Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
damit sie nur noch vorwärtsblicken konnte.
»Wie ich hörte, seid Ihr verlobt.«
Das war wirklich nicht das, was sie erwartet hatte. »Ja«, sagte sie deshalb vorsichtig. Was führte diese Frau bloß im Schilde?
»Der Bruder eines Duke. Beeindruckend.« Die unverhüllte Boshaftigkeit in Lady Sebrings Stimme machte Lily stutzig.
»Nun, was mich betrifft, so habe ich nie nach einer bestimmten Stellung gestrebt.« Anders als Ihr, fügte sie in Gedanken hinzu. Allerdings, dachte sie, schien Lady Sebring die vorteilhafte Verbindung nicht allzu viel gebracht zu haben außer schönen Kleidern vielleicht und teurem Schmuck.
»Ich bin zugegebenermaßen ein wenig erstaunt, dass Lord Damien großzügig über Euren, nun sagen wir, nicht ganz einwandfreien Ruf hinwegzusehen bereit ist.«
Es kostete Lily einige Mühe, angesichts dieses Affronts höflich zu bleiben. »Es ist eine Liebesheirat, Mylady«, sagte sie reserviert und hoffte für sich, dass es der Wahrheit entsprach. Damien hatte alles Mögliche gesagt, nur nicht ausdrücklich, dass er sie liebte. »Ich weiß nicht, ob Ihr mit dieser Grundlage einer Ehe vertraut seid. Eher nicht, weshalb ich sehr viel Mitleid mit Arthur empfinde. Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigt …«
»Mein Mann war nie mit Euch im Bett, oder?« Lily erschrak über das hasserfüllte Funkeln in den Augen ihrer Besucherin. »Hat er’s überhaupt versucht? Aha, vergesst meine Frage, ich sehe es Euch an. Er findet es abstoßend, den Geschlechtsakt mit Frauen zu vollziehen. Habt Ihr das gewusst? Trotzdem denkt der Trottel immer noch, er würde Euch lieben. Armer Arthur, er ist so durcheinander. Er hat Euch geliebt, aber nie begehrt, weshalb er äußerst galant – wenngleich reichlich spät – beschloss, Ihr wärt ohne ihn und seine Verderbtheit besser dran. So war es doch, Lady Lillian, oder?«
Obschon Arthur ihr sehr geschadet hatte, entsetzte es sie, wie abgrundtief schäbig seine Frau über ihn dachte. »Er hat mir die Wahl gelassen«, sagte sie steif.
»Und Ihr habt Euch für die Schande entschieden statt für einen attraktiven Ehemann mit Titel und Geld. Eine recht idealistische Entscheidung, nicht wahr? Ganz London hielt Euch für promisk, und man hat sogar spekuliert, er habe sich, nachdem er von Eurem … Zaubergekostet hatte, enttäuscht zurückgezogen und sich geweigert, Euch zu heiraten. So ein Elend, dass Ihr auf diese Weise von seiner Neigung erfahren musstet.«
Lily reichte es langsam. »Ihr und ich, wir kennen die Wahrheit, was das betrifft. Aber ich habe nach wie vor keine Ahnung, warum wir dieses Gespräch überhaupt führen.«
»Was ist mit Lord Damien? Weiß er ebenfalls über alles restlos Bescheid?«
Endlich glaubte sie zu verstehen, worauf die Frau abzielte. Sie hatte Angst, dass die Geschichte die Runde machte und der Skandal ihr gesellschaftliches Ansehen ebenfalls in Mitleidenschaft zog. Also versuchte Lily Penelope Kerr, die so abscheulich zu ihr gewesen war, zu beruhigen. »Er würde niemals jemandem davon erzählen. Wenn Wellington ihm vertraut hat, Englands Geheimnisse zu bewahren, könnt Ihr ihm, glaube ich, auch in dieser Sache vertrauen. Arthur und er haben sich einige Jahre nicht gesehen, aber sie sind alte Freunde. Lord Damien wird keinen Skandal heraufbeschwören.«
»Das habe ich gar nicht gemeint.« Lady Sebring lachte boshaft.
Verwirrt blickte Lily ihre Besucherin an.
»Mich interessiert etwas ganz anderes. Wieso sollte Northfield eigentlich die Geschichte glauben, dass Arthur Euch niemals anrührte? Doch nur, wenn er sich selbst davon überzeugt hat und Euch selbst die Jungfräulichkeit raubte.«
Dieser befremdliche Besuch nahm immer schlimmere Züge an. »Ich verstehe nicht, warum meine Beziehung zu Damien Northfield für Euch von so großem Interesse ist.«
»Das ist sie nun mal.« Lady Sebring schwieg einen Moment. »Wenn Ihr verheiratet seid, werdet Ihr vielleicht bald in andere Umstände kommen. Oder tragt Ihr bereits ein Kind unter dem Herzen?«
Lily schaute die Frau irritiert an. Selbst wenn es stimmte, ging es sie kaum etwas an.
»Aha, Ihre Röte ist sehr verräterisch.«
Was sollte das alles? Worauf zielte diese Verrückte ab? »Ich bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe, was Ihr damit andeuten wollt.«
»Dann will ich es ganz deutlich ausdrücken.« Mit einer katzenhaften Bewegung stand Penelope Kerr auf und durchquerte den Raum. Etwas blitzte in ihrer Hand auf, aber Lily nahm den Gegenstand nur verschwommen wahr, weil sie wie
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