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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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sagte ich dann und schmiss den nächsten Stein auf den Beckenboden. Mackie würde mich später nach sämtlichen Steinen tauchen lassen, aber im Moment war alles gut.
    Ich merkte gar nicht, wie ich mich entspannte, doch im Handumdrehen unterhielten wir uns wie normale Menschen. Plötzlich wollte ich von Everett wissen: »Wie gefällt es dir, wieder zu Hause zu sein?«
    Er dachte eine Weile nach, als wollte er mir eine sorgfältige Antwort geben oder etwas Wahres sagen. »Es ist nicht die Stadt, an die ich mich erinnere«, sagte er schließlich.
    »Ist sie besser oder schlechter?«
    »Sowohl als auch.«
    Ich nickte. Wir waren beide nach jahrelanger Abwesenheit wieder zu Hause und lebten hier, während uns überall die Vergangenheit umgab.
    »Wie steht es mit dir?«, fragte er. Höflich. Aufmerksam.
    Eigentlich wollte ich etwas ebenso Durchdachtes und im Großen und Ganzen Wahres von mir geben wie er. Statt dessen entfuhr mir: »Es ist die reinste Qual.«
    Everett hob die Augenbrauen. »Wieso das?«, wollte er wissen.
    Der Grund war natürlich Clive. Oder wenigstens dachte ich das. Wahrscheinlich hätte ich mich in dem Augenblick entschuldigen und gehen sollen, Everett eine Margarita anbieten oder ein Lied anstimmen. Vielleicht sogar break dancen. Das Letzte, was man je mit einer heimlichen Schwärmerei tun sollte, ist, darüber zu reden. Denn wenn man erst einmal über ein Geheimnis redet, ist es natürlich keines mehr.
    Doch ich hatte genug von Geheimnissen, denn als Antwort, ohne das geringste Zögern, sagte ich es ihm einfach – obwohl es keinen Grund auf der Welt gab, warum ich ausgerechnet Everett Thompson mein Herz hätte ausschütten sollen –, ob er nun ein richtiger Schatz war oder nicht. Wir waren beim besten Willen keine Freunde. Wir tasteten uns durch eine Landschaft der Nettigkeiten, jedes Wort wurde sorgfältig ausgewählt. Doch im Hintergrund lauerte eine seltsame Intimität – auch wenn sie gelegentlich etwas Feindseliges hatte. Wir hatten eine gemeinsame Vergangenheit. Wir kannten uns schon lange. Und im Mo ment war er nett zu mir.
    Abgesehen davon drängte dieses Geheimnis ans Tages licht. Es brodelte in meinem Innern vor sich hin, wie Wasser in einem Kochtopf. Wem sonst sollte ich davon erzählen?
    »Die Sache ist die«, sagte meine Stimme da, »ich bin in jemanden verliebt.« Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus.
    »Du bist was?« Everett beugte sich näher zu mir.
    »In jemanden verliebt«, wiederholte ich ein wenig lauter. »Ich bin auf schreckliche, erbärmliche, unmögliche Weise in jemanden verliebt, mit dem ich niemals zusammenkommen kann.« Dann fügte ich hinzu: »Und deshalb bin ich ein bisschen durch den Wind.«
    Everett musterte mein Gesicht. Dann fragte er: »Redest du von mir?«
    Ich sah ihn an. »Nein, ich rede nicht von dir. Was ist das hier, Drei Mädchen und drei Jungen? «
    »Es klingt aber, als würdest du von mir reden.«
    »Tja, tue ich aber nicht.«
    »Von wem redest du denn dann?«
    »Das kann ich dir nicht verraten.«
    »Weil ich es bin.«
    »Wieso solltest es denn du sein? Du bist noch nicht mal nett zu mir.«
    »Eben drum. Du willst mich, weil du mich nicht haben kannst.«
    »Aber ich will dich ja gar nicht.«
    »Wenn du’s sagst.«
    Wir betrachteten das Wasser und die flachen Steine auf dem Boden des Swimmingpools. Die Sonne war inzwischen untergegangen, aber es waren noch keine Gäste da. Mackies Kerzen ließen alles erstrahlen. Da sagte Everett: »Wenn ich dich auf der Stelle küssen würde, würdest du dahinschmelzen.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Doch.«
    »Vergiss nicht«, meinte ich, »dass ich längst weiß, wie es ist, dich zu küssen.«
    »Aber damals bist du nicht in mich verliebt gewesen.«
    »Genau wie ich auch jetzt nicht in dich verliebt bin.«
    »Beweis es«, sagte er.
    »Okay«, sagte ich. »Ich soll es beweisen? Mach ich.«
    Ich packte ihn an seinem Hemdkragen und zog ihn zu mir. Eigentlich sollte es ein rascher Da-hast-du’s -Schmatzer sein – resolut und trotzig –, doch als unsere Münder tatsächlich aufeinandertrafen, hatte Everett mir den Arm in den Rücken gelegt, und dann hielt er uns fest, in einem Kuss, der zu etwas Weichem, Zärtlichem und zutiefst Vielsagendem wurde. Und hier kommt die Wahrheit: Ich schmolz tatsächlich dahin. Auch wenn ich es niemals zugegeben hätte.
    Es war mir gar nicht aufgefallen, aber Everett hatte sich auf den Knien nach vorne gebeugt, um näher an mich heranzukommen. Nach einer Minute verlor er

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