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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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du ihn stark machst. Unzerbrechlich.«
    Lottie dachte daran, wie berechnend das Kind vorgegangen war, als es eben die abgewetzte Puppe umsorgt hatte, und murmelte: »Das sollte keine allzu schwere Aufgabe sein.«
    »Ich muss nur wissen, dass, wenn ich einmal nicht mehr da bin, Allegra im Stande ist, allein zurechtzukommen. Solange ich lebe, wird es ihr nie an etwas mangeln.« Er musterte Lotties Gesicht, und das Grün seiner Augen wurde so warm wie eine in Sonnenlicht getauchte Waldlichtung. »Wenn du mir hilfst, sie zu beschützen, gilt das auch für dich.«
    Er versprach vielleicht etwas, das er nicht halten konnte, überlegte Lottie, nachdem er sich mit einer knappen Verbeugung verabschiedet hatte und gegangen war. Sie fürchtete, sie wünschte sich bereits etwas, das sie nie bekommen würde.
    Nachdem auch eine ausgedehnte Durchsuchung des Hauses keinen Hinweis auf den Verbleib ihres jungen Schützlings erbrachte, begab sich Lottie in die Küche im Untergeschoss, in der Hoffnung, einer der Dienstboten dort könnte ihr verraten, wo Allegra war. Sie ließ die letzte Treppenstufe hinter sich und umrundete eine Ecke, um Mrs. Cavendish und Martha bei einer hitzigen Diskussion zu überraschen. Ihre flüsternden Stimmen konnten weder von den Dienstmägden, die dicht gedrängt in der Nähe beieinander standen, noch von Lottie verstanden werden, aber sie brauchte nur so nah an sie heranzugehen, dass sie ihre Lippen lesen konnte.
    »Ich denke nicht, dass wir das Mädchen einstellen sollten«, erklärte Mrs. Cavendish gerade. Die blasse Haut der Haushälterin spannte sich über vorstehenden Wangenknochen, wodurch ihr Gesicht eingefallen wirkte. Wäre sie eine der Lehrerinnen bei Mrs. Lyttelton gewesen, hätten Lottie und Harriet sie bestimmt wenig freundlich auf den Spitznamen »Mrs. Kadaver« getauft. »Was wissen wir schließlich von dem jungen Ding, außer dass sie heute Morgen auf der Türschwelle hier aufgetaucht ist und um eine Anstellung gebeten hat?«
    »Nun, ich denke, wir können es uns nicht leisten, sie nicht einzustellen«, antwortete Martha. »Wir haben letzten Monat drei Mädchen verloren und zwei weitere gestern Nacht. Sie sind noch vor dem Morgengrauen weggelaufen, ohne zu packen. Wenn das so weitergeht, sind im Sommer nur noch wir beide übrig, uns um das Haus zu kümmern.«
    »Aber das Mädchen hat kein einziges Empfehlungsschreiben, keinerlei Erfahrung, und sie ist so blind wie ein Maulwurf. Als Giles ihr heute Morgen die Tür geöffnet hat, hätte sie ihn fast mit seinem Halstuch erwürgt, weil sie meinte, es wäre der Türklopfer. Und hast du gesehen, wie sie mit dem Besen umgeht? Himmel, sie hat mehr Staub aufgewirbelt als zusammengefegt. Als ich ihr den Staubwedel gegeben habe, hat sie ihn mir zurückgegeben und behauptet, sowohl Federn als auch Staub würden sie zum Niesen bringen.«
    »Sie wird es schnell genug lernen, wenn sie etwas in ihren Magen bekommen möchte. Wenn nicht, bringe ich sie zur Not mit ein paar Ohrfeigen zur Vernunft.«
    Mrs. Cavendish richtete sich auf und atmete durch geblähte Nasenflügel ein. »Ich halte es immer noch für einen Fehler.«
    Martha zischte, als wollte sie Mrs. Cavendish am liebsten ebenfalls gewaltsam zur Vernunft bringen: »Dann ist es eben ein Fehler, den wir machen müssen. Was sonst sollen wir tun? Es kann nur schlimmer werden, jetzt, da er eine andere Frau ins Haus gebracht hat. Selbst die Männer haben Angst, nach Einbruch der Dunkelheit ihre Quartiere zu verlassen. Niemand möchte es riskieren, diesem entsetzlichen …«
    Lottie musste unabsichtlich ein Geräusch gemacht haben, denn beide Frauen schauten sie an. Sie hätten nicht schuldbewusster aussehen können, wären sie dabei ertappt worden, den Brandy aus der Flasche zu trinken.
    Mrs. Cavendish erholte sich als Erste; die dünnen Lippen zu einem besorgten Lächeln verkniffen, eilte sie mit klimperndem Schlüsselring zu Lottie. »Oh, Mylady, was tun Sie denn hier unten? Wenn Sie etwas benötigen, brauchen Sie nur zu läuten.«
    »Sie hat Recht.« Martha folgte der Haushälterin geschäftig. »Sie dürfen nicht vergessen, dass Sie nun eine Marquise sind und ich Ihnen jederzeit zur Verfügung stehe.«
    Ehe Lottie Luft holen konnte, waren die beiden Frauen bei ihr und geleiteten sie aus der Küche, unterstützt von sanften Ermahnungen und freundlichen Ratschlägen, sodass ihr keine Zeit blieb, länger über das kurzsichtige Dienstmädchen nachzudenken, vor dem sich eine trübe Zukunft voller

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