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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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    Sie blieb auf dem schmutzigen Boden liegen, schlaff wie ein nasses Blatt Papier.
    Ihr Onkel bückte sich und fasste das Oberteil ihres Kleids. „Du lernst es einfach nicht, was? Du hast immer noch nicht begriffen, welche Liebe und welchen Respekt du mir schuldest.“
    Eine bessere Chance würde sie nicht bekommen. Mit voller Wucht schlug sie ihm ihr Retikül gegen den Kopf. Er schrie auf - denn sie hatten Vorkehrungen getroffen, sie und ihr Ehemann, und das auf den ersten Blick zierlich aussehende Retikül enthielt nicht weniger als eine schwere Eisenscheibe von Veres Hanteln. Sie hatte die ganze Zugfahrt damit verbracht, die Säume und die Schnüre des Retiküls zu verstärken.
    Er stolperte, blutete aus der Schläfe. Aber sie hörte nicht auf. Sie holte erneut aus, traf ihn auf der anderen Seite seines Kopfes.
    Er grunzte. Ihren dritten Schlag wehrte er mit seinem Arm ab. Sie hoffte, sie hatte ihm einen Knochen im Unterarm gebrochen, aber er griff sie mit wutverzerrtem Gesicht an.
    „Wie kannst du es wagen? Du dummes Mädchen.“ Plötzlich kochte auch sie vor Zorn. Natürlich wagte sie es - wusste er etwa nicht, der dumme Mann, der sich selbst für Ach so klug hielt, dass sie fast alles wagte, wenn es ihre Freiheit und das Wohlbefinden ihrer Tante waren, die auf dem Spiel standen?
    Sie schwang ihr Retikül, kraftvoll und schnell und in einem solchen Winkel, dass sie ihn am Kinn traf. Er wankte rückwärts. Jetzt schlug sie von oben, mit all ihrem Abscheu und ihrer Verachtung. Für alles, was er Tante
    Rachel angetan hatte und ihr selbst, dafür, dass er ihnen die besten Jahre ihres Lebens gestohlen, sie eingesperrt und unterdrückt und sich an ihrer Angst und ihren Qualen geweidet hatte.
    Nie wieder.
    Nie wieder.
    Vere ging auf das Haus zu. In einem Fenster auf der anderen Straßenseite hob sich ein Vorhang. Eine Frau schaute aus einem schmuddelig wirkenden und schwach beleuchteten Zimmer nach draußen. Er torkelte wie betrunken, prallte gegen einen Laternenpfeiler und lehnte seinen Kopf gegen einen Briefkasten. Vor dem Haus schließlich, in dem seine Frau und ihr Onkel verschwunden waren, stellte er sich mit dem Rücken zur Straße hin und tat so, als müsse er sich an der Hauswand erleichtern. Nach dem Gestank zu urteilen, wäre er nicht der erste Mann, der das hier tat.
    Augenblicklich hatte die Frau nicht nur die Vorhänge vorgezogen, sondern auch die Fensterläden geschlossen.
    Er trat zur Haustür und lauschte. Elissande und Douglas redeten, ihre Stimmen waren aber zu schwach, als dass er die Worte verstehen konnte.
    Sein Herz klopfte so heftig wie sonst nie während seiner Ermittlungen, und zwar vor Angst. Dass bislang noch nichts geschehen war, zerrte nur an seinen Nerven. In seinen groben Kutscherhandschuhen waren seine Hände schweißfeucht: Das war auch etwas, das ihm sonst nicht passierte.
    Er zog sich die Handschuhe aus, wischte sich die Hände an den Hosen ab und zog seinen Ring mit Dietrichen heraus. Douglas würde seine Frau nicht in der Nähe der Tür untergebracht haben. Damit Elissande sie sehen konnte, mussten sie weiter ins Haus gehen. Und wenn sie das taten, würde er sich an die Arbeit machen.
    Er schaute hinter sich. Verdammt, jemand anderes schaute aus dem Fenster. Das Licht auf der Straße war diffus, beinahe bräunlich, aber immer noch hell genug, dass man es sehen konnte, wenn er etwas Ungesetzliches tat. Er machte zwei Schritte und fasste den Pfosten, der das Vordach über der Tür stützte, und begann sich daran zu reiben. Der Vorhang fiel zurück.
    Als er sich wieder zur Tür umwandte, erklang ein Schmerzensschrei. Der Schmerzensschrei eines Mannes. Braves Mädchen! Sie hatte ihm aufmerksam und konzentriert zugehört, als er ihr gezeigt hatte, wie man ein beschwertes Retikül am besten einsetzte.
    Douglas schrie erneut. Ausgezeichnet.
    Und dann schrie sie.
    Verzweifelt tastete er nach den Dietrichen. Erst bei seinem dritten Versuch, eines der Metallwerkzeuge ins Schloss zu schieben, bemerkte er, dass seine Hände zitterten.
    Seine Hände zitterten nie.
    Sie schrie wieder.
    Verdammter Mist.
    Er zog den Dietrich heraus und trat gegen die Tür. Sie gab nicht sofort nach, daher trat er noch einmal zu. Die Angeln barsten. Sein Schienbein fühlte sich an, als sei es ebenfalls gebrochen. Es konnte ihm nicht gleichgültiger sein.
    Noch ein Tritt, und die Tür schwang auf.
    Ihr Onkel ging zu Boden, als die Bänder ihres Retiküls rissen. Das Eisengewicht fiel mit einem dumpfen

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