Eine Schwester zum Glück
ausstieß, sah Mackie mich an, um grünes Licht zu bekommen.
Doch ich schüttelte stirnrunzelnd den Kopf, als wollte ich sagen: Nein, nein, nein.
Daraufhin hob sie die Brauen und nickte, als wollte sie sagen: Ja, ja, ja.
Ich legte den Kopf schräg, um zu sagen: Mackie, bist du verrückt?
Und sie verdrehte die Augen, um zu sagen: Nun hab dich doch nicht so.
Da sagte mein Dad, der stets viel aufmerksamer war, als wir ihm zugestanden: »Was soll das werden, Mädels? Scharade?«
Mackie wandte sich ihm zu. »Weißt du was? Wir kriegen ein Baby!«
»Wer?«, fragte mein Dad.
»Ich und Sarah«, sagte Mackie.
»Und ich!« Clive winkte Mackie zu. »Hallo?«
»Moment mal!« Mein Dad schüttelte den Kopf. »Wer kriegt denn nun ein Baby?« Mit einem Timing, um das uns jede Sitcom beneidet hätte, deuteten Clive und Mackie auf mich und sagten »sie«, während ich genau in dem Augenblick auf die beiden wies und »sie« sagte.
Dann erzählte Mackie die ganze Geschichte. Und das muss ich ihr lassen: Sie war gründlich. Das ganze Drum und Dran. Ihre Beschreibung, wie die Ärzte ihre Eizellen einsammeln würden, indem sie sie aus ihren Eierstöcken schabten, und wie sie Clives Sperma »ratzfatz in die Mitte« einpflanzen würden, bevor sie das ganze Zeug auf mich übertrugen, hätte den Scientific American stolz gemacht.
Mein Dad ließ das Ganze auf sich wirken.
»Die Eizellen sehen genau wie Kaviar aus«, fuhr Mackie fort. »Bloß sind sie nicht schwarz und kleben aneinander.«
»Ich stelle sie mir immer wie diese orangefarbenen Sushi-Eierchen vor«, sagte Clive.
»Das ist ja so niedlich!« Mackie hielt inne, um ihn eine Sekunde anzuschmachten. Dann wandte sie sich wieder uns zu und kam zum Abschluss: »Und Simsalabim! Ein Babyenkelchen!«
»Nicht wirklich Simsalabim«, meldete ich mich zu Wort.
Ich warf Dixie einen Blick zu. Sie war die Einzige, die aß, und sie hatte mit den Stäbchen aufgegeben und zu Messer und Gabel gegriffen.
Mein Dad musterte ein Gesicht nach dem anderen.
Oft machte er den Fehler zu glauben, persönliche Themen wären das Gleiche wie akademische. Immer wieder hatte er angesichts von Problemen in unserem Leben reagiert, als würde er mit Kollegen Dinge aus ferner Vergangenheit diskutieren. Beispielsweise den Siebenjährigen Krieg in Nordamerika. Oder die Unterzeichnung der Verfassung der Vereinigten Staaten. Und er sah immer so verwirrt aus, wenn eine von uns bei seinen Worten in Tränen ausbrach. Wie damals, als Mackie – kurz davor, auf dem Weg zu einer Party das Haus zu verlassen – ihn gefragt hatte, wie sie aussähe, und er den Blick von seinem Buch gehoben und gesagt hatte: »Tja, Schatz, du hast definitiv ein paar Pfund zugelegt. Aber das ist ein schönes Kleid.«
Beim Thema Baby hätte Mackie es eigentlich besser wissen sollen und damit rechnen müssen, dass er sämtliche moralische, ethische, historische, erziehungstechnische und sonstige Ecken und Winkel, die das Thema bot, genauestens ausleuchten würde. Es war unmöglich, meinen Dad zu bitten, sich über etwas Gedanken zu machen, ohne dass er genau das tat – und zwar ausgiebig. Schließlich war er Universitätsprofessor. Folglich untersuchte und verglich er hier im Restaurant die historische Rolle von Adoptiveltern, bot unterschiedliche kulturelle Sichtweisen von Mutterschaft dar und fasste einen Artikel zusammen, den er neulich über die emotionale und intellektuelle Befindlichkeit der ersten Retortenbabys gelesen hatte. An dem Punkt reichte es Mackie.
»Aber Dad«, sagte sie. »Ist es denn nicht aufregend?«
Er blickte verwirrt auf. Anschließend fasste er sich mit Daumen und Fingern an seinen Bart und senkte nachdenklich den Blick. Wir warteten alle auf seine Reaktion, als wäre er ein Richter, der über einen Urteilsspruch nachsann.
Nach langem Schweigen schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Es ist eine schlechte Idee.«
Nach einer Weile fragte Mackie: »Was?«
Mein Dad zuckte mit den Schultern. »Ich halte es für keine gute Idee.« Dann deutete er mit den Stäbchen zwischen uns beiden hin und her. »Ich finde nicht, dass ihr zwei die wichtigste Beziehung in eurem Leben aufs Spiel setzen solltet.« Er warf Clive einen Blick zu. »Nichts für ungut.«
Clive hob die Hände. »Kein Thema.«
Mackie wirkte schockiert, und zugegebenermaßen war ich es auch. Wir hatten uns solche Sorgen wegen Clive gemacht, aber bei ihm war es leicht gewesen. Es schien ungerecht, dass nun unser Dad Probleme machte.
Doch unserem
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