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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Gesicht des Engels.
    War die junge Braut Mrs Douglas? Wenn es so war, dann würde das heißen, dass der Bräutigam Edmund Douglas sein musste. Natürlich wäre es mehr als merkwürdig, hätte ein Mann das Hochzeitsfoto eines anderen auf seinem Nachttisch stehen. Allerdings bereitete es Vere Schwierigkeiten, den schlanken und auf beinahe zarte Weise schönen Mann auf der Fotografie mit dem in Einklang zu bringen, was er über Edmund Douglas wusste.
    Sollte er nicht von kräftigerer Gestalt sein? Wenn Vere sich nicht irrte, war Douglas früher Boxer gewesen. Und als ein kräftiger Faustkämpfer musste er Narben haben, womöglich auch eine krumme Nase. Davon war auf der Aufnahme aber nichts zu erkennen.
    In Mrs Douglas’ Zimmer lag der unverkennbare Geruch von Laudanum schwer in der Luft. Die Hausherrin schlief, ihr Atem ging langsam, und sie war so furchtbar dünn, dass sie fast zweidimensional wirkte.
    Er hielt das Licht neben ihr Gesicht. Schönheit war von berüchtigter Vergänglichkeit. Dennoch erschreckte ihn der Anblick von Mrs Douglas. Sie war nur noch ein Zerrbild ihres früheren Ichs, ihr Haar war schütter, ihre Augen eingesunken und ihr Mund stand halb offen in ihrem durch Laudanum verursachten Dämmerzustand -ein Gesicht, das kleinen Kindern Angst einjagen würde, wenn sie es unvorbereitet erblickten.
    Aber so war nun einmal das Leben. Alle Diamanten aus Afrika konnten einem Mann keine Ehefrau einbringen, die sich nicht mit der Zeit in eine Vogelscheuche verwandelte.
    Auf dem Tisch neben ihrem Bett befand sich ebenfalls eine Fotografie, ein Porträt eines Babys in einem winzigen Sarg, umgeben von Blumen und einer Spitzenbordüre: ein Andenken an ein verstorbenes Kind. Darunter stand geschrieben: „Unsere geliebte Christabel Eugenia Douglas.“
    Vere stellte die Aufnahme zurück und hob sein Licht. Was er als Nächstes sah, ließ ihn innehalten. Es war die dritte Wiederkehr von Der Verrat des Engels, dieses Mal aus einer Perspektive gemalt, irgendwo zwischen den beiden anderen. Der leblos im Schnee liegende Mann nahm den Hauptteil des Bildes ein; neben ihm, wo eine Blutlache hätte sein müssen, befand sich die dunkle Rose in voller Blüte. Von dem Engel war nur der Rand eines schwarzen Flügels zu sehen und die blutige Spitze eines Schwerts in der oberen rechten Ecke.
    Mit den Kuppen seiner behandschuhten Finger fuhr Vere unter den Rand des Rahmens. Da war ein Riegel. Das Gemälde bewegte sich zur Seite und gab den Blick auf einen dahinterliegenden Wandsafe preis. Das hier machte Sinn: Mrs Douglas’ schlechter Gesundheitszustand bot einen verständlichen Vorwand, die Dienstboten von dem Zimmer fernzuhalten, und daher war ihr Raum viel besser geeignet, Sachen zu verstecken.
    Er zog seinen Ring mit Dietrichen aus der Innentasche seiner Weste. Den Stift, der ihm als Taschenlampe diente, nahm er zwischen die Zähne. Danach machte er sich ans Werk. Nach ein paar Minuten des Ausprobierens verschiedener Metallstifte klickte das Schloss, und er konnte die Tür zu dem Safe öffnen - nur, um dahinter eine zweite Tür mit einem neuartigen amerikanischen Kombinationsschloss zu entdecken.
    Schritte erklangen vom Flur. Vere schloss rasch den Safe und brachte das Bild in die richtige Position. Anschließend zog er sich in die hinterste Zimmerecke zurück und steckte währenddessen den Füllfederhalter wieder in seine Rocktasche.
    Die Tür öffnete sich. Den Schritte zufolge bewegte sich die Person auf das Bett zu. Er presste sich flach an die Wand, halb hinter den Bettvorhängen verborgen, und zwang die Frau - so leichte Schritte gehörten einer Frau -mit der Kraft seiner Gedanken, nicht näher zu kommen.
    Sie blieb tatsächlich auf der anderen Bettseite stehen. Dort blieb sie eine Weile. Es fiel ihm schwer, ruhig zu atmen. Ihre Anwesenheit wühlte ihn auf.
    „Ich werde nicht aufgeben, das weißt du“, erklärte sie mit seltsam flacher Stimme.
    Er benötigte einen halben Herzschlag, um zu begreifen, dass sie nicht mit ihm sprach, sondern mit ihrer halb bewusstlosen Tante.
    „Es ist möglich, nicht wahr?“, fragte sie die teilnahmslose Mrs Douglas.
    Was war es? Was wollte sie?
    Sie beugte sich vor und küsste Mrs Douglas, dann ging sie.
    Am nächsten Morgen verfügte Elissande, dass allen das Frühstück aufs Zimmer gebracht werde - mit Ausnahme von Lord Frederick. Sie selbst setzte sich in den Morgensalon und wartete darauf, dass Letzterer erschien, damit sie gemeinsam Zeit verbringen konnten.
    Sie würde ihn

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