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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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er sich, wenn er an die letzten Wochen zurückdachte, nicht vorstellen konnte, wofür sein erhabener Vater ihn abkanzeln sollte.
    Der unausweichliche Portwein wurde ihm gereicht, und er nahm das Glas entgegen. Sie machten es sich in dem getäfelten Raum bequem. Alex saß wie gewöhnlich in einem der Lederstühle für Besucher, die vor dem riesigen Rosenholzschreibtisch standen. Sein Vater nahm hinter dem Schreibtisch Platz und faltete seine Hände auf der polierten Tischplatte. Seine Miene war ausdruckslos, und er hatte das Glas achtlos beiseitegestellt. »Was plagt deine Großmutter?«
    »Sir?« Alex versuchte, eine unverbindliche Miene aufzusetzen.
    Sein Vater runzelte die Stirn. »Ich habe bemerkt, wie gedankenversunken sie in letzter Zeit war, und habe sie danach gefragt. Ihre Antwort war sehr vage, aber sie hat immerhin zugegeben, dass sie beunruhigt sei. Sie hat gesagt, du würdest ihr helfen, diese ›unglückselige Angelegenheit‹, wie sie es nannte, in Ordnung zu bringen. Ich vermute daher, du kannst mir mehr erzählen.«
    Da er ihr versprochen hatte, niemandem ein Wort über die genauen Umstände seines Auftrags zu verraten, war Alex jetzt in einer verzwickten Lage. Er sagte langsam: »Sie kam auf mich zu und bat mich, etwas wiederzufinden, von dem sie glaubt, es gehöre unserer Familie. Sie hat mir eine Geschichte erzählt – aber ehrlich gesagt war sie zu mir ebenso wenig offen wie zu dir.«
    »Was für eine Geschichte?«
    Obwohl es ihm widerstrebte, seinem Vater davon zu erzählen, gestand Alex: »Es hat etwas mit dem Earl of Hathaway und Großvaters Schwester zu tun.«
    Das Gesicht seines Vaters verhärtete sich. Der Mund wurde fast unmerklich zu einer schmalen Linie, und der Kiefer spannte sich an. Aber Alex sah es deutlich. Sein Vater lehnte sich zurück und klatschte in die Hände. »Jetzt verstehe ich. Die alte Geschichte. Mein Vater hat sich alle Mühe gegeben, die Sache geheim zu halten. Jetzt weißt du vermutlich, warum. Wir haben nichts mit den Pattons zu schaffen. Ohne zu zögern, würde ich es sofort glauben, wenn jemand einem Mitglied der Familie Patton etwas Ruchloses vorwerfen würde.«
    Honigblondes Haar, riesige Augen von einem ganz wunderbaren, klaren Blau, das ihn an einen wolkenlosen Sommerhimmel erinnerte, porzellanhelle Haut … Das waren nur die Äußerlichkeiten. Alex erinnerte sich unwillkürlich daran, wie Amelia mit ihm geredet hatte, an ihren Mangel an Arglist oder Dünkel. An ihre stille Intelligenz. Nein, sie war ganz und gar nicht verrucht.
    Er hatte bereits für sich beschlossen, es sei das Beste, wenn er sich von ihr fernhielt. Aber unglücklicherweise konnte er das nicht. Diese einsamen Ausritte am frühen Morgen waren einfach zu verlockend. Mit einfachen Worten: Er genoss ihre Gesellschaft.
    »Ich habe aber bisher nie irgendetwas gehört, das gegen Hathaway spricht.« Alex ließ die Flüssigkeit in seinem Glas gemächlich kreisen, zugleich beobachtete er aufmerksam den Gesichtsausdruck seines Vaters. »Er pflegt regelmäßigen Umgang in der Gesellschaft. Bestimmt hätte ich davon gehört, wenn er beim Kartenspielen betrügt, seine Diener schlägt oder dergleichen. Nach dem, was Großmama mir erzählt hat, ist mir klar, dass du ihn nicht magst, aber …«
    »Es ist nicht bloß Abneigung. Er und ich waren zusammen in Cambridge. Ich habe ihn schon damals verabscheut. Und ich verabscheue ihn noch heute, wenn du es genau wissen willst.«
    Wenn man bedachte, dass Alex darüber grübelte, wie er schnellstmöglich verschwinden konnte, um die schöne Tochter des Earls zu treffen, die ihn darum gebeten hatte, hatte er wohl ein kleines Problem.
    Aber nein , ermahnte er sich. Es war nur dann ein Problem, wenn seine Absichten in Bezug auf die Tochter des Feindes seines Vaters ernst waren. Ist es mir ernst?
    » Verabscheust du den Mann? Oder eher das, was er repräsentiert? Sein Vater hat unserer Familie ein Unrecht angetan, da bin ich deiner Meinung. Aber der jetzige Earl hatte damit nichts zu tun, soweit ich es verstanden habe. Er war damals noch ein Kind, wie du.«
    »Hathaway ist aus demselben Holz geschnitzt wie sein gewissenloser Vater.«
    Diesen unerbittlichen Tonfall kannte er. Es hatte keinen Sinn, sich mit seinem Vater über diesen Punkt zu streiten, und soweit Alex es beurteilen konnte, hatte sein Vater recht. Je mehr er in den Gesprächen mit Amelia erfuhr, umso mehr kam er zu dem Schluss, dass Hathaway nicht gerade ein mustergültiger Vater war. Statt diese Bemerkung zu

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