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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady
Autoren: Teresa Medeiros
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ihrem Ehemann. Ihr Körper eingeschlossen.
    »Du hast Recht«, räumte er ein und überraschte sie damit. »Ich schäme mich. Aber du kannst meine schlechten Manieren allein deinem schriftstellerischen Können zugute halten. Über die erste Seite deines kleinen Meisterwerkes bin ich rein zufällig gestolpert, aber nachdem ich mit dem Lesen erst einmal begonnen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören, so gefesselt war ich von den Abenteuern des ›Heimtückischen Herzogs‹ und seiner furchtlosen jungen Braut.«
    Er holte einen Stoß Blätter aus einem Felsspalt neben sich. Mit einem unguten Gefühl erkannte Lottie ihre Handschrift. Seltsamerweise kam sie sich jetzt vor ihm viel nackter vor als letzte Nacht. Da hatte sie sich geliebt und beschützt gefühlt, jetzt aber fühlte sie sich wund und bloßgestellt, als blickte Hayden mit einem Vergrößerungsglas in die dunkelsten Ecken ihrer Seele. Es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, ihm nicht einfach die Seiten zu entreißen und hinter ihrem Rücken zu verstecken.
    Sie nickte zum Klippenrand. »Ich bin überrascht, dass du sie nicht dem Wind überlassen hast.«
    »Und die Welt eines so viel versprechenden Talents berauben? Ich denke nicht.« Hayden klopfte mit einem Finger auf das Manuskript. »Oh, das eine oder andere Mal gleitest du vielleicht ins Melodramatische ab, zum Beispiel in dem Kapitel, als deine unerschrockene Heldin die schwachsinnige Tochter ihres feigen Gemahls entdeckt, die hinter Schloss und Riegel auf dem Dachboden haust, aber insgesamt ist es gar nicht schlecht. Du darfst stolz auf dich sein.«
    Warum fühlte sie sich dann so schrecklich? »Es gibt da immer irgendeine unglückliche Seele, die in diesen Büchern auf den Dachboden gesperrt wird«, versuchte sie zu erklären. »Besonders wenn das Haus keinen Kerker hat.«
    »Unter Umständen sollte ich erwägen, nachträglich einen errichten zu lassen«, murmelte er, und das Glitzern in seinen Augen ließ ihn so teuflisch aussehen, wie Lotties Herzog es war.
    Von Argwohn erfasst, dass er mit ihr spielte, erwiderte sie scharf: »Du weißt schon, all das hier wäre nicht geschehen, wenn du mich einfach in
dein
Bett getragen hättest.«
    Er schaute sie tadelnd an. »Aber wie hättest du ruhig schlafen können, wenn du doch jede Minute damit rechnen musstest, erwürgt zu werden?« Trotz seiner spöttischen Worte sah er so ergrimmt aus, als wollte er sie am liebsten jetzt erwürgen. »Sag, hast du inzwischen einen Verleger gefunden?«
    »Natürlich nicht!«
    »Aber du hattest vor, dir einen zu suchen.« Das war keine Frage.
    »Nein. Doch. Ich weiß es nicht!« Lottie schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, sich ihm verständlich zu machen. »Vielleicht hatte ich das, aber das war vorher.«
    Hayden erhob sich und steckte das Manuskript wieder in den Spalt, ein bewunderndes Funkeln in seinen Augen. »Sich vorzustellen, dass ich dich beschuldigt habe, mir im Auftrag der Skandalblätter nachzuspionieren. Du hattest dir ein viel höheres Ziel gesteckt, nicht wahr? Auf diese Weise würdest du deinen Ruhm und deinen Gewinn nicht teilen müssen. ›Lady Oakleigh‹ wird ganz gewiss die literarische Sensation Londons sein.«
    Lottie schaute ihn ungläubig an. »Denkst du das wirklich? Dass ich das alles von Beginn an geplant habe? Dass ich dich in eine Ehe gelockt habe mit dem einzigen Ziel, dein Leben als Inspiration für irgendeinen lächerlichen Roman zu nehmen?«
    »Das weiß ich nicht, sag du es mir.« Er strich ihr mit dem Fingerrücken über die Wange und löste mit der Berührung eine Hitzewelle in ihrem Körper aus. Seine Stimme senkte sich zu einem seidenweichen Murmeln. »War letzte Nacht für dich ebenfalls eine Inspiration? Wolltest du herausfinden, wie genau sich ›die Hände eines Mörders‹ auf deiner Haut anfühlen?«
    Lottie schloss kurz die Augen, nicht darauf vorbereitet, dass er ihre eigenen Worte und seine Liebkosung als Waffe gegen sie einsetzte. Als sie sie wieder öffnete, erwiderte sie seinen brennenden Blick ungerührt.
    »Ich fürchte, leugnen ist zwecklos, nicht wahr?«, antwortete sie, sich geschlagen gebend, und schob seine Hand zur Seite. »Ich bin entdeckt. Wenn du unbedingt die Wahrheit wissen musst: Ich bin in jener Nacht in deinen Garten geschlichen, in der Hoffnung, mit einer gemeinen Straßendirne verwechselt und vor den Augen meiner Familie und der Londoner Gesellschaft bloßgestellt zu werden. Und wenn mein Ruf völlig zerstört wäre, habe ich darauf
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