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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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schöne Hände. Beinahe schon feminin. Wie ein Großteil seiner
gesamten Ausstrahlung. Wäre da nicht eine gewisse Härte in seinem phänomenalen
Blick, hätte man Julius glatt für eine Schwuchtel halten können.
Und da er gerade mehr an den Nüssen vor ihm interessiert war, würdigte er die
Kleine keines Blickes, sondern lauschte weiterhin den Klängen des leichten
Metal-Gesangs und versuchte sich krampfhaft an das letzte Mal zu erinnern, an
dem er sich noch richtig amüsiert hatte. Das musste Jahre wenn nicht schon
Jahrzehnte her sein.
    „Hi!“,
wiederholte Cleopatra deshalb noch einmal und strich sich eine Strähne ihrer
schwarzen Polyacryl-Perücke zurecht. Wahrscheinlich war sie darunter blond und
schlimmer noch schlecht gefärbt. Also überhaupt nicht sein Typ. Aber das wusste
die Möchtegernkönigin zu Julius‘ Linken ja nicht. Die grinste immer noch leicht
debil in seine Richtung und war sogar so dreist, sich ohne zu fragen auf den
freien Hocker neben ihm zu setzen, der eigentlich reserviert war.
    „Julius, hab
ich recht?“
Oh Gott, warum straft man mich so? Julius linke Augenbraue zuckte entnervt
nach oben, doch sein Blick blieb weiterhin gelangweilt auf den Snack
fokussiert. Solange dieser Tick nicht den herrlichen Schwung seiner Oberlippe
erreichte und zum Beben brachte, würde der Sterblichen schon nichts passieren.
    „Ich habe
dich von da drüben…“ Sie zeigte in irgendeine Richtung im Club, die Julius
nicht die Bohne interessierte. „…beobachtet.“
    Oh Gott,
nicht kichern. Klappe halten.
Jetzt bebten schon die Flügel seiner leider unten etwas breit geratenen Nase,
die sein attraktives Gesicht zu seinem Glück aber nicht entstellte sondern im
Gesamtkonzept nur noch hübscher machte.
    „Ich find
dich wirklich süß.“
Die letzte gegessene Erdnuss blieb Julius fast im Hals stecken. Er war doch
kein Bonbon und zudem wirklich zu alt, um mit einem Adjektiv wie süß
beschrieben zu werden. Wenn sie ihn jetzt auch noch fragte, ob er…
    „Willst du
vielleicht mit mir tanzen?“
Julius Miene gefror als hätte er eben nicht Nüsse, sondern Granitsplitter
eingeworfen und er besah Cleopatra von oben bis unten mit einem Blick, der ihr
klar machen sollte, gefälligst Land zu gewinnen, bevor er den Mund aufmachte
und den Spieß umdrehte. Zu ihrem Pech gehörte sie leider nicht zu den
Blitzmerkern. Ihm schossen Tausendundeine fiese Bemerkungen in den Sinn, aber
da er zu den klugen Jungen in diesem Haus gehörte, forderte er sie höchst
charmant dazu auf, ihm ihre Hand zu reichen.
    „Oh, kommst
du aus Europa? Du hast einen total niedlichen Akzent.- Wirklich, ich find dich
so… süß. Oh!“ Plötzlich zitterten Cleopatra die Knie, denn Julius hatte nicht
nur einfach ihre Hand genommen, an der er sie vermeintlich auf die Tanzfläche
hatte führen wollen, sondern diese direkt an seine weichen Lippen geführt, mit
denen er nun die blasse durchschimmernde Haut auf der Innenseite ihres
Handgelenks küsste und schließlich daran saugte, ohne sie dabei aus den Augen
zu lassen und jede ihrer wirklich amüsanten Reaktionen zu seiner Belustigung
auszukosten.
    „Ich bin
nicht so eine.“
Cleopatra schien nun mit einem Mal weniger von sich und ihrer Wirkung auf ihn
überzeugt. Sie versuchte, ihm ihr Handgelenk zu entziehen, doch Julius hielt es
mit noch nicht einmal halber Kraft fest umschlossen. Natürlich war sie so eine und sie würde ihm nicht entkommen.
Geschickt fing er ihren schwach gewordenen Körper in seinen starken Armen auf,
als sie ihm entgegen taumelte, nachdem sie einen weiteren und wohl größeren
Schock erlitten hatte, da Julius sie gebissen hatte und nun noch mehr an ihrem
Handgelenk zu saugen begann, als wolle er an ihr Blut. Der nächste Versuch,
ihre Hand fortzuziehen, scheiterte und sie befand sich nun mit ihrem ganzen
Körper in seinem schraubstockartigen Griff. Julius sah nicht nur gut aus; auch
unter dem Kostüm, das er trug, schien sich noch so manche Überraschung,
wenngleich in diesem Moment keine angenehmen, zu verbergen. Er erschien ihr
unglaublich muskulös und stark, dabei war ihr, als würde er sich nicht einmal
besonders anstrengen, um sie zu halten. Irgendetwas hatte sich ihrer Gedanken
bemächtigt und hielt sie hier. Von Sekunde zu Sekunde schien er mächtiger und
kräftiger zu werden, während ihr langsam aber sicher die Sinne schwanden. Ihr
Herzschlag pulsierte in ihren Ohren. Lauter als die Musik, lauter als das
Schreien und Jubeln der Menge, die der Sängerin ihren

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