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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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von ihm entfernt. Sie blieb stehen. Er betrachtete sie einen Augenblick lang, schaute kurz zu den Hügeln, blickte sie ein weiteres Mal an - und dann drehte er sich wieder zum Fluss um.
    Keine Begrüßung. Aber auch keine Vortäuschung von etwas, das nicht da war.
    Sie ging weiter, ihr Herz voll seltsamer Zärtlichkeit.
    „Langer Spaziergang?“, fragte sie, als sie neben ihm
    stehen geblieben war.
    „Hm“, sagte er.
    Die Sonne verschwand hinter einer Wolke. Die Luft rührte sich. Eine Brise zerzauste ihm die Haare, deren Spitzen von den langen Aufenthalten im Freien ausgebleicht waren.
    „Und du ermüdest nicht?“
    „Ich bin daran gewöhnt.“
    „Du bist immer allein unterwegs.“
    Seine Antwort bestand aus einer halben Grimasse. Mit einem Mal fiel ihr auf, wie müde er aussah - nicht nur rein körperlich erschöpft, sondern eine Müdigkeit, die von innen kam, die auch eine ungestörte Nachtruhe nicht lindem würde.
    „Wünschst du ... wünschst du dir manchmal Gesellschaft?“
    „Nein“, erwiderte er.
    „Nein, natürlich nicht“, murmelte sie, wirksam in ihre Schranken gewiesen.
    Eine Weile schwiegen sie, er offenbar völlig in die Betrachtung des sanft gewellten und grünen Flusstals versunken, sie in die der Lederflicken an den Ellbogen seines braunen Tweedjacketts. Sie verspürte den ziemlich heftigen Wunsch, diese Flicken zu berühren, ihre Hand dort hinzulegen, wo sie die raue Wärme der Wolle und die glatte Kühle des Leders spüren konnte.
    „Ich gehe dann weiter“, erklärte er abrupt.
    Sie erlag ihrer Faszination, die der Lederflicken in ihr ausgelöst hatte, und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Bleib nicht so lange. Es könnte zu regnen beginnen.“ Er starrte sie an, sein Blick harsch, ehe er sich auf die Stelle senkte, wo sie ihn berührte.
    Rasch zog sie ihre Hand zurück. „Ich wollte nur den Flicken anfassen.“
    Er setzte sich den Hut auf, nickte ihr zu und ging ohne ein weiteres Wort.
    Es regnete zwar nicht, aber er blieb doch zu lange fort: Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Devon erschien er nicht zum Dinner.
    Viel später in der Nacht bemerkte sie, dass er in sein Zimmer gekommen war. Sie hatte darauf gelauscht, hatte aber nichts gehört - für einen großen Mann wie er es war bewegte er sich, wenn er wollte, mit der Lautlosigkeit eines Gespenstes. Einzig aus dem Lichtschimmer unter der Verbindungstür, den sie vorhin noch nicht bemerkt hatte, zog sie den Schluss, dass er zurück war.
    Als sie die Tür vorsichtig öffnete, war er in Hemdsärmeln und hatte die Schöße seines Hemdes bereits aus den Hosen gezogen.
    Er warf seinen Kragen beiseite. „Mylady.“
    Sie blieb auf der Schwelle stehen, auf ihrer Seite der Tür. „Hattest du irgendetwas zu essen?“
    „Ich bin unterwegs eingekehrt.“
    „Ich habe dich beim Dinner vermisst“, sagte sie leise. Und das stimmte. Es war einfach nicht das Gleiche, wenn er nicht da war.
    Er warf ihr einen scharfen Blick von der Seite zu, sagte aber nichts, sondern nahm sein Tweedjackett und betastete die Taschen.
    „Warum tust du das?“, wollte sie wissen.
    „Was denn?“
    „Ich habe gelächelt, weil mein Onkel es verlangte. Warum benimmst du dich auf eine Weise, die darauf abzielt, dass die Leute dich nicht ernst nehmen?“
    „Ich weiß nicht, was du meinst“, antwortete er mit ausdrucksloser Stimme.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihre Frage beantworten würde, aber sein unverhohlenes Leugnen enttäuschte sie. „Als Needham neulich in dein Stadthaus kam, um meine Tante zu untersuchen, habe ich ihn gefragt, was er über deinen Unfall weiß. Er sagte, er sei zu der Zeit Gast deiner Tante gewesen und wisse
    daher alles darüber.“
    „Da siehst du es. Es ist nicht mein Wort allein.“
    Aber Needham war es auch gewesen, um den er ausdrücklich gebeten hatte, als er nicht wollte, dass seine Schussverletzung allgemein bekannt wurde. Selbst bis zum heutigen Tage hatte keiner seiner Bediensteten eine Ahnung, dass er verwundet worden war. Die Verbände waren entweder verbrannt oder aus dem Haus geschmuggelt worden.
    „Wie geht es eigentlich deinem Arm?“
    Das letzte Mal, dass er zugelassen hatte, dass sie ihm den Verband wechselte, war am Abend vor der Verhaftung ihres Onkels gewesen.
    „Meinem Arm geht es bestens, danke.“
    Er durchquerte das Zimmer, öffnete ein Fenster und zündete sich eine Zigarette an.
    „Mein Onkel hat nie geraucht“, bemerkte sie leise. „Wir hatten zwar einen Rauchsalon, aber er hat nie

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