Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
ja ihre Hoffnung auf eine Schwangerschaft nicht. Oder sie hielt auch diese Partner für Versager und bestrafte sie, wer weiß.«
»Welch merkwürdige Lösung für unser Problem.« Sir Charles klemmte die Pfeife zwischen seine Zähne. »Eigentlich hatte ich mit einer Verschwörung gegen die britische Aristokratie gerechnet – dass man prominente Familien treffen wollte, indem man ihre Söhne ermordete. Eine mordlüsterne Viscountess, der jedes Mittel recht ist, um ein Kind zu bekommen, stellt für mich wirklich ein Novum dar.«
»Ich habe es ebenfalls erst sehr spät durchschaut«, gestand Damien und dachte mit Schaudern daran, wie nahe Lily dem Tod gewesen war.
»Es war wohl in der Tat ein sehr ungewöhnlicher Fall für uns.« Peyton musste seine Pfeife neu anzünden, da der Wind, der kühl über den Fluss strich, den ersten Versuch verhindert hatte. »Und der junge Mann, der vermisst wird? Der Diener des Premierministers?«
»Sie kannte ihn durch ihren Vater, der oft in Lord Liverpools Haus zu Gast war. Vermutlich werden wir nie erfahren, welches Druckmittel sie gegen ihn in der Hand hatte. Mit Sicherheit wissen wir, dass er ihr erstes Opfer war. Der Beschreibung nach sah er Arthur Kerr ebenfalls sehr ähnlich.«
Möwen schwebten in der Luft und stießen schnell in die Strömung hinab. Sir Charles beobachtete sie mit seinem gewohnt trägen Blick. »Also?«
»Was also?« Damien wusste genau, worauf sein Begleiter hinauswollte. Er lächelte. »Es ist vorbei, Sir Charles. Ich habe Euer kleines, teuflisches Rätsel gelöst, Euer Neffe steckt immer noch in seiner Schuldenfalle, aber er lebt. Und ich bin ein verheirateter Mann. Lady Lillian Bourne und ich haben letzte Woche im kleinen Kreis auf dem Anwesen der Familie in Essex geheiratet, und …«
»Verstehe, man darf davon ausgehen, dass Ihr Euch schon bald einer Schar kleiner Northfields widmen müsst.« Peyton rieb sich das Kinn. »Meinen Glückwunsch.«
Ein neuer Möwenschwarm schoss über sie hinweg. »Euer Tonfall klingt leicht zynisch. Und so, als würdet Ihr mir meinen Rückzug ins Privatleben nicht glauben.«
»Eigentlich«, sagte Sir Charles mit einem geheimnisvollen Lächeln, »muss ich Euch wegen Eures Scharfblicks loben. Seid gewarnt, ich könnte in Zukunft durchaus weiterhin Verwendung für Euch haben.«
»Und es gibt selbstverständlich immer noch die Möglichkeit, dass ich dankend ablehne.«
»Ich nehme an, die Möglichkeit besteht«, sagte Charles Peyton, doch sein Gesichtsausdruck bezeugte das Gegenteil.
Zwei Stunden später betrat Damien leise das Stadthaus, das für ihn nicht länger ein Junggesellenrefugium war, sondern mehr und mehr ein Zuhause wurde. Was bestimmt mit dem zarten Duft des Veilchenparfums zu tun hatte, der die Räume durchzog. Und den Blumenarrangements, die jetzt überall standen.
Er machte sich auf den Weg zu seiner jungen Frau. Es bedurfte keiner besonderen detektivischen Fähigkeiten, um zu erraten, wo sie wohl steckte. Damien durchquerte leise die Eingangshalle und wandte sich im Korridor zur zweiten Tür auf der linken Seite. Zur Bibliothek, die im rückwärtigen Teil des Hauses lag und deren Fenster auf den kleinen Garten hinausgingen.
Bibliotheksfenster. Erinnerungen kehrten zurück an jenen denkwürdigen Abend, als sie sich in einer Bibliothek zum ersten Mal begegnet waren. Vielleicht erzählte er ihr eines Tages die Wahrheit, dass die Fenster gar nicht klemmten und der Geheimgang nicht ihre einzige Option gewesen wäre … Aber noch nicht jetzt.
Warum er das getan hatte? Er wusste es bis heute nicht. Damals handelte er einfach aus einer Eingebung heraus, weil er länger mit dieser faszinierenden jungen Frau zusammenbleiben wollte. Rückblickend betrachtet jedenfalls ein brillanter Schachzug.
Trotzdem: Von jetzt an keine Täuschungen mehr.
Lily ruhte gemütlich in den Polstern des Sofas, die Füße hochgelegt. Die Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten im Nacken hochgesteckt, den er am liebsten sofort gelöst hätte. Sie war ganz in ihr Buch vertieft und bemerkte ihn nicht gleich.
Gut so, dachte er. Er überraschte sie gerne, um ihre unverhüllte Freude über sein Kommen zu erleben. Wie eben jetzt. Sie hob die Augen unter den dichten Wimpern, und ein warmes, strahlendes Lächeln überzog ihr Gesicht bei seinem Anblick.
»Du bist zurück«, sagte sie atemlos.
Damien setzte sich neben sie und fuhr mit den Fingern behutsam über den züchtigen Ausschnitt ihres Kleides.
»Wie war das Treffen mit Sir
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