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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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merkten meinen Spott gar nicht.
    »Hallo!« Ich winkte. »Ich bin auch noch da! Ich bin genau hier bei euch am Tisch.«
    »Tut mir leid«, sagte Mackie und zwang sich, von Clive abzulassen.
    »Ihr beiden verstoßt gegen jeglichen Anstand.« Ich erhob mich, um meinen Teller zur Spüle zu tragen.
    »Tut mir leid«, sagte Mackie. »Heute ist unser Jahrestag.«
    Beinahe hätte ich den Teller fallen lassen. »Echt?«
    »Yep«, sagte Clive. »Acht Jahre.«
    »Acht fabelhafte Jahre«, verbesserte Mackie und wies auf ihn.
    »Das ist doch nicht möglich!«, entfuhr es mir. Sie waren praktisch Frischvermählte. Oder etwa nicht?
    Mackie sagte: »Nicht wahr?«
    Wo waren meine letzten acht Jahre geblieben? Ich hatte mich aufgearbeitet in einem Beruf, den ich schließlich nicht nur hinter mir ließ, sondern von dem ich mich voll ständig lossagte. Ich wies Männer zurück, die ich im Handumdrehen vergaß, kaufte Möbel, die ich schließlich einlagerte, und las Bücher, deren Handlung ohne Bedeu tung war. Und nun trug ich Babys aus, die ich schließlich an andere Leute abgeben würde. Ich ging die Zeit nach einer einzigen Sache durch, die mir geblieben war, doch ich fand keine. Jetzt war meine Laune noch schlechter. Und ich fügte weil sie seit acht Jahren so glücklich verheiratet war zu der Liste an Dingen hinzu, weswegen ich auf Mackie wütend war.
    Doch meine Schwester konnte nicht wissen, dass ich auf sie wütend war. Sie leckte gerade Buttersoße von Clives Gabel und plapperte wie gewohnt vor sich hin. Sie sprang von einem Thema zum anderen – von dem Kerl, der vorhin auf dem nassen Boden im Lebensmittelgeschäft aus gerutscht war, von einem Ohrring, den sie verlegt, und von einem Lied, dessen Text sie vergessen hatte – aber plötzlich biss sie sich an einem Thema fest, über das ich nicht sprechen wollte. Eines, das sie leicht hätte aussparen können.
    »Lasst uns doch über Everett Thompson reden«, sagte sie.
    »Bitte nicht«, entgegnete ich.
    Doch sie hatte während dieser Woche bei der Organi sation im Lager von Clacker Toys mitgeholfen, und Everett war auch da. In seiner Beraterfunktion für Clacker Toys hatte Everett seit dem Herbst recht viel Zeit mit Clive verbracht, und sie hatten sich auch privat angefreundet – sie spielten auf dem Parkplatz Basketball und gingen zu Spielen der Houston Rockets. Und Mackie spielte sich auf, als wäre sie der dritte Musketier. Ich war davon ausgegangen, dass Mackie Everett aus Loyalität mir gegenüber gemieden hatte – was auch bis zu dieser Woche der Fall war. Doch jetzt war sie entschlossener denn je, uns miteinan der zu verheiraten. Nun würden wir darüber sprechen, wie wunderbar er war, ob ich nun wollte oder nicht. Angeblich zu meinem eigenen Besten.
    »Ich weiß, dass du kein Interesse hast«, sagte Mackie. »Aber er ist wirklich ein richtiger Schatz.« Und dann wandte sie sich an Clive. »Stimmt doch, oder?«
    »Er ist ein prima Kerl«, bestätigte Clive.
    »Ich habe keine Lust, über ihn zu reden«, sagte ich erneut.
    Doch wir redeten trotzdem über ihn. Nach meinem verrückten Tag fehlte mir die Kraft zu protestieren. Vielleicht brauchte ich auch eine Ablenkung. Oder eine lebhafte Unterhaltung. Oder beides. Ich gab es auf zu protestieren und ordnete stattdessen das gegrillte Gemüse auf meinem Teller zu kleinen Kreisen, während ich Mackie immer weiter reden ließ.
    Sie hatte in dieser Woche alle möglichen Dinge über Everett herausgefunden, einschließlich seiner Lieblingsfarbe (moosgrün), seiner Lieblingsküche (vietnamesisch) und seines Lieblingsbuches (Weg in die Wildnis) . Sie wusste auch, warum er eine blühende Anwaltskarriere in New York hinter sich gelassen hatte und nach Hause gezogen war. Sie hatte es bei Hähnchen-Salat-Sandwiches in der Kantine aus ihm herausgekitzelt.
    »Wollt ihr denn nicht wissen, warum er alles aufgeben hat?«
    »Nein«, sagte ich, »möchte ich nicht.« Und Clive anscheinend auch nicht, denn er entschuldigte sich, trug seinen Teller zur Spüle und ging dann nach oben zu Bett.
    »Es ist wegen seines Stiefvaters«, flüsterte sie. Des Stiefvaters, der ihn als Baby adoptiert hatte.
    Und schon hatte sie mich. Jetzt erinnerte ich mich wie der dunkel an seinen Stiefvater. Früher auf der Highschool nahm er Everett immer zum Wasserskifahren mit. »Was ist denn mit seinem Stiefvater?«, fragte ich.
    Es war eine kurze Frage mit einer langen Antwort. Mackie verfügte über sämtliche Einzelheiten: Es fing alles damit an, dass Everetts

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