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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady
Autoren: Teresa Medeiros
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Bitte um Annullierung der Ehe?«
    »Nicht ganz.« Damit griff Ned in seine Reisetasche und zog ein dünnes Buch mit Ledereinband hervor, das er Hayden reichte.
    Hayden besah sich das Buch von allen Seiten und stellte fest, dass es sich um den ersten Teil einer Romantrilogie handelte. Noch bevor er das Buch ins Mondlicht hielt und die goldgeprägte Inschrift auf dem scharlachroten Einband las, wusste er, was in verschnörkelten Buchstaben darauf stand.
    Die Braut des Todeslords
von Lady Oakleigh.
    Enttäuschung wallte in ihm auf und hinterließ einen hässlichen Geschmack auf seiner Zunge, bitterer als Galle. Obwohl er Lottie gesagt hatte, sie sollte den Roman zu Ende schreiben, hatte er nicht wirklich geglaubt, dass sie es tun würde. Und ganz gewiss hätte er sich nicht träumen lassen, dass sie so herzlos sein könnte, ihm das Buch unter die Nase zu halten, nachdem es veröffentlicht war.
    Er hielt es Ned hin. »Danke, aber ich muss es nicht lesen. Ich kenne die Geschichte bereits … und das Ende auch.«
    Haydens ausgestreckte Hand ignorierend, warf Ned ihm die beiden anderen Bände in den Schoß, und ein rätselhaftes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Ich an deiner Stelle würde es trotzdem lesen. Manchmal kann einen sogar das vorhersehbarste Ende noch überraschen.« Er schloss seine Reisetasche und gähnte. »Obwohl ich es hasse, dich meiner Gesellschaft zu berauben, muss ich in wenigen Stunden nach Surrey aufbrechen. Ich habe meiner Mutter einen längst überfälligen Besuch versprochen. Wenn du mich also entschuldigen willst, werde ich mir ein Bett suchen und ein hübsches Mädchen, es mir zu wärmen.«
    »Du kannst auch gerne Martha wecken. Sie hatte schon immer eine Schwäche für dich.«
    Ned erschauerte. »Danke, aber ich denke, dann ziehe ich doch einen heißen Ziegelstein vor.«
    Nachdem er gegangen war, saß Hayden eine Weile da und starrte auf die drei Bände in seinem Schoß. Er konnte Lottie nicht vorwerfen, dass sie ihn verraten hatte, aber es fiel ihm schwer, zu glauben, dass sie sich so wenig um Allegras Gefühle scherte. Indem sie das Schlimmste bestätigte, was alle Welt über ihn mutmaßte, hatte sie jede Chance vernichtet, die seine Tochter vielleicht gehabt hatte, den Sünden ihrer Eltern zu entkommen und einen anständigen Mann zu heiraten und sich ein Leben in der Gesellschaft aufzubauen.
    In jäh aufflammender Wut beschloss Hayden, alle drei Bände in das nächste Feuer zu werfen. Als er sich erhob, immer noch ein wenig unsicher auf den Beinen von dem Portwein, fiel eines der Bücher herunter und landete aufgeschlagen in einem Fleck Mondlicht auf dem Boden. Er bückte sich, um es aufzuheben, und merkte erst, als er die Inschrift auf dem Deckblatt sah, dass es der erste Band war. Lotties Handschrift war immer noch genauso extravagant, wie er sich erinnerte.
    Er fuhr mit der Fingerspitze über die anmutigen Schwünge und Schnörkel und murmelte dabei halblaut:
»Aus meinem Herzen für dich …«
    Unfähig, ihren Spott zu ertragen, wollte er das Buch gerade zuschlagen, als seine Augen fast gegen seinen Willen von dem ersten Satz auf der ersten Seite angezogen wurden:
Niemals werde ich jenen Moment vergessen, da ich zum ersten Mal den Mann erblickte, der mir das Leben retten würde.

21
    War es möglich, dass ich mich so in ihm getäuscht hatte?
    »Hast du es? Hast du es bekommen? Oh, bitte sag mir, dass du es hast!«, rief Elizabeth Bly und wippte aufgeregt auf den Zehenspitzen, als ihre beste Freundin durch die verglaste Tür der Minerva-Press-Buchhandlung gelaufen kam.
    »Bei Zeus, ich habe es!«, erwiderte Caro Brockway entzückt und holte den dünnen Lederband unter ihrem Mantel hervor. Der Atem des Mädchens wurde in der kalten Luft als weiße Wolke sichtbar.
    Ehe sie Elizabeth erreichen konnte, verstellte ihr ein stämmiger Lakai in marineblauer Livree den Weg. »Ich gebe Ihnen für dieses Buch da drei Pfund, Miss.«
    Caro blieb stolpernd stehen, sichtlich bestürzt. »Aber ich habe doch nur eine halbe Guinea dafür bezahlt.«
    »Ich mache fünf daraus.« Der Mann warf einen verzweifelten Blick auf die lange Kutschenreihe hinter ihnen.
    Elegante Privatkutschen und öffentliche Droschken stauten sich bis zur Gracechurch Street. In Pelzumhänge und Muff gehüllt, nahmen deren Insassen in Kauf, stundenlang in der Kälte zu zittern, wenn sie hoffen durften, den dritten Band von Londons neuester literarischer Sensation
Die Braut des Todeslords
zu erstehen.
    »Bitte, Miss, haben Sie
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