Eine skandalöse Braut
eher wegen ihrer extremen Schüchternheit. Eine von ihnen, Lady Elizabeth Daudet, war eine besonders gute Freundin ihrer Nichte, sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt miteinander, als heckten sie etwas aus.
»Wie unsportlich von ihm, so ritterlich zu sein.« Richard musste grinsen.
»Das ist nicht lustig! Wir reden hier schließlich über Amelia .«
»Ich weiß«, sagte er sanft. »Sie ist für dich wie eine Tochter, du liebst sie und willst sie glücklich sehen. Wenn St. James die Antwort auf die Suche nach ihrem Glück ist, werden die beiden das früh genug entdecken. Du kannst weder dafür sorgen, dass es passiert, noch kannst du es verhindern, Sophia.«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Du hast leider recht. Nicht, dass es hilfreich wäre.«
»Wir werden tun, was wir können. In der Zwischenzeit tanz doch mit mir. Letztens bist du einfach verschwunden, ohne mir die Gelegenheit zu geben, deinen reizenden Turban auf das Parkett fallen zu lassen. Da hätte so manche Lady entsetzt gekeucht.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Ich glaube, du schuldest mir noch den versprochenen Walzer.«
Die dargebotene Hand war verlockend. Er tanzte einfach wunderbar, und wenn sie gelegentlich die Führung übernahm – eine persönliche Schwäche, die zu linkischen Verwicklungen führte – hatte er sich noch nie beklagt. »Mein Turban war überhaupt nicht reizend«, gab sie zu. »Versuch nicht, mich vor der Wahrheit zu beschützen. Auch ich mache hin und wieder einen Fehler, wenn es um Modefragen geht.«
»Du siehst aber immer göttlich aus, meine liebste Sophia.« In seinen Augen blitzte die Belustigung auf. »Also, wollen wir tanzen?«
13
Sie hatte dreimal hintereinander getanzt.
Das machte ihm Sorgen. Verdammt. Als hätte er ein Recht, die Walzer zu zählen, als wäre er für ihr Wohlergehen verantwortlich. Alex nahm einen großen Schluck vom lauwarmen Champagner. Er richtete seinen finsteren Blick auf die wirbelnden Paare auf der Tanzfläche. Das sollte sie einfach nicht tun.
Es ging ihn absolut nichts an, wenn sie es trotzdem tat.
Verflucht noch mal!
An diesem Abend trug Amelia ein grünes Kleid. Der Faltenwurf des Mieders über der aufreizenden Rundung ihrer Brüste bewegte sich mit jeder Bewegung. Ihre Schultern schimmerten im hell erleuchteten Ballsaal cremeweiß. In diesem Augenblick tanzte sie mit einem jungen Flegel, den Alex nicht kannte. Aber er kannte diesen Typ Mann aus seiner Zeit, als er in Spanien ein Kommando innehatte. Ein privilegiertes, arrogantes Bürschchen ohne das geringste Gespür für die Gefahr, in der er möglicherweise schwebte. Das passte perfekt, da Alex das unsinnige Verlangen verspürte, hinüberzugehen und dem ihm bisher völlig unbekannten Wunsch nachzugeben, diesen Narren auf der Stelle in seine Schranken zu weisen.
Das war schon merkwürdig.
Als die Musik verstummte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er stellte sein Glas auf einem Tischchen neben sich ab und wartete recht höflich, bis sie ihren Tanzpartner mit einem Lächeln verabschiedet hatte, obwohl auch diese Höflichkeit nicht gerade seiner üblichen Vorgehensweise entsprach. Es war unmöglich, den erstaunten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu ignorieren, als sie sich umdrehte und ihn dort stehen sah. Ihre blauen Augen weiteten sich, und ihre weichen Lippen standen leicht offen.
»Ich glaube, Ihr habt jetzt genug getanzt«, sagte er ruhig, aber dann trat er vor und umfasste ihren Arm. »Vielleicht solltet Ihr diesen Tanz aussetzen.«
»Es geht mir gut. Ich kenne die Anzeichen.« Obwohl sie protestierte, ließ sie sich bereitwillig von ihm führen. Vielleicht tat sie das auch nur, weil sie sich der Menschen um sie herum bewusst war. »Seid Ihr mein Beschützer?«
Sein Blick glitt über ihre schlanke, wohlgeformte Gestalt. »Ein Teil von mir wäre das gerne. Mein Kompliment für dieses Kleid, meine Liebe. Es gefällt mir.«
»Ich danke Euch.« Ihre Stimme war leise. »Natürlich hat Tante Sophia die Farbe ausgesucht. Ihr kennt mein mangelndes Interesse an Mode.«
Drei vom Morgentau geküsste Sonnenaufgänge, vorsichtige Befragungen, die als lockeres Gespräch geführt wurden, und er wusste recht viel über sie. »Ein Glück für Euch, dass Ihr auch in alten Teppichen bestrickend aussehen würdet.«
»Mir gefällt dieses Kompliment, keine Frage. Aber haltet Ihr es wirklich für klug, mich vor den Augen aller Anwesenden abzuschleppen?«
»Vielleicht nicht.« Sein Lächeln war ein bisschen
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