Eine Sacerda auf Abwegen
seinerseits gerechnet. Die andauernde Nähe zu Nico musste
seine tiefe Liebe zu ihr noch fester und beständiger gemacht haben. Nichts
konnte ihn mehr in seinen Grundfesten erschüttern. Egal, was er vor ein paar
Tagen noch über Malcolm und Sid gedacht haben mochte, es war nicht mehr von
Bedeutung. Er wollte mit Nico eine Familie haben. Alles, was sie glücklich
machte, würde ihn glücklich machen.
Vielleicht wäre es anders ausgegangen, wenn Flavia und das Orakel nicht mit
Verständnis reagiert hätten. Wenn nicht Baal dafür verantwortlich gemacht
werden konnte sondern nur er und seine eigene Unersättlichkeit. Dann hätte er
die Schuld ganz bestimmt wieder weit und höchst empört von sich gewiesen. Dank
des Kriegergottes war das Baby in Nicos Bauch eine glückliche,
schicksalsträchtige Fügung und kein kleiner Unfall, mit dem er sich arrangieren
musste.
Die Bewunderung für Baal würde sich bei ihm allerdings in Zukunft in Grenzen
halten. Der Geist des Kriegers nahm sich schon ziemlich viel heraus, um Frauen
glücklich zu machen und sich selbst natürlich auch. Wenigstens hatte er
Geschmack und Nico damit wirklich einen Gefallen getan, wie es schien. Damon
würde in Zukunft sehr auf sie achten müssen. Er tauschte mit Brock einen festen
Handschlag und beide klopften sich gegenseitig auf die Schulter.
Nico wurde
immer noch umarmt und geherzt. Die Frauen sahen so aus, als würden sie sich nie
mehr loslassen wollen.
Es war Zeit, zu feiern. Die Nacht war schon weit fortgeschritten und wenn sie
zwei Fässer leeren wollten, wie Damon angekündigt hatte, dann sollten sie sich
beeilen.
Wolf und Krieger schienen sich jedenfalls einig geworden zu sein. Damon
überließ es den Frauen, seine Soulmate mitzunehmen, während er sich noch von
den anderen Männern aufziehen ließ. Wurde er doch als erster nach Orsen in
einer Soulmate-Beziehung Vater und das so plötzlich, dass niemand damit hatte
rechnen können. Das würde sehr viel Spielraum für Späße auf seine Kosten
schaffen, aber Damon freute sich bereits darauf. Solange mit Nico alles gut und
sie bei bester Gesundheit war, würde er jeden Seitenhieb über sich ergehen
lassen und seinen Brüdern und Brock den Gefallen tun, entsprechend darauf zu
reagieren.
4. Der Geist von Samhain
Mittwoch,
31. Oktober; nachts...
Born of a Concubine - Ein neuer Underground-Club am Stadtrand
Manhattans
Die Menge
schien zu brodeln wie der Kessel einer Hexe kurz vor dem Überkochen. Überall
zuckende, verkleidete Leiber. Einige wenige davon tatsächlich sterblich und
voller Leben. Leben, das nur darauf wartete, beendet zu werden. Noch ahnten sie
nichts davon, doch die Bestien lauerten direkt unter ihnen. Spielten mit ihnen
und jagten sie. Keiner dachte an die Bedrohung um sie herum. Jeder nahm nur die
Verlockungen des süßen Lebens wahr, die hier in diesem Nachtclub mit all ihren
Köstlichkeiten aufwarteten. Köstlichkeiten, die einen am Ende der Nacht zum
Erbrechen oder schlimmer noch ins Grab bringen konnten. Der süße Gesang einer
Sirene mit rabenschwarzen Locken, die bis zur Mitte ihrer eng geschnürten
Taille reichten, erfüllte die mit schwarzrotem Holz eingerichteten
Räumlichkeiten bis in den hintersten Winkel. Eine Stimme wie Feuer und Eis, die
einen bis ins Mark erschüttern und im Zaum halten konnte wie eine Medusa die
Männer mit ihrem Blick.
Es war die Nacht von Monstern und Mythen. Die Nacht zu Allerheiligen. Die
Besitzerin des Clubs hatte zu einer Halloween-Party geladen und neben den üblichen
Stammgästen auch ein paar Neulinge eingelassen, die ganz besonders ausgelassen
feierten. Die wohl letzte Party ihres unbedeutenden kleinen Lebens. Nur ein
dummer Vogel wog sich in diesem Ambiente in Sicherheit. Die Katzen warteten
schon in ihren harmlosen Kostümen, mit denen sie den Anschein der Normalität
erweckten und es den Vögelchen gleich taten, auf das kostenlose Buffet nach
Mitternacht.
„Hi!“ Eine
kleine, sterbliche Cleopatra, zugegebenermaßen sehr hübsch und mit ansehnlichem
Körperbau näherte sich einem gelangweilt dreinschauenden Julius Cäsar mit
Lorbeerkranz auf dem dunklen Haupt und unglaublich intensiv wirkenden
graublauen Augen. Genau die mussten das Mädchen, mehr war sie für den großen
Feldherrn nicht, angelockt haben. Denn es war wohl kaum die dekadent
unbeherrschte Manier, mit der Julius eine Erdnuss nach der anderen aus einer
schwarzen Porzellanschale stahl und mit schwer beringten Fingern in den Mund
stopfte. Er hatte
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