolz auf sie sein.”
Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, die hier eigentlich nicht
hingehörte, stellte sie einen Stuhl in seine Reichweite, auf die sie Handtücher
bereitlegte, damit er sich später abtrocknen konnte, wenn er bereit war, die
Wanne zu verlassen. Im Schlafzimmer stand schon Salbe und Öl bereit, mit dem er
die Verletzungen behandeln konnte. Das hätten die kleinen Badefrauen sicher
auch noch gern für ihn getan. Wenn er doch darauf bestand, würde sie diese
natürlich zurückrufen. Sie hatte nur an seine Nerven gedacht.
"Wenn Sie möchten, lasse ich Ihnen Plasma bringen. Sie sehen aus als
könnten Sie einen ordentlichen Schluck gebrauchen, Mr. Wolfe.”
Brock war
stinksauer. So langsam platzte ihm die Hutschnur, dass die Frauen hier im
Castle davon ausgingen, dass man sich solche Spielchen mit ihm erlauben konnte.
Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich aus dem Wasser und kümmerte sich
nicht darum, seine Blöße mit etwas zu bedecken, während er mit grimmigen
Gesichtsausdruck auf das Blumenkind zuging, das sich hier so weit aufgespielt
hatte, dass sie in diesem Moment zur Konkubine der Stunde aufgestiegen war. Die
kleinen Vögelchen würden es just in diesem Moment von den Dächern des Schlosses
pfeifen, dass der Wolf sich hier mit der holden Concordia vergnügte.
Kleine Wasserlachen auf dem kostbaren Marmorboden hinterlassend ging Brock
zielstrebig auf die Frau zu, die Schritt für Schritt vor ihm zurückwich,
während er den Blick ungeniert abschätzend über ihr Äußeres gleiten ließ. Als
sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß, umfasste Brock ihr Kinn mit einer
Hand, um ihr in die weit aufgerissenen Augen zu starren.
„Nico hat
sich bestens geschlagen, Florifer!“, grollte Brock mit einem ziemlich
aggressiven Unterton.
„Sie schenken dem Gerede also doch ihr Gehör!“
Brocks Lippen verzogen sich zu einem teuflischen Lächeln: „Soll ich das als
Einladung verstehen? Sie wollen sich um mich kümmern? Wie rührend! “
Er trat noch ein Stück näher heran, wobei ihn sein Hunger dazu trieb, den er
bisher geflissentlich überhört hatte, ohne sie wirklich mit seinem nackten
Körper zu berühren. Sein Gesicht war dem ihrem so nah, dass sich ihr warmer
Atem mit seinem mischte.
„Vielleicht sollte ich dich zuerst etwas mit Plasma anfüttern, Concordia… Du
bist fast schon ein wenig zu mager für meine Begriffe, aber du hast grüne
Augen. Dafür hatte ich schon immer eine eindeutige Schwäche.“, flüsterte er ihr
zu, wobei sich auch die geäußerte
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