Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
Zeichen. »Du weißt schon, dass ich zumindest irgendeinen Anhaltspunkt brauche.«
»Ich werde dir den Brief geben, den der Erpresser mir geschrieben hat.«
Kapitel 13
Sein Besuch ließ auf sich warten.
Nun, vielleicht war sie ja zu optimistisch gewesen, obwohl sie eigentlich gedacht hatte, sie sei immun gegen irgendwelche unrealistischen Erwartungen. Und doch enttäuschte es sie, dass Damien Northfield seine Ankündigung, sie zu besuchen, nicht ernst gemeint zu haben schien. Sehr sogar. Einfach weil sie ihn anders eingeschätzt hatte. Offenbar hatte sie ihre Lektion noch immer nicht gelernt.
Siehst du. Noch ein Grund, attraktiven Gentlemen mit kastanienbraunen Haaren und verführerischen dunklen Augen nicht zu vertrauen.
Trotzdem waren ihre Gedanken ständig bei diesem faszinierenden Schurken und seinem gebrochenen Versprechen.
Andere Gentlemen wurden vorstellig, am häufigsten nach wie vor Sir George. Lily gab sich große Mühe, die höfliche Gastgeberin zu spielen, obwohl sie ihm am liebsten ehrlich mitgeteilt hätte, dass sie seinem Werben niemals nachgeben werde. Aber die Duchess wachte streng darüber, dass alles so lief, wie es sich gehörte. Und irgendwie scheute Lily im Moment eine Auseinandersetzung mit der resoluten Eugenia.
Tage vergingen. Erst als sie an einem verregneten Nachmittag ihr ältestes und zugleich bequemstes Tageskleid angezogen hatte, um sich für eine gemütliche Lesestunde zurückzuziehen, klopfte es an der Tür, und bald darauf überreichte ihr ein Dienstmädchen eine Visitenkarte. »Ihr habt einen Besucher, Mylady.«
»Jetzt?« Lily schielte zur Uhr und sah, dass es schon weit nach vier war. »Danke, Molly, ich lasse bitten.«
Warum musste Damien Northfield ausgerechnet jetzt vorbeikommen, wenn sie dieses alte Kleid trug und ihre Frisur völlig in Unordnung geraten war und …
»Es überrascht mich nicht, Euch hier zu finden.« Ihr unerwarteter Gast kam herein, die Haare vom Wind leicht zerzaust, aber ansonsten mit dunkler Hose und brauner Jacke ein Gentleman par excellence. »Störe ich Euch? Wenn es erlaubt ist, würde ich lieber mit Euch in der behaglichen Atmosphäre der Bibliothek zusammensitzen und nicht in einem steifen Salon.«
Lily erhob sich schnell aus dem Sessel, in dem sie es sich gemütlich gemacht hatte. Sie sah bestimmt so verdutzt aus wie sie sich fühlte. »Nein … Ja, also, nein, ich denke schon.«
»Ich nehme an, in Kürze wird hier eine Anstandsdame hereinstürmen, um aufzupassen, dass ich mit Euch nichts Ungehöriges anstelle. Aber ich frage mich, ob wir wohl vorher ein paar Minuten unter vier Augen reden könnten. Das Mädchen, das meine Karte entgegennahm, habe ich gebeten, die Blumen in den Salon zu bringen, damit ich mich auf eigene Faust auf die Suche nach Euch machen konnte. Ein ziemlich alter Trick, muss ich zugeben.«
»Blumen?«
Er verzog den Mund. »Ich nehme an, Ihr habt schon davon gehört, dass ein Gentleman einer Lady Blumen mitbringt.«
Statt einer Entgegnung wies Lily einfach stumm auf ein bequemes Sofa und sank wieder in ihren Sessel. »Bitte, setzt Euch doch, Mylord.«
Sein Lächeln war schalkhaft. »Ich könnte die Tür abschließen.«
Gab es auf der Welt wohl irgendeine Frau, die diesem amüsierten Funkeln in seinen Augen widerstehen konnte? Lily gab sich große Mühe, einen tadelnden Unterton in ihre Stimme zu legen. »Ich glaube, es genügt, einmal mit Euch in einem Raum eingeschlossen gewesen zu sein. Außerdem bezweifle ich, dass diese Bibliothek über einen Geheimgang verfügt.«
Er hatte ihr Blumen mitgebracht. Das taten die anderen Gentlemen selbstverständlich ebenfalls, aber das hier war etwas anderes. Vor ihrem Debakel mit Arthur hatten die jungen Männer ihr die Blumen als Zeichen der Verehrung überreicht – jetzt waren es bloß noch höfliche Gesten. Außer bei Sir George natürlich, wofür sie ihm eigentlich dankbar sein sollte. Und obwohl sie das in einem Winkel ihrer Seele sogar war, mochte sie es nicht zugeben. Nicht einmal vor sich selbst.
Wie es wohl wäre, sich zu verlieben, überlegte sie, wenngleich solch romantische Gedanken sich für gesellschaftlich in Misskredit geratene junge Damen eigentlich verboten. Trotzdem spann sie sich ein wenig in diese Vorstellung ein.
Welche Blumen hatte ihr Damien Northfield wohl mitgebracht? Keine Rosen. Nein, niemals würde er so etwas Offensichtliches wählen. Nur: Was durfte sie überhaupt von diesem Mann erwarten, der da so lässig auf dem blassrosa Sofa saß, das
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