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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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und die Zuschauer höflich klatschten.
    Wenigstens war diese Qual jetzt vorbei.
    Zuerst erhob sich ein Flüstern. Es stieg leise auf und erreichte das Niveau, das nach einer Vorstellung üblich war, sodass sie auf Anhieb den eigentlichen Grund nicht bemerkte. Dann wurde es immer lauter. Amelia schaute sich um. Ihr Blick suchte die Tür, während sie aufstand. Neben ihr öffnete Tante Sophia ihren Fächer und murmelte: »Na, das hat’s ja noch nie gegeben. St. James nimmt gewöhnlich nicht an so kleinen Veranstaltungen teil. Ich frage mich, warum er hier ist.«
    Ihre Tante sah sie scharf an.
    Alex schlenderte in den Raum. Er war sehr groß und strahlte eine natürliche Würde aus. Kurz streifte sein Blick Amelia, ehe er weiterging, als überblicke er zu seiner Information die kleine Gästeschar. Er trug wieder einen maßgeschneiderten, schwarzen Abendanzug, und mit seinem dunklen Haar glich er in gewisser Weise Luzifer, ehe er aus dem Himmel verbannt wurde. Er war schön und strahlte dieses gewisse Etwas aus, das prophezeite, er könne vielleicht – aber nur vielleicht! – seine Tugend der Sünde opfern.
    Eine herrliche Sünde. Genau die Art Sünde, die eine Frau dazu brachte, moralische Bedenken zu vergessen.
    Da er tatsächlich hergekommen war, blieb nur die Frage: Wie schaffte sie es, wenigstens eine Minute mit ihm allein zu sein?
    »Er verhält sich ungewöhnlich, stimmt’s?«, fragte Amelia eine Spur zu spät. Ihr Zögern war sehr beredt. Die Erinnerung, wie ihre Tante Alex und sie bei einer innigen Umarmung ertappt hatte, bereitete ihr Gewissensbisse. Tante Sophia war auf jede nur erdenkliche Weise wunderbar zu ihr. Vielleicht sollte sie sich ihr einfach anvertrauen. Ehrlichkeit hatte sie schon immer der Täuschung vorgezogen.
    Amelia räusperte sich dezent. »Tatsächlich habe ich ihm eine Botschaft geschickt und ihn gebeten, heute herzukommen.«
    Die Gäste zogen sich nun in die angrenzenden Zimmer zurück, wo die Ladys beisammensitzen, am Sherry nippen und miteinander plaudern konnten, während die Gentlemen sich im Spielzimmer zu Billard und Kartenspiel versammelten. Sophias Miene blieb unverändert, aber ihre Hand, die den Fächer wedelte, stockte kurz. »Das hast du getan? Darf ich fragen, warum?«
    »Ich muss mit ihm reden.«
    »Es ist mir zuwider, dich zu fragen, worüber ihr reden wollt, mein Kind.«
    Amelia gab sich große Mühe, unbeteiligt zu wirken. »Keine Sorge. Es hat wirklich nichts mit diesem Kuss zu tun, bei dem du uns letztens erwischt hast.«
    »Wenn es damit nichts zu tun hat«, sagte Sophia sehr leise, während sie mit den anderen aus dem Salon strömten, »dann muss ich gestehen, dass ich verwirrt bin.«
    »Ich werde es dir später erklären. Aber kannst du mir derweil helfen, ein paar Minuten ungestört mit Alex reden zu können?«
    Sophia, die mit den extravaganten Straußenfedern im Haar und dem blassvioletten Kleid, das ihrer reifen, aber dennoch verführerischen Figur schmeichelte, wahrhaft königlich und bezaubernd aussah, zeigte auf diese Frage keine sichtbare Reaktion. Ihre Stimme senkte sich zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Du bittest mich nicht gerade um wenig, kann das sein, Amelia? Ich bin deine Anstandsdame. Was wäre ich denn für eine Aufpasserin, wenn ich dir mit einem Mann mit Lord Alexanders Ruf etwas Zeit zu zweit ermögliche? Nicht zu vergessen, dass die Art, wie du seinen Vornamen gebrauchst, kaum schicklich ist.«
    »Du bist die Art Anstandsdame, die ihrem Schützling zutraut, ihren Kopf zu gebrauchen«, betonte Amelia. »Und ich sage seinen Vornamen nur dir gegenüber. Außerdem habe ich dich lediglich um ein paar Minuten gebeten. Ich bin vielleicht nicht besonders gut informiert, aber ich bin mir doch recht sicher, dass er bestimmt mehr Zeit brauchen wird, um mich zu ruinieren, oder? Auch wenn seine Kunstfertigkeit in dieser Hinsicht einen bemerkenswerten Ruf genießt.«
    »Amelia!« Das Gesicht ihrer Tante verfärbte sich rosa.
    Nicht ein einziges Mal hatte er während ihrer gemütlichen Morgenritte etwas Ungehöriges gesagt oder etwas Unanständiges vorgeschlagen. Sie hatten sich einfach unterhalten, hatten ihre Pferde gemütlich Seite an Seite dahintrotten lassen. Wenn man von dem hypnotisierenden Lächeln absah, hatte es kein Anzeichen für den Versuch gegeben, sie zu verführen. Stattdessen hatte er sie stets ermutigt, über ihre Kindheit zu erzählen und die Gouvernanten, die im Wesentlichen für ihre Erziehung und Ausbildung verantwortlich gewesen

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