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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ist.«
    Das brachte ihn augenblicklich zum Schweigen. Sophia wusste, er liebte Amelia. Aber er war nie besonders gut darin gewesen, ihr diese Liebe zu zeigen. Diese Eile, sie möglichst rasch zu verheiraten, sprach mehr für sein Unbehagen, sich endlich in die Rolle als Vater zu finden, als für irgendetwas anderes. Amelia war nicht länger mit einer Gouvernante, die alle Entscheidungen für sie traf, auf dem Landsitz weggesperrt. Sie war zu einer Frau herangereift, und er musste sich mit ihr auseinandersetzen. Ihre Ähnlichkeit mit Sarah spielte vielleicht auch eine Rolle. Vielleicht kamen bei ihm die Erinnerungen an ihren frühen Tod hoch. Sophia bezweifelte, dass er sich diesem Verlust irgendwann in seiner vollen Wucht gestellt hatte. Er hatte gleichzeitig seine Frau und seinen Sohn verloren und kehrte seither nur selten in das Haus zurück, in dem es passiert war. Das war aufschlussreich, aber er hatte nie besonders viele Gefühle gezeigt, schon vor Sarahs Tod nicht. Schließlich murmelte er: »Westhope kann ihr das nicht bieten?«
    »Nein.«
    »Seid Ihr sicher?«
    Sie musste sich ein Lächeln verkneifen, weil er so resigniert klang. »Ich fürchte, ja, auch wenn es Euch weitere Umstände bereiten wird.«
    Er sah sie beleidigt an, und sie wusste, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. »Es geht hier nicht um mich, Sophia.«
    »Stimmt genau.«
    Wenigstens war er ein Mann, der sich geschlagen gab, obschon nicht sonderlich elegant. Mit einem Wort entschuldigte er sich bei ihr und stolzierte davon.
    »Nun? Was gibt es zu lachen?«
    Sie blickte auf. Richard löste sich aus der Menge gut gekleideter Menschen und trat zu ihr. Seine Frage war über die Musik des Orchesters kaum hörbar. »Ich habe soeben Hathaways Plan zerschlagen, Amelia mit Westhope zu verheiraten«, antwortete sie. »Er ist jetzt ein bisschen verschnupft, aber er wird schon darüber hinwegkommen.«
    »Niemand kann einen Mann so entschieden abweisen wie du, meine Liebe.« Er nahm ihre Hand und führte sie an seinen Mund. Erfreut stellte sie fest, wie versessen er darauf zu sein schien, sie mit seinen Lippen zu berühren. »Ich finde diese Fähigkeit aufs Höchste bezaubernd«, murmelte er.
    »Die meisten Männer würden dir da widersprechen.«
    »Ich bin nicht wie die meisten Männer.«
    Nein, das war er nicht. Die Musik verstummte, und Richard ließ ihre Hand los. »St. James ist nicht da«, sagte sie.
    »Ist das nicht gut? Ich dachte, du wolltest, dass er sein ehrloses Wesen von deiner Nichte fernhält.«
    »Zuerst wollte ich das, stimmt.« Sie dachte an den Musikabend. Von ihm war etwas Unwiderstehliches ausgegangen, als er den Raum betreten und sein Blick sich augenblicklich auf Amelia gerichtet hatte. Sie glaubte allmählich, in ihm könne mehr stecken, als sie ursprünglich angenommen hatte. »Ich bin im Moment noch unentschieden. Hast du in der Zwischenzeit mit ihm geredet?«
    »Gewissermaßen.«
    »Und das heißt?« Sie blickte Richard auffordernd an. »Was genau heißt das?«
    Er lächelte einfach auf die ihm eigene, ruhige Art. »Meine liebste Sophia, ich kann ja wohl kaum einfach auftauchen und den Mann fragen, ob er in Bezug auf Amelia böse Absichten hegt. Vor einigen Tagen habe ich ihn im Klub beim Kartenspiel beobachtet, und es gelang mir, neben ihm zu sitzen, nachdem an seinem Tisch ein Platz frei wurde. Ich mag ihn. Er spielt anständig. Er denkt nach, aber nicht zu viel.«
    »Wie ein Mann Karten spielt, ist wohl kaum …«, sagte Sophia, ehe er sie unterbrach.
    »Tatsächlich verrät das eine Menge über ihn«, erklärte Richard ihr. »Er überschüttet den Verlierer nicht mit Häme, wenn er gewinnt, und ebenso wenig wird er verdrießlich, wenn er verliert. Sein Sinn für Humor ist nicht zu derb und nicht zu verklemmt. Er redet überhaupt nicht über Frauen, auch dann nicht, wenn andere prahlen. Er redet weder über seine ehemaligen Mätressen, noch hat er ein Wort über eine aktuelle Beziehung verloren. Das verrät mir viel darüber, dass er diskret ist, aber darüber hinaus hilft es uns leider nicht weiter.«
    Uns. Das war ein vielsagendes Wort. Aber sie war noch nicht bereit, jetzt schon über ein »Wir« nachzudenken. »Also ein diskreter Wüstling. Wie ärgerlich«, murmelte sie. Zugleich beobachtete sie, dass Amelia sich entschieden hatte, den nächsten Tanz auszusetzen, um mit ein paar anderen jungen Frauen beisammenzusitzen, die zum großen Teil kleine Mauerblümchen waren. Nicht, weil sie nicht hübsch waren, sondern

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