Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
hier!!
    Auf ewig, Deine Lottie
    P.S.: Wenn ich auch nur noch einen weiteren Käfer in meinem Schuh entdecke, dann wird mein Ehemann, fürchte ich, nicht mehr der einzige Angehörige dieses Haushalts sein, der eines Mordes beschuldigt wird.
    Zwei Tage, nachdem Lottie den Brief an Harriet abgeschickt hatte, stahlen sich am späten Nachmittag Sonnenstrahlen hinter einer Wolke hervor, ein Schauspiel, dessen Zeuge man hier eher selten wurde. Da sie sich nach einem Hauch Frühling sehnte, beschloss Lottie, dass es Zeit war, für eine Weile sowohl dem Haus als auch Allegra zu entkommen. Sie schlenderte gerade an den Ställen vorbei, als sie ein vertrautes Prickeln im Nacken spürte. Müde, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, fuhr sie herum, in der festen Absicht, Haydens kleinem Trotzkopf von Tochter gehörig die Leviten zu lesen.
    Ein kleines gelbes Kätzchen marschierte auf wackeligen Beinen hinter ihr her.
    Lottie wich zurück, als wäre es ein bengalischer Tiger. »Oh nein, das tust du nicht! Das Letzte, was ich im Augenblick gebrauchen kann, sind mehr Katzen in meinem Leben. Du gehst besser dahin zurück, wo du herkommst.« Sie ging weiter rückwärts und fuchtelte mit den Händen herum.
    Von ihrer Zurückweisung völlig unbeeindruckt, beschleunigte das Kätzchen seine Schritte, bis es mit voller Wucht gegen ihren Knöchel rannte. Seufzend bückte sich Lottie zu dem Tier hinab und hob es hoch. Mit dem heiseren Maunzen, das es von sich gab, und dem weichen gelben Fell war es eher so, als hielte sie ein Entenküken statt ein Katzenjunges in Händen.
    Ein schlaksiger Junge mit einem Schopf dicker schwarzer Haare, die ihm in die Stirn fielen, kam aus den Ställen geeilt. Als er sie mit dem Kätzchen sah, kam er schlitternd zum Stehen und nahm seine abgenutzte Kopfbedeckung ab. »Entschuldigen Sie die Belästigung, Mylady. Seine Mama ist verschwunden. Hat das Kleine hier und drei weitere zurückgelassen, sodass sie nun selber schauen müssen, wie sie zurechtkommen.«
    Lottie konnte ein Aufstöhnen nur mühsam unterdrücken. »Drei andere, sagst du, Jem?«
    »Fürchte ja, Mylady.« Der Junge schüttelte bedauernd den Kopf. »Und dabei sind die armen Kleinen gerade erst entwöhnt.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, kamen drei weitere Kätzchen unterschiedlicher Farbe und Form aus dem Stall gewackelt und sahen aus wie scheckige Ratten.
    Als das gelbe Kätzchen an Lotties Arm zu ihrer Schulter hochzuklettern begann, seufzte sie schicksalsergeben. »Hast du vielleicht einen Korb?«
    In der Hoffnung, die Kätzchen ungesehen in ihr Schlafzimmer zu schmuggeln, beschloss Lottie, durch eines der offen stehenden französischen Fenster auf der Meerseite des Hauses zu schlüpfen. Sie musste einen Augenblick mit den schweren Samtvorhängen kämpfen, ehe sie sich daraus befreien konnte, nur um sich gegenüber einem gewaltigen Schreibtisch aus Mahagoni wiederzufinden, auf dem sich ledergebundene Rechnungsbücher stapelten.
    Einem Schreibtisch, hinter dem zufälligerweise ihr Ehemann saß.
    Er beobachtete sie mit mildem Interesse, als wäre sie ein exotischer Wurm, der sich soeben seinen Weg aus dem Holz herausgebohrt hatte.
    Sie umklammerte den Korb und dankte im Stillen ihrer Geistesgegenwart, die sie dazu veranlasst hatte, ein Tuch darüber zu breiten. »Oh, hallo!«, rief sie und hoffte, das gelegentliche Miauen der Kätzchen zu übertönen. »Es ist ein herrlicher Tag, nicht wahr? Ich war spazieren und habe …« Sie suchte verzweifelt nach einer Frucht oder einem Gemüse, das in einer so kargen, felsigen Gegend gedeihen mochte. »Walnüsse gesammelt. Ich habe Walnüsse gesammelt.«
    Mit einem freundlichen Lächeln griff Hayden nach dem mit einer Quaste verzierten Klingelzug hinter seinem Stuhl. »Ich lasse Martha kommen. Wir können Sie bitten, dass die Köchin eine Pastete daraus zubereitet.«
    Lottie konnte ihr Entsetzen nicht ganz verbergen. »Oh nein! Tu das bitte nicht! Ich esse sie lieber frisch aus der Schale.«
    »Wie du möchtest«, murmelte Hayden und wandte sich wieder den Rechnungsbüchern zu.
    Sie ging zur Tür.
    »Carlotta?«
    »Ja?«
    Ohne aufzusehen, sagte er: »Sie sind bestimmt hungrig. Geh am besten gleich in die Küche und hol dir Sahne und Bücklinge.«
    Lottie erstarrte. Allegra hatte Recht. Der Mann war unerträglich. Sie schaute auf das sich leicht bewegende Tuch über dem Korb. Was hatten Laura und Diana ihr in der Nacht vor ihrer Hochzeit gesagt? Dass es für Liebende nichts Ungewöhnliches war,

Weitere Kostenlose Bücher