Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
Vom Netzwerk:
Stiefvater seine Mutter verließ, nachdem er sie mit mehr Frauen betrogen hatte, als Everett verraten wollte. Everett war damals dreiund zwanzig.
    »Er hat sich von ihr scheiden lassen«, erklärte Mackie, »um eine dreiundzwanzigjährige Supermarktkassiererin zu heiraten, die ihn verlassen hat, als er ihr kein Wassermotorrad kaufte.« Sie blickte auf, um zu sehen, ob ich ihr auch gespannt zuhörte, und zugegebenermaßen tat ich das. »Und dann, ein Jahr nach der Scheidung, hat er wieder geheiratet, diesmal eine Massagetherapeutin mit Porzellankatzensammlung. Aber die hat ihn auch verlassen.«
    Doch ich hatte mich wieder im Griff. Ich würde nicht nachfragen.
    »Möchtest du nicht wissen, warum?«
    »Nein.«
    »Weil er«, verkündete Mackie, »Alzheimer hat.«
    Darauf wusste ich nichts zu erwidern.
    Mackie fuhr fort. Lange Zeit hatte Everetts Mutter sich geweigert, sich um ihn zu kümmern. Doch dann wurde es so schlimm, dass sie nicht mehr anders konnte. Es gab niemanden sonst, und für eine Pflegekraft fehlte das Geld. Everetts Mom sagte ihrem Sohn nichts davon, weil sie wollte, dass er sein Leben ungehindert lebte. Sein Stiefdad war schon fünf Jahre lang krank, bevor ihm jemand davon erzählte.
    Ich überlegte eine Weile. Dann sagte ich: »Ist es Everett denn nie aufgefallen?«
    »Sie waren zerstritten«, flüsterte Mackie.
    Mittlerweile hatte Everett alles aufgegeben und war nach Hause zurückgezogen. Obwohl er seinen Stiefvater nicht mochte und der ihn kaum wiedererkannte, suchte er für ihn eine erstklassige Einrichtung aus und fuhr einmal die Woche dorthin, um ihn zu besuchen. Everett tat es, weil es das Richtige war. »Hauptsächlich aber«, sagte Mackie, »um seiner Mom die Bürde zu erleichtern.«
    Das war Mackies Argumentation und definitiver Beweis dafür, dass Everett der tollste Mann der Menschheitsgeschichte war.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
    Mackie hob eine Augenbraue. Dann fügte sie wie nebenbei hinzu: »Hast du gewusst, dass er ›Ich liebe dich, Sarah‹ in die Rinde der Magnolie in seinem Garten geschnitzt hat, nachdem du ihn verlassen hast – und dass der Baum ein halbes Jahr später eingegangen ist?«
    »Das hat er dir erzählt?«
    »Mhm.« Mackie verschränkte die Arme, als erwartete sie eine Antwort auf ihre Frage. Doch ich konnte nicht glauben, dass wir dieses Gespräch an einem Tag wie heute führten. Oder dass wir es überhaupt führten.
    »Nein«, sagte ich. »Okay? Das hab ich nicht gewusst! Was soll ich dazu sagen?« Meine Stimme war lauter als beabsichtigt. »Es war auf der Highschool! Dann hab ich eben seinen Magnolienbaum gekillt! Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    Meine Stimme ließ Mackie aufhorchen. »Wo liegt dein Problem?«, fragte sie.
    »Du solltest nicht mit ihm rumhängen!«, sagte ich. »Er ist der Feind!«
    »Job ist Job«, sagte Mackie.
    »Warum hast du mir dann nicht davon erzählt?«
    Mackie zuckte mit den Schultern. »Weil ich wusste, dass du dich aufregen würdest.«
    Und ob ich das tat. Ich war stinksauer.
    »Du hast mich hereingelegt und in das Büro seiner Mutter geschickt!« Mittlerweile schrie ich.
    »Hey!« Mackie schrie zurück und deutete mit dem Finger auf mich. »Das war Zufall. Ich wusste nicht, dass sie seine Mutter ist.«
    Ich holte tief Luft, und als ich wieder sprechen konnte, war meine Stimme ruhiger. »Doch, wusstest du.« Es war nur ein Verdacht.
    »Nein.«
    »Mackie«, ich stemmte die Hände in die Hüften, »du wusstest es wohl.«
    Sie stemmte ebenfalls die Hände in die Hüften. Dann warf sie sie in die Luft. »Schön!«, räumte sie ein. »Ich wusste es.«
    »Verdammt noch mal, Mackie!«
    »Was ist denn daran so schlimm? Ich finde, ihr beide passt supergut zusammen!«
    Ich warf meine schmutzige Serviette auf den Küchenboden. »Ich habe Nein gesagt, Mackie!«
    »Du hast Nein gesagt, aber du hast Vielleicht gemeint.«
    »Nein! Ich habe Nein gemeint!«
    Jetzt war Mackie ebenfalls sauer. »Warum streitest du deswegen mit mir? Was bringt es, so verflucht stur zu sein? Warum bestehst du darauf, als alte Jungfer zu enden?«
    Der Ausdruck verschlug mir die Sprache. Alte Jungfer – was für eine abwertende, anachronistische Gemeinheit! Und das von den Lippen meiner Schwester!
    Eine Minute lang rechnete ich damit, dass sie ebenfalls schockiert wäre. Dass sie die Hand an den Mund heben würde, als könnte sie das Wort wieder hineinstopfen. Ich erwartete, dass sie am liebsten vor Scham im Erdboden versinken würde. Für den

Weitere Kostenlose Bücher