Eine Schwester zum Glück
während Mackie und Clive geschäftig umhereilten und alles vorbereiteten.
»Ruh dich nur aus«, sagte Mackie ständig, wenn sie in ihren Stöckelschuhen mit großen Tabletts voller Essen an mir vorbeilief. »Ich hab hier alles im Griff.«
»Super.« Ich planschte mit den Füßen im Wasser herum.
Jeden Moment würde sich der Garten mit Gästen füllen. Mir fiel auf meinem T-Shirt ein kleiner Joghurtfleck vom Mittagessen auf, und obwohl ich eigentlich hinein gehen und mich umziehen sollte, brachte ich einfach nicht die nötige Energie auf. Stattdessen lehnte ich mich zurück, legte mich flach auf die Terrasse und betrachtete die Wolken, die über mir am dunkler werdenden Himmel vorübertrieben.
Auf einmal bemerkte ich Everett Thompson, der neben mir stand und auf mich herabsah.
»Was machst du denn hier?« Ich blinzelte hoch.
»Deine Schwester hat ein Date für mich eingefädelt.«
»Mit der Mieterin?«
»Yep. Sie hat mich heute Vormittag angerufen und gesagt: ›Ich hab die ideale Frau für dich.‹«
Merkwürdigerweise war ich von Mackie enttäuscht. Ich fand, sie hätte ihn in Ruhe lassen sollen. Auch wenn ich mir alle Mühe gegeben hatte, sie davon zu überzeugen, dass mir Everett komplett egal war oder mit wem er ein Date hatte. Mal abgesehen davon, dass Mackie dergleichen dauernd machte. Ich konnte mir vorstellen, was in ihr vorging: Es war eine Schande, so einen guten Mann zu vergeuden.
»Tut mir leid, wenn ich die Überraschung kaputtge macht habe«, sagte ich.
»O nein«, sagte Everett. »Vorfreude ist immer besser, als überrascht zu werden.«
»Du triffst sie hier?«
Er nickte.
Ich setzte mich auf und ließ den Blick durch den leeren Garten schweifen. »Du bist wohl ein bisschen früh dran.«
Er ließ sich im Schneidersitz neben mir nieder. »Sieht so aus.«
Wir schauten ein Weilchen in den Pool, während er auf seine Verabredung wartete und ich darauf, dass ich mich wieder gut genug fühlte, um hineinzugehen.
»Ich habe gehört, dass du und Mackie die Woche zusammen verbracht habt«, sagte ich.
»Na ja«, meinte er, »ein paar Stunden.«
»Und sie hat dir nie gesagt, dass ich schwanger bin?«
»Nein.«
»Sie sagt, du seist ein ›richtiger Schatz‹. Siehst du das auch so?«
»Das hängt wohl davon ab, wie man ›richtig‹ definiert.« Er dachte nach. »Und auch ›Schatz‹.«
»Solche Definitionen können heikel sein«, sagte ich.
Eine der schwimmenden Kerzen im Pool war an den Rand getrieben, und ich stieß sie leicht mit den Zehen an.
»Hast du dich von gestern erholt?«, fragte er nach einer Weile.
»Dieser Howard konnte mich wirklich nicht ausstehen«, antwortete ich.
»Howard kann niemanden ausstehen. Aber ich glaube, er hat dich auf eine gute Art nicht ausstehen können.«
»Kann man jemanden auf eine gute Art nicht ausstehen?«
»Auf jeden Fall.« Everett streckte den Arm aus, um die Finger ins Wasser zu tauchen. Dann fuhr er fort: »Und jetzt wissen wir alle, dass du breakdancen kannst.«
»O ja«, sagte ich. »Ich hab sogar ein paar Pokale gewonnen.«
»Meine Mutter mag dich übrigens«, fügte er hinzu.
Es trat eine lange Pause ein. Eine leichte Brise kräuselte das Wasser im Pool und strich durch die Wedel der Fächer palmen. Everett griff nach einem flachen Zierstein und ließ ihn quer über die Pooloberfläche hüpfen.
Das erregte meine Aufmerksamkeit. Es war mir noch nie gelungen, einen Stein zum Hüpfen zu bringen. Und ich hatte es oft versucht.
Ich nahm mir eine Handvoll aus einem Pflanzentrog in der Nähe und warf einen Stein ins Wasser. Platsch . Er versank.
»Was war denn das?«, fragte Everett.
»Ich habe einen Stein hüpfen lassen.«
»Er ist nicht gehüpft«, sagte er.
»Was du nicht sagst!«
»Ich könnte es dir beibringen, wenn du willst.«
»Nein danke.« Ich warf noch ein paar. Platsch . Platsch . Platsch .
Er nahm einen meiner Steine und ließ ihn hüpfen. Der Stein hüpfte achtmal.
»Also gut«, sagte ich. »Bring es mir bei.«
Das tat er. Ich hatte an eine Vorführung und vielleicht ein paar Tipps gedacht. Stattdessen bekam ich einen Schwall von Wörtern wie Drehmoment, Schubkraft, Luft widerstand, Auftrieb, Horizontale und Senkrechte zu hören. Ich kam in den Genuss einer gründlichen Abhandlung zu Winkeln, aerodynamischen Faktoren, dem Verhältnis von Oberfläche zu Gewicht und Antriebskraft . Aber ich schaffte es trotzdem nicht. »Nicht mit zu viel Kraft«, sagte Everett immer wieder. »Und triff nicht die Kerzen.«
»Okay«,
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