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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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etwas Schwarzes. Sie hob eine Hand, um die Augen gegen das grelle Sonnenlicht zu beschatten.
    Aber ihre Hand bewegte sich nur ein paar Zoll. Sie schaute verwundert zu ihr hin. Eine schwere Fessel umfasste ihr Handgelenk, daran schloss sich eine Kette, jedes einzelne Glied war so groß wie ihre Faust. Das andere Ende der Kette war am Bergfelsen angebracht.
    Sie blickte zu ihrem anderen Handgelenk. Dasselbe. Wie Prometheus war sie an den Felsen gekettet. Sie riss an den Handfesseln. Es tat weh. Sie zerrte fester. Es tat nur noch mehr weh.
    Entsetzen erfasste sie. Ihr Herz klopfte lauter. Ihr Atem ging abgehackt, keuchend. Bitte nein. Alles, nur das nicht.
    Nur das nicht.
    Ein Schrei zerriss die Luft. Der dunkle Fleck wurde größer, sank rascher und rascher zu ihr hinab. Es war ein Vogel - ein Adler, und sein Schnabel war scharf wie ein Messer. Fast schon war er bei ihr. Verzweifelt wehrte sie sich. Blut tropfte von ihren Handgelenken. Aber sie konnte sich nicht befreien.
    Der Adler stieß einen weiteren Schrei aus, sein Schnabel bohrte sich in ihren Bauch. In ihrer Qual konnte sie keinen Laut von sich geben, sondern nur wild um sich treten.
    Sie wachte auf - und trat immer noch um sich.
    Es vergingen ein paar Minuten, bis das Entsetzen nachließ. Mit bebenden Fingern zündete sie die kleine Kerze auf ihrem Nachttischchen an und holte den Reiseführer von Süditalien aus der Schublade mit ihrer Unterwäsche.
    Westlich des Dorfes erhebt sich fast senkrecht eine Kalksteinklippe, die die Hochebene von Anacapri vom östlichen Teil Capris trennt'“, las sie sich halblaut vor. „,Früher war der einzige Weg, um nach Anacapri zu gelangen, eine Steintreppe vom Strand, achthundert grob in den Fels gehauene Stufen, die vermutlich aus Zeiten stammen, die noch vor der römischen Herrschaft lagen. Heutzutage führt ein geschickt gebauter Fahrweg für Kutschen nach Anacapri. Die Aussicht entlang dieser Straßen ist von außergewöhnlicher Schönheit.'“
    Vere war zu dem Douglasfall dazugestoßen, weil Lady Kingsley eigens darum gebeten hatte. Er hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt - er schuldete ihr noch einen Gefallen für ihre Hilfe beim Haysleighfall -, aber er war nicht restlos von Douglas’ Schuld überzeugt. Douglas hatte beide Male im Brown’s Hotel gewohnt, als die Spur der erpressten Diamanten dorthin führte. Jedes Mal war er auch von London nach Antwerpen gereist, wo eine größere Anzahl von Diamantenhändlern Opfer einer Nötigung geworden waren.
    Aber Douglas hatte berechtigte Gründe, beide Städte aufzusuchen, beide waren wichtige Zentren des Diamantenhandels. Und selbst Lady Kingsley, die überzeugt war, dass sie den richtigen Mann verfolgten, konnte nicht erklären, warum jemand, der praktisch in Diamanten schwamm, noch mehr Diamanten haben wollte.
    „Ein Grund könnte sein, dass er weniger hat, als wir annehmen - er muss den Reichtum seiner Mine übertrieben haben“, flüsterte Lady Kingsley Vere zu, nachdem sie drei Stunden lang Douglas’ Papiere in seinem Arbeitszimmer durchsucht hatten. „Den Gerüchten nach soll seine Ader so außergewöhnlich gewesen sein, dass jeder Eimer Geröll und Dreck ein Vermögen enthielt, das für ein ganzes Leben in Wohlstand gereicht hätte. Aber in Wahrheit war es eben nicht ganz so.“
    Vere hievte eine Kiste Dokumente wieder in das richtige Fach. „Vielleicht hat es auch Unterschlagungen durch die Geschäftsführung gegeben. “
    „Das ist natürlich immer möglich. Aber bei einer solchen Vermutung würde er doch persönlich nach Afrika reisen, um in der Mine nachzusehen. Wenigstens haben die Buchhalter und der Vorarbeiter nie etwas von einem derartigen Besuch vermerkt.“ Lady Kingsley hielt ihre Laterne hoch, sodass Vere besser sehen konnte, wohin die nächste Kiste gehörte. „Was ist mit den Haushaltsbüchern?“
    Lady Kingsley hatte eine besondere Gabe für Geschäftsunterlagen; Vere war heute als ihr Gefolgsmann mitgekommen: Seine Hauptaufgabe bestand vor allem darin, Wache zu stehen und schwere Kästen zu heben. Jetzt hatte sie jedoch eine Pause gebraucht, weil es für die Augen sehr anstrengend war, im schwachen Licht zu lesen - und mehr Licht zu machen wagten sie nicht. Vere hatte die Gelegenheit genutzt, die Haushaltsbücher zu prüfen.
    „Es gehört nicht viel Grundbesitz zu dem Anwesen, daher ist der Ertrag auch nur gering; demgegenüber stehen viele Ausgaben“, berichtete er. „Aber dennoch normale Ausgaben. Nichts, das ein Motiv liefert, warum er

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