Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
für sich gewinnen wollte, durchschaute. »Wie klug von dir, nicht mir, sondern Madame Eugenia Blumen mitzubringen«, murmelte Lily.
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu, als er ihr in den offenen Zweispänner half, vor den zwei Füchse gespannt waren. Offensichtlich hatte er vor, selbst zu kutschieren. »Nun, eigentlich waren sie für dich gedacht. Aber als ich die Dame sah, änderte ich meinen Plan. Warum sollte ich es nicht mit einer kleinen Bestechung versuchen? Hauptsache, ich durfte dich zu einer Ausfahrt entführen. Ich habe nämlich noch etwas zu erledigen, wollte aber auf jeden Fall bei dir vorbeikommen. Wenn du mich begleitest, können wir etwas Zeit miteinander verbringen, und ich kümmere mich nebenbei um besagte Angelegenheit.«
Lily hatte keine Ahnung, worauf er anspielte, doch es war ihr egal. Sie war froh, dass er gekommen war, dass sie neben ihm saß und dass sie sich so beschwingt und lebendig fühlte wie seit Jahren nicht mehr. Es war eben doch schön, wenn jemand sie verwöhnte und umsorgte, ihre Gegenwart genoss – wenngleich sie in den vergangenen Jahren immer das Gegenteil behauptet hatte.
»Um was handelt es sich?«, fragte sie, als er sich auf den Kutschbock schwang und nach den Zügeln griff.
»Um etwas, das die Herzoginwitwe vermutlich aufs Höchste missbilligt. Falls sie es erfährt, kippt sie bestimmt in ihre Teetasse und verbietet dir anschließend, mich jemals wiederzusehen.« Er grinste sie vergnügt an. »Aber ich habe ja schon mehr als eine Sünde begangen, die ihr nie zu Ohren kommen darf.«
Lily hob ihr Gesicht in den leichten Fahrtwind. »Ich will dir ja deine Illusionen nicht rauben, doch es müsste schon viel passieren, um diese Frau umzuhauen.«
»Ich bin überzeugt, das wäre so ein Fall.« Sein Lächeln wurde breiter, und eine Strähne fiel vorwitzig in seine Stirn. Am liebsten hätte sie sich zu ihm herübergebeugt und sie ihm aus dem Gesicht gestrichen, was auf offener Straße leider kaum angemessen war.
»Meinst du nicht, die Tatsache, dass du mich aus meinem Bett hast entführen lassen, wöge schwerer?« Sie hob skeptisch eine Braue.
»Um dich in meins zu holen? In dieser Kombination vielleicht.« Er schmunzelte. »Du musst trotzdem zugeben, dass es eine hervorragende Idee war.«
Der frivole Unterton veranlasste sie, ihm einen gespielt tadelnden Blick zuzuwerfen. In den Augen der Gesellschaft konnte es schließlich kaum etwas Skandalöseres geben als die Verführung einer Jungfrau. Nun, Damien sah eben vieles anders und hatte sehr spezielle Sichtweisen.
Das Leben an seiner Seite würde bestimmt ein nicht endendes Abenteuer werden.
Wie richtig sie mit dieser Vermutung lag, merkte sie bereits wenige Minuten später, als sie um eine Ecke bogen und den belebteren Teil Londons verließen. Nach einer halben Meile etwa hielt er neben einer anderen Kutsche auf offener Straße an und nickte den Insassen freundlich zu. Sobald er auftauchte, war das Fensterrollo hochgezogen worden.
»Mylord.« Die Frau, die ihn ansprach, war blond und hübsch, allerdings mit einem winzigen Spalt zwischen den Schneidezähnen, der ihr etwas Knabenhaftes verlieh. »Ich freue mich, Euch wiederzusehen.«
»Danke, dass wir uns hier treffen können, Delilah.«
»Ist mir ein Vergnügen.«
Lily blinzelte überrascht, als sie entdeckte, dass Delilah – wer immer sie auch sein mochte – ein für diese Tageszeit ziemlich offenherziges Kleid trug. Und die Anspielung auf ein verabredetes Treffen fand sie irgendwie beunruhigend.
»Gut, kommen wir zum Geschäftlichen, so wie wir es vereinbart haben. Bleibt es dabei?«, sagte Damien und reichte Lily einen kleinen Beutel, den er aus seiner Rocktasche gezogen hatte. »Würde es dir etwas ausmachen, Liebes?«
Liebes .
Einen Moment saß sie wie gelähmt da, ehe sie begriff, was er von ihr verlangte: Sie sollte die Münzen an Delilah weiterreichen, die ihr im Gegenzug ein in Leder gewickeltes Päckchen übergab. Lily nahm es und hielt es fest in der Hand. Sie war völlig verwirrt – nicht nur wegen dieses merkwürdigen Treffens, sondern auch wegen des Kosenamens.
Bevor sie zur Besinnung kam, war der Austausch Ware gegen Geld vorüber. Damien schnalzte mit der Zunge, zog die Zügel an, und los ging’s. »Bitte, sei damit vorsichtig, ja? Ich habe einiges dafür auf mich genommen.« Mehr sagte er nicht.
Gehorsam drückte sie das Päckchen fester an sich. »Wer war die Frau?«
»Delilah? Ich fürchte, ihr Nachname ist mir nicht bekannt. So
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