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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Moment lang nicht sprechen konnte. »Nun, wenn Martha je
Die Mitternachtsglocke, Die geheimnisvolle Warnung
oder
Der mörderische Mönch
gelesen hätte, wäre sie vielleicht nicht so schnell bei der Hand, alle Bücher als Zeit- und Papierverschwendung abzutun!« Lottie erinnerte sich daran, dass sie dem Kind ein Vorbild in Bezug auf Anstand und Sitte sein sollte und bemühte sich, ihr Temperament zu zügeln. »Da ich keinerlei Erfahrung mit Kartoffelanbau habe – warum treffen wir uns dann nicht einfach heute Nachmittag vor dem Tee im Schulzimmer zu unserer allerersten Stunde?«
    »Gut. Es ist ja schließlich nicht so, als hätte ich die Wahl, nicht wahr,
Mami
?« Dieses Mal sprach sie das Wort voller Wut und Verachtung aus.
    »Ich bin nicht deine Mami, Allegra«, erklärte Lottie ruhig, »und du brauchst nicht so zu tun, als wäre ich es.«
    »Dann müssen Sie nicht so zu tun, als würden Sie mich mögen.« Das Mädchen zog ein Bein an, schlang ihre Arme darum und blickte hinaus aufs Meer. »Niemand sonst tut es.«
    »Das stimmt sicher nicht. Dein Vater, zum Beispiel, scheint dich sehr zu mögen.«
    »Ha! Er mag mich nicht. Er kauft mir nur teure Geschenke wie die dumme Puppe, weil er Mitleid mit mir hat.«
    Lottie runzelte die Stirn, erschüttert von der Überzeugung in der Stimme des Mädchens. »Du bist seine Tochter. Warum, um alles auf der Welt, sollte er mit dir Mitleid haben?«
    Allegra wandte sich zu ihr um, und ihr dunkles Haar wehte im Wind. »Können Sie ein Geheimnis für sich behalten?«
    »Nein«, antwortete Lottie aufrichtig.
    Allegra verdrehte die Augen und wandte sich dann wieder der Betrachtung der schroffen Klippen und der rauen Küstenlinie zu. »Er hat Mitleid mit mir, weil meine Mutter verrückt war und ich es auch sein werde.«
    Obwohl sie diejenige war, die Allegra etwas beibringen sollte, erkannte Lottie, dass sie einiges von dem Mädchen lernen konnte. Sie war nicht wirklich überrascht von der Enthüllung, dass Haydens Frau unter Wahnsinn gelitten hatte. Sicher würde nur eine Verrückte einen Mann betrügen, der so küssen konnte wie er.
    »Hat dir das dein Vater gesagt, dass du verrückt werden wirst?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Allegra verächtlich. »Er spricht nie über etwas, das wichtig ist. Aber ich höre die Dienstboten reden, wenn sie glauben, ich könnte nichts verstehen. ›Armes Kind. Sie ist genau wie ihre Mutter‹, flüstern sie, schauen mich an und schütteln mitleidsvoll den Kopf, als wäre ich nicht nur irre, sondern auch noch blind.«
    »Hast du das Gefühl, verrückt zu sein?«, erkundigte sich Lottie und musterte das trotzige Gesicht des kleinen Mädchens.
    Allegra schien von der Frage überrascht, als hätte sie nie zuvor darüber nachgedacht. »Nein«, antwortete sie schließlich und blinzelte, als wäre sie selbst von ihrer Antwort überrascht. »Aber ich bin oft wütend.«
    Lottie lachte, stellte sich auf den Ast unter sich und begann den Abstieg. »Das ging mir in deinem Alter auch so. Mach dir keine Sorgen, das vergeht.«
    Als sie auf dem Boden angekommen war, schüttelte Lottie ihre Röcke aus. Kurz erwog sie, ihre Puppe zu retten, aber nach einem Moment des Nachdenkens entschied sie, sie in Allegras zweifelhafter Obhut zu lassen. Sie zog sich den Schal fester um die Schultern und machte sich auf den Weg zum Haus.
    »Er wird Sie niemals lieben, wissen Sie?« Der Wind trug Allegras Worte zu ihr. »Er wird nie jemanden außer ihr lieben.«
    Lottie stolperte über einen Grashügel, hoffte, dass das Mädchen nichts gesehen hatte, schritt weiter und murmelte dabei: »Das werden wir ja noch sehen.«

11
    Bald schon musste ich erkennen, dass es viel entsetzlichere Schrecken auf dieser Welt gibt als wehklagende weiße Damen …
    25. Mai 1825
    Liebe Mrs. Terwilliger,
    ich schreibe Ihnen heute, um meine aufrichte Reue zu bekunden für allen Ärger und alle Verlegenheiten, die ich Ihnen während unserer gemeinsamen Jahre bei Mrs. Lyttelton bereitet habe. Nach eingehender und qualvoller Gewissensprüfung musste ich erkennen, dass ich nicht halb so klug bin, wie ich es mir eingebildet hatte.
    Während vielleicht eine gewisse vulgäre Belustigung und der Gewinn an Ansehen unter Gleichaltrigen damit verbunden ist, lebende Tiere für einen unbestimmten Zeitraum in ein Schlafzimmer einzusperren, ist der Preis bezüglich der Verluste an Eigentum und Würde dafür eindeutig zu hoch.
    (Sie sollten wirklich dankbar sein, dass ich damals nur ein Pony bei Ihnen gelassen habe!

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